Der verdiente HSC-Erfolg beim ASV Hamm-Westfalen stand am Schluss auf wackeligen Beinen, als der Gegner den siebten Feldspieler brachte. Coburg blieb ohne Zeitstrafe.
Hamm/Coburg – Zwei Mal gastierte der HSC 2000 Coburg bislang beim Erstliga-Aufsteiger von 2010, dem ASV Hamm-Westfalen. Beide Male siegten die Coburger nur mit einem Tor Differenz. Doch aller guten Dinge sind drei. Denn auch am gestrigen Abend konnten die Gastgeber den Spieß nicht umdrehen, verloren das Duell in eigener Halle erneut, diesmal mit zwei Treffern. Das 26:28 untermauert auch den vierten Tabellenplatz der Coburger, die den Gegner nun auf vier Zähler distanziert haben.
Bei Hamm waren nach längerer Zeit wieder alle Mann an Bord. Neben Markus Fuchs der an einem Infekt laboriert hatte, kehrte auch Vyron Papadopoulus nach einem Haarriss im Knochen zumindest zum Strafwurfwerfen zurück. Beim HSC fehlte ebenfalls niemand, sieht man von den Langzeitverletzten Wetzel und Lilienfelds ab. Von den Akteuren, die im kommenden Jahr für den jeweiligen Gegner spielen, gab es gleich die interessante Konstellation, dass Stefan Lex auf Christoph Neuhold traf, der nur im Angriff gebracht wurde.
Im Zusammenspiel mit Björn Zintl rissen die beiden Hammer Rückraumakteure immer wieder Lücken in die Coburger Abwehr. Mit seinem ersten Wurf aber scheiterte der Bald-Coburger an Jan Kulhanek. Auf beiden Seiten kamen in der Anfangsphase einige Bälle nicht beim Mitspieler an und die Partie blieb extrem torarm. Nach 13 Minuten holte sich Jan Gorr „Kiwi“ an die Seitenlinie, weil der gegnerische Kreisläufer Jan Brosch, schon im Hinspiel ständiger Unruheherd, zu viele Freiräume hatte.
Die gewährte die hart arbeitende ASV-Abwehr den Coburgern weniger, doch gerade am Kreis gegen Dominic Kelm und Sebastian Weber ging das ungeahndet mit Halten und Trikotzerren noch bevor sie sich zum Ball orientieren konnten, oft über die Grenze des Erlaubten. So erkämpfte sich Hamm eine 7:5-Führung, doch mit Glück bei einem Abpraller, einem Tor ins Dreieck von Tobias Varvne und zwei Kontern, drehte Coburg innerhalb von drei Minuten den Spieß um und setzte sich selbst erstmals auf zwei Treffer ab. Konsequenz: Auszeit Hamm und dennoch legte der HSC einen weiteren Treffer vor.
Hamm profitierte vor allem von den sicher verwandelten Strafwürfen von Papadopoulus, doch Fehler bestrafte der jeweilige Gegner konsequent. So kamen die Gastgeber auch wieder heran, doch einen Ausgleich ließ Coburg nicht zu, ging mit zwei Toren Vorsprung in die Pause. Und der hätte durchaus größer sein können, wenn Felix Sproß, der im Angriff zuvor einen viel schwierigeren Ball mit Wucht im Tordreieck versenkt hatte, einen freien Ball von außen verwandelt hätte und Markus Hagelin nicht Millimeter auf dem Kreis gestanden hätte. Bei ähnlicher Wurfquote lag die Führung letztendlich an der höheren Quote der gehaltenen Bälle durch Jan Kulhanek.
Denn es war das von beiden Seiten erwartete Spiel auf Augenhöhe. Und wieder hätte sich Coburg mehr Luft verschaffen können. Zu dritt waren sie nahezu frei vor dem gegnerischen Gehäuse, doch Sieger in diesem Angriff blieb Storbeck im Tor der Gastgeber. In der Folge verpasste es Coburg, sich mehr Luft zu verschaffen, den Vorsprung auszubauen. Chancen boten sich, doch mehrmals zeichnete sich Storbeck aus. Doch dem stand sein Gegenüber Jan Kulhanek in keinster Weise nach. So blieb die Partie fast vier Minuten ohne Treffer. Diese Flaute beendete der HSC, der den Gegner weiter auf Distanz hielt, der dann zu einem glücklichen Treffer kam, als ein von Zintel an den Pfosten geworfener Ball Kulhanek an die Backe und von dort ins Tor sprang.
Trotzdem schaffte es Coburg mit viel Übersicht zumindest die drei Tore zu verteidigen und es dauerte bis elf Minuten vor dem Abpfiff, ehe der HSC endlich vier Treffer zwischen sich und den Gegner gelegt hatte. Zuvor war der Ball mehrmals „verdaddelt“ worden. Doch die Coburger wirkten dennoch hochkonzentriert, hatten stets die richtigen Antworten parat, egal wie gewechselt wurde. Hamm versuchte es nun häufig mit Einzelaktionen, aber ohne durchschlagenden Erfolg, bestrafte aber weiter Nachlässigkeiten auf Coburger Seite mit einfachen Toren.
Zudem brachten sie den siebten Feldspieler für den Torwart und halbierten so den Rückstand. Zeit für Jan Gorr zur Auszeit um seine Spieler neu zu justieren. Die hatten Glück, dass Neuhold auf dem Weg zum Anschlusstreffer ein technischer Fehler abgepfiffen wurde und im Gegenzug das 21:24 gelang. Aber mit dem siebten Feldspieler kam Coburg nicht zurecht. Und musste zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff den Ausgleich hinnehmen. Doch mit wieder aufmerksamer Abwehrarbeit und einem Torerfolg ins verlassene Gehäuse ebneten sie sich dann doch den Weg in einer auch aus anderer Sicht bemerkenswerten Partie – denn es gab nur eine Zeitstrafe, Coburg blieb sogar ganz ohne.
Stimmen
HSC-Linksaußen Felix Sproß: „Wir haben ein, zwei technische Fehler zuviel gemacht, deswegen ist es noch einmal eng geworden. Aber unterm Strich haben es verdient nach Hause geworfen.“
HSC-Spielführer Till Riehn: „Das war noch einmal eine gute Aufgabe gegen einen direkten Konkurrenten im Vorderfeld. Das war jetzt das dritte enge Spiel in Hamm, schön und intensiv gegen einen guten Gegner. Die Punkte haben wir aber mitgenommen und uns für das Hinspiel revanchiert.“
Statistik
ASV Hamm-Westfalen – HSC 2000 Coburg 26:28 (12:14)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (n.e.), Felix Sproß (6), Dominic Kelm, Sebastian Weber (1), Stefan Lex (6), Benedikt Kellner (n.e.), Florian Billek (6/1), Till Riehn (1), Jakob Knauer (2), Tobias Varvne (4), Romas Kirveliavicius (2). Trainer: Jan Gorr.
ASV Hamm-Westfalen: Felix Storbeck, Gregor Lorger; Lukas Blohme (1), Fabian Huesmann (3), Jan Brosch (1), Markus Fuchs, Fannar Fridgeirsson (5), Jakob Schwabe (1), Julian Krieg, Lars Gudat (1), Kim Voss-Fels (1), Vyron Papadopoulos (4/4), Björn Zintel (4), Julian Possehl (3), Christoph Neuhold (2). Trainer: Kay Rothenpieler.
SR: Pawel Fratczak / Paulo Ribeiro
Spielfilm: 1:2 (8.), 3:4 (11.), 5:4 (13.), 7:5 (17.), 7:10 (22.), 9:10 (24.), 10:12 (26.), 12:13 (28.), 12:14 – 13:14 (31.), 13:16 (32.), 15:17 (36.), 16:18 (40.), 17:19 (43.), 18:21 (45.), 19:23 (49.), 21:23 (52.), 22:25 (55.), 25:25 (58.), 25:28 (60.), 26:28.
Zuschauer: 1.977 in der WESTPRESS arena
Siebenmeter: 4/5 (Papadopoulos wirft übers Tor) – 1/1
Strafminuten: 2 (Schwabe) – 0
Beste Spieler: Fridgeirsson, Zintel, Heusmann – Kulhanek, Billek, Sproß, Lex.
Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (http://www.henning-rosenbusch.de/)