Der skandinavische Eisblock

Markus Hagelin kam 2014 aus der 1. Norwegischen Liga zum HSC 2000 Coburg und hat sich vor allem in der Defensive zu einem wichtigen Eckpfeiler entwickelt. Nicht nur er würde mit den Gelb – Schwarzen gerne noch einmal den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern.

Wer sich mit dem Blondschopf unterhält, begegnet einem aufgeschlossenen und sympathischen Zeitgenossen, freundlich und überaus höflich. Aber es gibt auch den anderen Markus Hagelin, der seinen 106 kg schweren und 1,97 m großen Körper geschickt einsetzt, um für sich und seine Mitspieler im Angriff die entsprechenden Räume zu schaffen oder sich in der Defensive den gegnerischen Angreifern mit stoischer Ruhe, aber immer konsequent und kompromisslos entgegen zu stellen. Was gefällt ihm eigentlich an der oft so schmerzhaften Arbeit eines Kreisläufers? „Der Kampf Mann gegen Mann ist cool in Abwehr und Angriff. Und dass man im Zusammenspiel mit den Mitspielern viel machen kann.“ In der Körperlichkeit und dem Spielverständnis sieht „der skandinavische Eisblock“, wie ihn die heimische Presse ob seiner Spielweise inzwischen bereits treffend titulierte, dann auch seine größten Stärken. Und die Schwächen? „Ich habe ganz klar auch Schwächen, aber es ist besser, sich auf die Stärken zu konzentrieren.“  In der schwedischen Kleinstadt Skövde geboren und aufgewachsen, probierte er sich in der Jugend erst einmal in verschiedenen Sportarten aus. „Mit Handball habe ich wegen meinem Bruder angefangen, der zehn Jahre älter ist als ich. Er hat immer Handball gespielt. Ich bin dann mitgegangen in die Halle und habe zugeschaut. Dann war es normal für mich auch anzufangen. Da war ich so sechs Jahre alt. Ich hab auch Fußball gespielt, kein Eishockey, aber Bandy auf Eis, auch kurze Zeit Basketball und andere Sportarten. Aber Fußball und Handball hab ich so im Wechsel gespielt, Sommer und Winter, bis ich so 15, 16 Jahre alt war. Erst dann mit 16 hab ich mich zu hundert Prozent für Handball entschieden.“ Eine gute Entscheidung, wie sich schon bald zeigen sollte. Bereits als 18jähriger gab er beim dortigen Traditionsverein IFK sein Debüt in der 1. Mannschaft.  Bis 2014 spielte Markus Hagelin für den IFK Skövde in der 1. Schwedischen Liga und absolvierte dort insgesamt 172 Spiele, in denen er 208 Tore erzielte. Dann fasste der Kreisläufer, der auch einen Bachelor – Abschluss im Logistik – Management besitzt, den Entschluss, sich fortan erst einmal auf seine Handballkarriere zu konzentrieren und nahm das Angebot des norwegischen Erstligisten IF Runar Sandefjord an. „Ich wollte etwas Neues probieren, nachdem ich solange da war.“

„Ich wollte schon immer gerne in Deutschland spielen.“   

Auch bei seinem neuen Verein überzeugte Markus Hagelin durch Leistung und eine professionelle Einstellung. „Er ist ein perfekter Spieler für jedes Team“, lobte ihn sein damaliger Trainer Johan Zanotti. Und so ließ der nächste Schritt in seiner Handball – Karriere nicht lange auf sich warten. 2015 wechselte der Schwede zum HSC 2000 Coburg – eine Entscheidung, die für ihn selbst nur logisch war. „Ich wollte schon immer gerne in Deutschland spielen. Hier ist ein großes Interesse für Handball, es gibt hier viele Fans. Und mit Coburg habe ich die Möglichkeit, in der 1. Liga zu spielen.“ Zwar konnte auch Markus Hagelin, der seinen Landsmann Marcus Ahlm sowie Igor Vori als sportliche Vorbilder nennt, den sofortigen Wiederabstieg des HSC nicht verhindern. Dennoch bleibt die 1. Bundesliga nach wie vor ein Thema für ihn: „Ich versuche nur erst auf dieses Jahr zu schauen und möchte eine gute Saison mit Coburg spielen, so dass wir um das Aufstieg mitspielen. Das wäre schon was Cooles, das nochmal zu erleben.“ Auch abseits des Spielfeldes hat sich der Hüne längst bestens in Coburg eingelebt. „Die Stadt gefällt mir. Es sieht sehr schön aus hier. Auch im Kreis Coburg, wo man verschiedene Sachen machen kann. Ich komme auch aus einer Stadt mit 40 bis 50 Tausend Einwohnern. Das passt für mich und meine Familie sehr gut. Der Verein ist sehr familiär, finde ich. Ich fühle mich hier sehr wohl.“

Der Familienmensch

Für den inzwischen 29jährigen ein überaus wichtiges Kriterium, denn die Freizeit verbringt er nach wie vor am liebsten mit seiner Familie. Und diese – bisher bestehend aus Ehefrau Kajsa und der knapp zweijährigen Tochter Bodil – hat vor knapp acht Wochen in Person von Söhnchen Melker weiteren Zuwachs bekommen. Dass ihm deshalb jetzt erst einmal noch weniger Zeit für Hobbies wie Golfen, Computerspiel oder Lesen bleibt, stört den Familienmenschen Hagelin nicht. „Es gibt viel zu tun zu Hause und es macht auch Spaß.“ Zuwachs hatte es zuletzt aber auch beim HSC 2000 Coburg gegeben – und zwar in Sachen „Schweden – Power“. Immerhin hat Markus Hagelin mit Spielmacher Tobias Varvne, mit dem er aber bereits drei Jahre lang in Skövde zusammen in einer Mannschaft gespielt hat, und Neuzugang Pontus Zetterman inzwischen auch zwei Landsleute unter den Teamkollegen. Ein Vorteil? „Wenn man neu ist im einer Mannschaft, dann hilft es. Es ist schön, seine Muttersprache abseits des Handballfeldes zu sprechen. Aber auf dem Spielfeld und im Training spielt das keine Rolle.“ Denn auch für den ehrgeizigen Kreisläufer wiegen ohnehin andere Eigenschaften mehr als die Nationalität. Entsprechend angetan ist Markus Hagelin dann auch von der neuformierten HSC – Mannschaft und den neuen Kollegen: „Wir haben sehr gut angefangen, aber müssen weiter Gas geben, um erfolgreich zu sein. Wir sollen immer nur auf das nächste Spiel schauen. Ich finde, die neuen Spieler haben viel Energie in die Mannschaft gebracht. Die passen alle gut in die Mannschaft und man sieht, dass die junge Leute einen Schritt nach vorne machen wollen, um bessere Handballer zu werden. Diese Energie ist momentan in der ganzen Mannschaft.“

Bericht von Gerd Nußpickel

Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)