Riesenleistung von Tobias Varvne zu wenig für einen HSC-Erfolg gegen Eisenach. Stefan Lex sah nach 15 Minuten „glatt“ rot.
Doppelspieltag sowohl in Basketball-Bundesliga und als auch in zweiter Handball-Bundesliga – für den HSC 2000 Coburg bedeutete dies am gestrigen Abend Derbyzeit gegen den ThSV Eisenach. Die abstiegsbedrohten Thüringer, die mit Nicolai Hansen auf einer ihrer Abwehrchefs verzichten mussten, waren die effektivere Mannschaft und nahmen deswegen verdient erstmals mit einem 32:30-Erfolg beide Zähler mit in die Wartburgstadt. Deren Spielmacher Marcel Schliedermann, hinter dem ein Fragezeichen stand, war mit von der Partie. Coburg konnte zum dritten Mal in Folge mit der gleichen Formation antreten, ein Novum in den letzten eineinhalb Jahren.
Zur gleichen Zeit als Coburgs OB Norbert Tessmer auf dem Frühlingsfest den Zapfhahn zur Eröffnung ins erste Fass einschlug, erzielte Felix Sproß die erste HSC-Führung in einem von Beginn an stimmungsgeladenem Derby. Statt 3:1 nach einem frei vergebenen Konter stand es wenig später wieder remis. Mit zum Teil sehenswerten Spielzügen legte Coburg dann immer ein Tor vor, aber Eisenach zog nach. Das bis zur zehnten Minute, ehe ungleiche SR-Entscheidungen, die in einer diskussionswürdigen roten Karte gegen Stefan Lex gipfelten, eine Wende brachten. Nun lief Coburg einem Rückstand hinterher, doch die Partie blieb offen und knapp. Bei Eisenach stach Marcel Niemeyer am Kreis heraus, der kaum zu stoppen war, immer wieder gut bedient wurde. Coburg bestach durch mannschaftliche Geschlossenheit, ließ aber insgesamt mehr Chancen liegen als der Gegner. Das war auch der Hauptgrund, warum es nicht mehr gelang selbst in Führung zu gehen, zumal 18 Gegentore für die HSC-Abwehr nebst Torhütern auch kein gutes Zeugnis ausstellen ließ.
Gleich nach Wiederanpfiff ging das Spiel mit dem zusätzlichen Feldspieler auf HSC-Seite schief, Eisenach legte ein weiteres Tor vor. Aber der HSC profitierte weiter vom sicheren Auge von Tobias Varvne, der sich immer wieder die Lücken inklusive Torwart ausspähte. Doch das Fehlen von Lex machte sich doch bemerkbar, zumal die Coburger zu oft beste Chancen liegen ließen. Das nutzte Eisenach, weiterhin unglaublich zielstrebig gegen eine schwache HSC-Defensive nach 40 Minuten zur ersten Drei-Tore-Führung. Jan Gorr rief seine Spieler zur Auszeit, wie wenig später Andre Kühr, nachdem Coburg den erneuten direkten Anschluss geschafft hatte. Die Partie zeigte den Tabellenunterschied beider Teams in keinster Weise auf und nahm nochmals so richtig emotional Fahrt auf. Dabei bekam der HSC den Ex-Coburger Matthias Gerlich überhaupt nicht in den Griff, der ein ums andere Mal aus dem Rückraum einnetzte. Ganz anders auf der anderen Seite – erst vergab Flo Billek einen Strafwurf, dann Lukas Wucherpfennig völlig frei, ehe sich Jan Gorr für die weiter ziemlich viel für die Gäste auslegenden SR die gelbe Karte „abholte“.
Diese beiden vergebenen Großchancen, waren für diese Partie eine Art Schlüsselszene. Denn anstatt die Optionen für eine eigene Führung zu nutzen, setzte sich Eisenach erneut auf drei Treffer ab, hatte zudem die, an diesem Tag einzige, Stärke im HSC-Angriff erkannt und nahm Varvne in Manndeckung. Nach dem ersten vergebenen Strafwurf von Gerlich, der an Kulhanek scheiterte, zudem wenig später mit einem Wurf aus dem Rückraum sein Ziel verfehlte, und dem 29:30 von Riehn, der dabei von Miljak, dafür mit rot bestraft, hart genommen wurde, hatte der HSC eine weitere Option auf zumindest einen Zähler. Doch wieder wurde eine freie Chance vergeben, zudem blieben die SR bei ihrer unterschiedlichen Regelauslegung zu Ungunsten der Coburger, als Knauer von der ThSV Abwehr, die dabei noch durch den Kreis lief, in die Zange genommen wurde, es aber bei einem Freiwurfpfiff blieb. Aber unterm Strich geht der Sieg der Eisenacher völlig in Ordnung, weil sie den einfach mehr wollten.
Statistik
HSC 2000 Coburg – ThSV Eisenach 30:32 (17:18)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (1), Felix Sproß (4), Dominic Kelm (2), Sebastian Weber (1), Stefan Lex (1), Benedikt Kellner, Florian Billek (4/2), Till Riehn (2), Jakob Knauer (3), Tobias Varvne (11), Romas Kirveliavicius (1). Trainer: Jan Gorr.
ThSV Eisenach: Stanislaw Gorobtschuk, Jan Steffen Redwitz (1); Hannes Iffert, Pascal Küstner, Adrian Wöhler (2), Ibai Meoki-Etxebeste (1), Daniel Luther, Matthias Gerlich (11/5), Duje Miljak, Marcel Schliedermann (3), Luca-Max Baur, Noah Benjamin Streckhardt, Marcel Popa, Marcel Niemeyer (7), Willy Weyhrauch (1), Alexander Saul (6). Trainer: Andre Kühr.
SR: Ronny Dedens / Nico Geckert
Spielfilm: 0:1 (2.), 2:1 (3.), 3:2 (7.), 5:4 (9.), 6:7 (12.), 7:9 (15.), 10:10 (19.), 11:13 (21.), 13:14 (24.), 15:15 (27.), 15:17 (28.), 17:18 – 17:19 (31.), 19:20 (34.), 20:20 (36.), 21:23 (39.), 22:25 (41.), 24:25 (42.), 26:26 (45.), 27:29 (49.), 27:30 (51.), 29:30 (55.), 30:31 (59.), 30:32.
Zuschauer: 2.358 in der HUK-COBURG arena
Siebenmeter: 2/3 (Billek scheitert an Gorobtschuk) – 5/6 (Gerlich scheitert an Kulhanek)
Strafminuten: 4 (Weber, Hagelin); rote Karte gegen Stefan Lex (15.) – 10 (Miljak 6, Saul, Gerlich)
Beste Spieler: Varvne, Sproß – Niemeyer, Saul, Gerlich
Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)