Ohne einige verletzte bzw. anderweitig eingesetzte Spieler stellte sich ein ziemlich geschrumpfter 10-Mann-Kader der Herausforderung beim Tabellenvorletzten HSG VfR/Eintracht Wiesbaden. Die Gastgeber aus der hessischen Landeshauptstadt ließen daher von der ersten Minute keinen Zweifel daran, dass sie diesen kleinen Vorteil für sich nutzen und zwei wichtige Punkte erobern wollten. Somit entwickelte sich ein rasantes, teilweise überhastetes Spiel, das sich zu einem wahren Krimi steigerte.
HSG VfR/Eintracht Wiesbaden – HSC 2000 Coburg 22:23 (13:12)
Zwar lagen die HSC´ler gegen die starken Wiesbadener schnell 1:3 zurück, doch Louis Korn gab mit seinem 2:3-Treffer den Startschuss für eine Partie mit knappen, zu Beginn noch wechselnden Vorsprüngen für die eine wie die andere Mannschaft. Das 5:5 von Leonard Harreß in der 11. Minute läutete allerdings noch nicht die erhoffte Wende zu Gunsten des HSC ein, im Gegenteil, kurz danach lagen die Oberfranken sogar 5:7 zurück. Bis zur 15. Minute hieß es wieder ausgeglichen 8:8, doch dann starteten die Hausherren mit einer kleinen Serie von drei Treffern in Folge zum 11:8 durch. Es klappte nicht alles bei den HSC-Youngsters, mit der Verwertung ihrer Torchancen und Siebenmeter gingen die Gelb-Schwarzen sehr fahrlässig um, aber das Rumpf-Team zeigte trotzdem in jeder Phase des Spiels ein großes Kämpferherz, und mit dieser respektablen Einstellung holten die Coburger auch wieder zum 11:11 und 12:12 auf. Zwar lagen die HSC-Youngsters dann doch zur Halbzeit mit 12:13 hinten, doch hatten sie häufig schon eine starke zweite Hälfte, in der sie solche Rückstände drehten. So hofften es zumindest die mitgereisten Fans aus Franken.
Der Anwurf für den HSC in der zweiten Hälfte war jedoch nur für die Wiesbadener ein aufrüttelnder Moment, denn wie schon in der Vorwoche gegen Gelnhausen leistete sich der HSC in den Anfangsminuten komplette mentale Aussetzer und lag schnell 12:15 in Rückstand. Die Mannschaft taumelte, wankte, stolperte, aber sie fiel nicht. Wie schon in den ersten dreißig Minuten bewies sie große Moral und stemmte sich mit aller Macht gegen die drohende Niederlage. Erfreulich war, dass neben Lukas Dude und Christopher Härtl auch Benjamin Beyer, Nicolas Carl und Jonas Wolter immer wieder Akzente setzten und Tore warfen, so dass die HSC-Spieler für die Gastgeber schwer auszurechnen waren.
Mit viel Leidenschaft kamen die Gelb-Schwarzen wieder auf 14:15, 15:16 in der 40. Minute, 17:18 in der 45. und 18:19 in der 50. Minute heran, aber bis dahin wollte der Ausgleich einfach nicht gelingen. Immer, wenn die Coburger dem Remis zum Greifen nahe waren, antworteten die sich vehement wehrenden HSG-Hausherren mit einem Gegentor. Knapp zehn Minuten vor dem Abpfiff gelang Christopher Härtl endlich der Ausgleich, doch postwendend kassierte der HSC den erneuten Rückstand. Erschwert wurde das alles noch dadurch, dass die Coburger in der 53. Minute einen Siebenmeter verwarfen und auch Überzahl-Situationen nicht immer optimal ausspielten. Wie in einem Drama spitzte sich die Situation in den Schlussminuten zu. Zuerst gelang Jonas Wolter in der 56. Minute der erneute Ausgleich zum 21:21, und in der 58. Minute brachte Christopher Härtl seine Farben endlich in Führung. Nur noch 56 Sekunden waren zu spielen, als der nervenstarke Niklas Knauer einen Siebenmeter zum 21:23 für Coburg verwandelte. Doch im Gegenzug verkürzte Bengil Berkant, der beste Spieler der HSG Wiesbaden, knapp 40 Sekunden vor dem Ende zum 22:23. Beim Anwurf galt es nun für den HSC, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und die restlichen, gefühlt quälend langen dreißig Sekunden die Uhr herunterzuspielen. Doch hierzu fehlte den mental blockierten Gelb-Schwarzen die Cleverness – viel zu früh, 15 Sekunden vor dem Schlusssignal schlossen sie ihre Offensivbemühungen ab – und verwarfen! Die Gastgeber starteten mit ihrem letzten Angriff, der von den Coburgern nur mit einem Foul unterbrochen werden konnte. Sieben Sekunden vor dem Ende also Siebenmeter für die Hessen und das entscheidende Duell zwischen dem bis dahin sicheren Schützen Bengil Berkant und HSC-Torwart Fabian Apfel, der bereits zuvor mit mehreren Paraden den HSC im Spiel gehalten hatte. Und wieder war es Fabian Apfel, der die Oberhand behielt und den Strafwurf abwehrte. Mit dieser letzten Aktion des Spiels hielt der Keeper den knappen Auswärtssieg für den HSC fest.
Mit dem knappsten aller Ergebnisse holte sich ein trotz mancher Unzulänglichkeiten toll kämpfendes Kollektiv mit hoher Moral zwei eminent wichtige Punkte. 58 Minuten lang rannte eine Einheit von zehn leidenschaftlichen, bisweilen an den eigenen Nerven scheiternden Coburgern fast durchweg einem Rückstand hinterher, um dann dem Spiel in den letzten zwei Minuten die entscheidende Wende zu geben und sich für den immensen Aufwand doch noch verdient zu belohnen.
Für den HSC 2000 Coburg spielten:
Fabian Apfel – Lukas Dude (6/2), Benjamin Beyer (4), Louis Korn (1), Leonard Harreß (1), Nils Wendel, Jonas Wolter (3), Nicolas Carl (3), Christopher Härtl (4), Niklas Knauer (1)
Trainer: Martin Röhrig, Andreas Gahn
Bericht von Reiner Hennig