HSC 2000 Coburg bleibt in einem kampfbetontem Spiel gegen den Wilhelmshavener HV cool. Florian Billek nach 22 Minuten bereits mit acht Treffern.

Coburg – „Das war ein emotionales, abwechslungsreiches und richtig ansehnliches Spiel“, ordnete der Trainer des HSC 2000 Coburg, Jan Gorr, die Partie nach dem Schlusspfiff ein. Als Romas Kirveliavicius beim Stand von 27:24 dem Gegner den Ball in die Hände spielte, stand ihm und den Fans der Coburger das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Würde die Partie jetzt fünf Minuten vor dem Ende doch noch einmal kippen? Der Wilhelmshavener HV läuft den Konter, doch da ist Tobias Varvne zur Stelle. Geschickt stellt er sich dem Angreifer in den Weg – Stürmerfoul. Diskussionswürdig, aber das waren einige Entscheidungen auf beiden Seiten.

So hätte es im direkten Gegenzug auch eine Zeitstrafe geben müssen, als Varve von hinten in den Arm gegriffen wurde, die SR beließen es bei einem Freiwurf. Aber die Zeit spielte für den HSC, die sich dann auf dem Weg zum 29:26-Erfolg nicht mehr beirren ließen. Einen tollen Tag erwischte Florian Billek, der bei 13 Versuchen zwölf Mal traf, nur einen Strafwurf vergab. Überhaupt überzeugten beide Außenspieler, auch mit dem Konterspiel, denn auf der linken Seite war Felix Sproß sechs von acht Mal erfolgreich. Der an einer Schambeinentzündung laborierende Kapitän Till Riehn, der sich die Partie von der Tribüne anschauen musste, war zufrieden: „Wir haben das heute insgesamt sehr souverän gemacht, der Sieg in Bietigheim hat uns Selbstvertrauen gegeben, wohl auch deswegen waren unsere schwachen Phasen kürzer und wir haben das Ding gewonnen.“

Am Kreis wurde von Beginn an heftig gearbeitet – das Duell hieß Hagelin gegen Andrejew, der auch in der eigenen Abwehr kein Kind von Traurigkeit war. Und über den Kreis war der WHV nicht nur in der Anfangsphase sehr erfolgreich, da passte die Abstimmung im HSC-Deckungsverband nicht immer. Dabei agierten die Gäste extrem körperbetont, worüber Jan Gorr früh ein Gespräch mit dem SR hatte. Bis zur 13. Minuten betrug der Vorsprung, erst für die Coburger, dann für die Wilhelmshavener nie mehr als einen Treffer. Beide Teams entwickelten viele Spielideen, ließen aber auch klare Chancen liegen. Das knappe Hin und Her änderte sich mit den ersten Strafzeiten, als Florian Billek erst ins leere Tor einnetzte und Varvne wenig später auf 8:6 erhöhte. Das war der Startschuss für zehn ganz starke Minuten der Heimmannschaft.

Aktivposten bei den Coburgern war Florian Billek, der immer wieder von der Übersicht im HSC-Angriffsspiel profitierte, seine Chancen egal ob von außen oder im Konterspiel nutzte. Beim WHV stellte einmal mehr Kay Smits seine Wurfvariabilität aus dem Rückraum zur Schau. Doch das und das gute Spiel zum Kreis war zu wenig. Tor um Tor setzte sich Coburg auf sechs Treffer zum 15:9 (22.) ab, dabei war Billek acht Mal erfolgreich. Mit Benedikt Kellner und Jakob Knauer brachte Gorr dann beide HSC-Youngsters. Der Halbrechte Knauer glänzte gleich mit einem sehenswerten Anspiel an den Kreis zu Sebastian Weber, der die Chance jedoch ausließ. Dem schloss sich dann ein Fehlpass an, auch weil der WHV nun offensiver in der Abwehr stand und mehr auf Balleroberungen aus war. Die konnten den Abstand verkürzen, da der HSC jetzt wieder Chancen liegen ließ.

So begann auch der zweite Durchgang und die HSC-Fans wurden zunehmend unruhig. Denn der einst komfortable Vorsprung hatte sich auf zwei Tore minimiert, auch durch eine klare Fehlentscheidung der Unparteiischen (Stürmerfoul). Das kritisierte Gorr, bekam dafür die gelbe Karte wie nur wenig später sein Gegenüber Köhrmann bei einem berechtigen Strafwurf (Abwehr durch den Kreis). Aber den aufkommenden Gegner erstickte ein Viererpack von Felix Sproß innerhalb von 123 Sekunden, aus einem 18:16 wurde ein 22:16. „Nicht zu viel denken, einfach machen“, umschrieb Sproß nach der Partie diese Szenen.

Trotzdem, die Gäste gaben sich noch lange nicht geschlagen, mit Kozul und Drechsler zog Köhrmann seine „Erfahrenen-Karte“ und hatte damit Erfolg. Erneut verkürzte der WHV den Abstand auf zwei Treffer. Im gebundenen Spiel gelang dem HSC in dieser Phase nicht allzu viel gegen eine immer bissigere Abwehr des Gegners. Waren sie dann doch einmal durch, fand der Ball nicht den Weg ins Tor. Pech kam auch noch dazu, als Varvne beim Stand von 23:21 (48.) nur den Pfosten traf. Ganz eng wurde es als „Kiwi“ erst einen Fehlpass fabrizierte, den Konter mit einem Foul unterband, zwei Minuten kassierte und es Strafwurf gab. Den parierte allerdings Oliver Krechel und damit begann die von Jan Gorr oft zitierte „Crunch-Time“. In der suchte der WHV den schnellen Abschluss, setzte den HSC damit weiter unter Druck. Und unter diesem Druck zeigte Benedikt Kellner mit einem tollen Rückhandanspiel auf Felix Sproß sein ganzes Können, es brachte das 27:24. Die Partie war nun häufig unterbrochen, aber es reichte am Ende für Coburg, für die Billek nach einem Pass von der anderen Außenposition von Sproß mit dem 29:25 sein Dutzend Tore vollmachte.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Der WHV ist kein Team, gegen das man gerne spielt, eher unbequem. Unser Gegenstoßspiel war der Schlüssel für den Erfolg, da konnten wir uns einmal mit sieben, dann noch einmal auf fünf Tore absetzen. Allerdings hat mir der Einstieg in die zweite Halbzeit überhaupt nicht gefallen, als uns der Gegner mit Sachen düpiert hat, von denen wir wussten. Dadurch ist es noch einmal knapp geworden und das Pendel hätte durchaus zur anderen Seite ausschlagen können.“

WHV-Coach Christian Körmann: „Nach den ersten Zeitstrafen gegen uns ist Coburg weggezogen. Vor der Pause haben wir dann drei hundertprozentige vergeben, fünf Abwehrfehler in kurzer Folge gemacht, das ist zu viel. Ich bin unzufrieden, dass wir keine Punkte mitgenommen haben, aber stolz auf unsere Leistung.“

HSC-Kreisläufer Sebastian Weber: „Wir haben die Ruhe bewahrt und uns mit den Tempophasen immer wieder abgesetzt. Über weite Strecken haben wir sehr gut gespielt, aber wir wussten auch, dass der WHV mit seinem guten Positionsangriff bis zum Ende nicht aufgeben wird.“

 

Statistik

HSC 2000 Coburg – Wilhelmshavener HV 29:26 (17:12).

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (17 Gegentore, 5 Paraden), Oliver Krechel (9 Gegentore, 5 Paraden); Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (6), Dominic Kelm (2), Sebastian Weber, Stefan Lex (3), Benedikt Kellner, Florian Billek (12/4), Marko Neloski, Jakob Knauer, Tobias Varvne (2), Romas Kirveliavicius (4). Trainer: Jan Gorr.

Wilhelmshavener HV: Dennis Doden (16 Gegentore, 7 Paraden), Frederick Lüpke (13 Gegentore, 4 Paraden); Rutger Ten Velde (1), Sebastian Maas (2), Fabrice Lehmann, Lukas Kalafut (1), Kay Smits (3/1), Duncan Postel (6), Evgeny Vorontsov (2), Janik Köhler (1), Matej Kozul, Jörn Wolterink, Tobias Schwolow (6), Daniel Andrejew (1), Rene Drechsler (3). Trainer: Christian Köhrmann.

SR: Julian Fedtke / Niels Wienrich

Spielfilm: 1:1 (2.), 3:3 (5.), 4:5 (7.), 6:6 (11.), 8:6 (13.), 10:7 (17.), 12:8 (19.), 14:9 (21.), 16:9 (24.), 17:12 – 17:13 (32.), 17:15 (35.), 18:16 (37.), 22:16 (40.), 22:18 (42.), 23:20 (44.), 23:21 (47.), 24:21 (49.), 25:22 (52.), 26:23 (53.), 27:24 (55.), 27:25 (57.), 29:25 (60.), 29:26.

Zuschauer: 2.149 in der HUK Coburg arena

Siebenmeter: 4/5 (Billek scheitert an Doden)– 1/3 (Smits wirft übers Tor und scheitert an Krechel)

Strafminuten: 4 (Hagelin, Kirveliavicius) – 12 (Andrejew, Schwolow, Postel 4, Kalafut, Ten Velde)

Beste Spieler: Billek, Sproß – Schwolow, Postel.

Bericht von Ralph Bilek

Bilder von Henning Rosenbusch www.http://henning-rosenbusch.de/