Die Coburger stehen zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte auf dem 1. Platz der 2. Liga. Mit spielerischer Leichtigkeit gewinnt der HSC mit 33:25 in Aue
Wer hätte das gedacht: Zehn Jahre musste der HSC 2000 Coburg auf einen Erfolg beim EHV Aue warten, jetzt verbuchten die Vestestädter gleich zwei Siege innerhalb von gut vier Monaten. Nach dem klaren 28:19-Erfolg Anfang Mai löste Coburg auch die Aufgabe am vergangenen Samstag in der Erzgebirgshalle souverän.
Der 33:25-Sieg hätte durchaus noch höher ausfallen können. Denn die Chancenverwertung ließ phasenweise zu wünschen übrig. Das sah auch HSC-Trainer Jan Gorr so: „Gerade in der zweiten Halbzeit hatten wir Probleme damit, wo Aue noch einmal auf fünf herangekommen ist. Wenn du dann in dieser Halle zu dem Zeitpunkt eine Zeitstrafe bekommst, zwei Tore einfängst, dann sind es plötzlich nur noch drei. Dann steht die Halle Kopf und wir gucken kariert aus der Wäsche.“ Trotz des Makels der Chancenverwertung agierten die Coburger wie aus einem Guss, und egal, was sich der Gegner einfallen ließ, Coburg hatte die richtige Antwort darauf. Deswegen war Gorr auch sehr zufrieden. EHV Aue – HSC Coburg 25:33 (13:19)
Warum nach der Partie gerade „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“ von Wolfgang Petry mit dem Begleitchor der HSC-Spieler aus der Kabine schallte, blieb deren Geheimnis. Kein Geheimnis ist seit Samstagabend, dass die Coburger als eine von zwei noch ungeschlagenen Mannschaften in der Liga punkt- und tordifferenzgleich, lediglich aufgrund der mehr erzielten Tore die Tabellenführung in der 2. Handball-Bundesliga vor dem Aufsteiger TuS Ferndorf innehaben.
Gorr schickte dieselben Spieler auf die Platte wie in der Vorwoche, musste also erneut auf Spielmacher Tobias Varvne verzichten. Aue hatte bereits nach 40 Sekunden die Chance zum 2:0, ließ diese aber liegen. Die Coburger spielten genau wie die Gastgeber viel über den Kreis. Immer wieder wurde Sebastian Weber eindrucksvoll in Szene gesetzt. Während der ersten Zeitstrafe für die Erzgebirgler hatte Coburg die erste Möglichkeit, mit zwei Toren in Front zu gehen, doch Markus Hagelin scheiterte vom Kreis. So blieb die recht rasante Partie ausgeglichen. Aue spielte mit vielen Wechseln im Angriff, aber die nächste Chance, zwei Tore vorzulegen, hatte der HSC in Person von Florian Billek, der seinen Wurf aber an die Latte nagelte. Dies nutzte Aue, um selbst wieder in Führung zu gehen. Das 9:8 sollte aber die letzte Führung der Hausherren gewesen sein.
Vier Coburger Pfostentreffer
Die HSC-Abwehr stand weiterhin solide und das schnelle Spiel nach vorne funktionierte. So gelangen drei einfache Tore in Folge, und ein bestens aufgelegter Sebastian Weber brachte sein Team erstmals mit zwei Treffern in Front. Das große Plus der Coburger war das schnelle Umschaltspiel, das Grundlage für den nächsten Zwischenspurt war (11:16, 25.). Hinzu kam die Übersicht und das Erkennen der Lücken im Auer Deckungsverbund. Vor der Pause hatte der HSC allerdings mit einer doppelten Unterzahl noch eine äußerst kritische Phase zu überstehen. Die lösten sie jedoch mit einer bravourösen Abwehrleistung. Hätte Maximilian Jaeger zudem seinen Konter in Unterzahl untergebracht und wäre Coburg während der ersten Halbzeit nicht insgesamt vier Mal am Aluminium gescheitert, die Partie wäre zur Halbzeit wohl so gut wie entschieden gewesen.
Aue änderte nach dem Wechsel seine Abwehr, spielte nun mit einer 5:1-Formation und brachte später sogar den siebten Feldspieler auf die Platte – doch der HSC behielt den Überblick. Doch zunächst scheiterten Pontus Zetterman, dann Hagelin und wenig später Anton Prakapenia und Jaeger in aussichtsreichen Positionen. Das führte dazu, dass Aue und das Publikum weiter an eine Wende glauben konnten. Doch die HSC-Abwehr machte die vergebenen Chancen mehr als wett, der Vorsprung blieb dadurch konstant. Auch im Angriff klappte es Mitte der zweiten Hälfte wieder besser. Christoph Neuhold und Co. „zauberten“ einen sehenswerten Spielzug nach dem anderen auf die Platte. Wenn es was zu bemängeln gibt, sind das die kleinen Nachlässigkeiten, so wie vor dem 22:29, als Coburg den Ball schon erobert hatte und diesen dann dem Gegner wie auf dem Silbertablett servierte.
Doch der HSC ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, hatte immer die richtigen Lösungen parat, entweder über den Rückraum durch Prakapenia oder Neuhold, der völlig zu Recht von den Gastgebern zum „Spieler der Partie“ ausgezeichnet wurde, oder über die Außen und den Kreis. Als dann auch noch Konstantin Poltrum drei Bälle parierte, war der zweistellige Sieg in Sicht. Dass das letztendlich nicht gelang, tat der Coburger Freude keinen Abbruch.
Stimmen zum Spiel
Jan Gorr (HSC-Trainer): „Das war ein richtig gutes Spiel meiner Mannschaft. Die ersten 15 Minuten haben aber gezeigt, dass Aue gerade in eigener Halle richtig unangenehm spielen kann. Wir haben unsere Abwehr nicht wirklich zustellen können. Es gab immer wieder Lücken, die Aue entdeckt hat. Aber Stabilisation im Deckungsbereich und Tore im Gegenstoß waren wichtig. Dann hat sich auch unser Positionsangriff besser entwickelt. Felix Sproß hat viel Tempo in der Mitte reingebracht, Christoph Neuhold hatte eine unglaubliche Quote. Deswegen können wir hochzufrieden sein.“
Stephan Swat (EHV-Trainer): „Nach einer ausgeglichen Anfangsphase haben wir uns zu viele Konter eingefangen. Gegen eine Spitzenmannschaft wie Coburg ist das nur schwer wieder aufzuholen. Der HSC war deutlich stärker und auch wenn ich den achten oder neunten Feldspieler hätte bringen können, hätte dies nichts gebracht.“
Florian Billek (HSC-Rechtsaußen): „Da hat sich relativ schnell was gefunden, was man als Mannschaft und Einheit sieht. Je besser eine Einheit funktioniert, umso besser kann man Handball spielen. Das ist der Grund, warum wir zum aktuellen Zeitpunkt schon so einen schönen Handball spielen. Gegen Aue haben wir das erneut unter Beweis gestellt.“
EHV Aue – HSC 2000 Coburg 25:33 (13:19)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin (1), Maximilian Jaeger (3), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (3), Sebastian Weber (4), Anton Prakapenia (3), Florian Billek (8/3), Marcel Timm (1), Jakob Knauer, Pontus Zettermann (3), Christoph Neuhold (7) Trainer: Jan Gorr
EHV Aue: Radek Musil, Vilius Rasimas, Erik Töpfer; Eric Meinhardt (8/5), Sebastian Naumann (2), Kevin Roch, Pascal Ebert, Bengt Bornhorn (3), Benas Petreikis (1), Mindaugas Dumcius (3), Ladislav Brykner (3), Jan Faith, Jort Neuteboom (1), Kevin Lux (3), Sebastian Paraschiv, Austris Tuminskis (1) Trainer: Stephan Swat
SR: Julian Fedke / Nils Wienrich
Spielfilm: 1:0 (1.), 1:2 (3.), 3:2 (6.), 4:4 (8.), 6:6 (11.), 7:8 (13.), 9:8 (15.), 9:10 (16.), 10:11 (19.), 11:12 (21.), 11:14 (22.), 11:16 (25.), 12:17 (28.), 13:19 – 13:20 (32.), 15:20 (34.), 15:22 (35.), 17:24 (39.), 20:25 (43.), 20:28 (47.), 24:31 (53.), 24:33 (56.), 25:33.
Zuschauer: 1240 in der Erzgebirgshalle
Siebenmeter: 5/7 (Meinhardt und Petreikis scheitern an Poltrum) – 3/3
Strafminuten: 8 (Meinhardt, Ebert, Lux 4) – 6 (Prakapenia, Timm, Jaeger)
Beste Spieler: Meinhardt, Brykner – Neuhold, Weber
Bericht aus inFranken
Photo von Iris Bilek