Es klingt wie ein Widerspruch: eigentlich hätte der HSC dieses Spiel klar gewinnen müssen, doch am Ende konnte er froh sein, wenigstens einen Punkt gerettet zu haben. Der Zehnte TSG Friesenheim verschenkte gegen die favorisierten, als Fünftplatzierter angereisten Coburger einen schon sicher geglaubten Sieg.
Zwar verliefen die ersten fünf Minuten des Spiels noch nach einem üblichen Muster ab: Lukas Dude warf die Vestestädter in Führung und Justin Spörke glich zum 2:2 aus. Doch danach trat ein fatales Coburger Manko zu Tage, das schon in Erlangen aufgefallen war: die extrem mangelhafte Chancenverwertung! Reihenweise wurde beste Gelegenheiten sträflich ausgelassen. Bis zur 13. Minute waren es nur noch drei Treffer von Max Preller, die dem HSC immerhin einen Zwischenstand von 6:6 sicherten.
Danach folgten neun unterirdisch schlechte Minuten der Oberfranken, in denen sie keinen weiteren Treffer für sich reklamieren konnten. Drei Siebenmeter wurden kläglich verworfen, ans Lattenkreuz, neben und über das Tor, dazu wurde selbst in freier, unbedrängter Position der gute Friesenheimer Torhüter Kevin Wagner mehrmals angeworfen, oft halbhoch an Bein und Arm. Zum Glück für die Coburger konnten die Ludwigshafener ihrerseits in dieser Phase selbst auch nur ein Tor zur 7:6 – Führung erzielen. In der 22. Minute endlich gelang Jonas Wolter der Ausgleich, und Benjamin Beyer ließ sogar kurz darauf die 8:7-Führung für den HSC folgen.
Sicherer wurde das Spiel der Coburger dadurch jedoch nicht, immer wieder schafften es die heimischen „Eulen“ geschickt mit ihrer aggressiven 3-2-1-Deckung, die Rückraumschützen des HSC aus dem Spiel zu nehmen und Anspiele an den Kreis zu unterbinden. Trainer Martin Röhrig nahm in der 25. Minute eine Auszeit und forderte seine Mannschaft wörtlich auf, endlich „Handball zu spielen“.
Es schien zu fruchten: Nicolas Carl markierte mit einem Wurf von außen ins kurze Eck die erneute 10:9-Führung des HSC, doch dann schaltete das Team in der letzten Minute der ersten Halbzeit kollektiv ab und kassierte in den letzten 58 Sekunden zunächst den erneuten Ausgleich (10:10) und praktisch mit der Pausensirene in der 30. Minute sogar den 10:11-Halbzeitrückstand.
Die Coburger wollten es in Hälfte zwei besser machen, doch es blieb zunächst lediglich beim Vorsatz. Wenigstens erwies sich Benjamin Beyer als sicherer Siebenmeter-schütze, doch die TSG Friesenheim baute den Vorsprung auf 13:10, 14:11, 15:12 und 16:13 aus. Zwischen der 38. und der 50. Minute kollabierte die bis dahin noch geordnet wirkende Abwehr des HSC vollends, fast tatenlos sahen die Gelb-Schwarzen den Hausherren beim Torewerfen zu, und beinahe jeder Wurf der Eulen war im Kasten!
Die Coburger Torhüter konnten einem Leid tun, mühselig gelang es den im Angriff fahrig und schlampig spielenden Gästen, den Rückstand nicht über fünf Tore hinaus wachsen zu lassen. Den Friesenheimern gelang in diesem Abschnitt fast alles, sie wuchsen immer mehr über sich hinaus, während die Coburger mit jeder zusätzlichen Minute unsicherer wurden. In der 52. Minute führten die Pfälzer mit 24:19, und nichts deutete darauf hin, dass die HSC´ler noch irgendetwas hier holen konnten.
Die Coburger Mannschaft spielte nämlich schlecht, sie wirkte desolat, aber sie riss sich zusammen, mobilisierte die letzten Reserven, zeigte in der Abwehr nun die Bissigkeit, die vorher gefehlt hatte, dazu den unbedingten Einsatz, mit dem man auch Abpraller dem Gegner wegfischt, und einen unbändigen Kampfgeist. In der 53. Minute erzielte Max Preller das 24:20, in der 55. Minute setzte Leonard Harreß mit dem 24:21 die Aufholjagd fort. Benjamin Beyer gelang in der 56. Minute mit einem Siebenmeter das 24:22. Postwendend wurde der heimischen TSG ein berechtigter Strafwurf zugesprochen, aber Torhüter Robin Hennig konnte ihn abwehren.
Nils Wendel verkürzte auf 23:24, jetzt keimte tatsächlich noch einmal Hoffnung bei den HSC-Youngsters auf. Wichtig war, dass Robin Hennig einen weiteren Wurf vom Kreis ebenfalls parierte, und Max Preller in der 59. Minute den 24:24-Ausgleich folgen ließ. Die letzten 54 Sekunden wurden noch einmal zum Krimi, denn Friesenheim war im Angriff und dem HSC drohte das Risiko, trotz seiner eindrucksvollen Fünf-Tore-Serie in den Schlusssekunden noch mit leeren Händen dazustehen.
Die Gastgeber blieben dank mehrerer Freiwürfe in Ballbesitz, kamen aber aufgrund der guten Abwehr der Coburger nicht mehr zum Abschluss. Zu spät konnten die HSC´ler den Tempogegenstoß starten, denn bevor der Ball zum alleine davongeeilten Justin Spörke gepasst werden konnte, ertönte bereits die Schlussirene. Drei, vier, fünf Sekunden mehr, und der HSC hätte sogar noch den 25:24-Siegtreffer erzielen können! Das wäre objektiv betrachtet zwar sehr glücklich und auch unverdient gewesen, doch der HSC hätte diese zwei Punkte gut gebrauchen können.
Mit dem Unentschieden fällt der HSC von Platz fünf auf den undankbaren siebten Platz zurück. Neben einer unbedingt erforderlichen intensiven Fehleranalyse bleibt festzu-halten, dass die Mannschaft eine sehr hohe Moral bewiesen hat; sie gab nicht auf, kämpfte aufopferungsvoll und biss sich ins Spiel zurück. Diese Erkenntnis und der schon nicht mehr für möglich gehaltene Punktgewinn sollte der Mannschaft deshalb für die künftigen Partien wieder mehr Selbstgewissheit, Sicherheit und Vertrauen in das eigene Können und die eigenen Stärken geben!
Für den HSC 2000 Coburg spielten: Fabian Apfel, Robin Hennig – Lukas Dude (5), Benjamin Beyer (5/3), Leonard Harreß (2), Justin Spörke (1), Nils Wendel (1), Jonas Wolter (2), Max Preller (6), Nicolas Carl (1), Christopher Härtl (1), Niklas Knauer
Trainer: Martin Röhrig, Andreas Gahn
Bericht von Reiner Hennig