Das Team von Trainer Jan Gorr lässt den ersatzgeschwächten Rheinländern nach anfänglichen Problemen beim 37:21-Heimsieg nicht den Hauch einer Chance.
20 Minuten auf Augenhöhe, 40 Minuten ohne Chance: Die Dormagener, die acht Ausfälle zu verkraften hatten, wehrten sich am Samstagabend gegen den HSC 2000 Coburg tapfer, mussten aber spätestens nach einem Spieldrittel die Überlegenheit des Tabellenführers anerkennen. Die Coburger überzeugten beim deutlichen 37:21-Heimerfolg gegen den TSV Bayer Dormagen nicht nur mit ihrer Spielfreude im Angriff, sondern hatten mit Jan Kulhanek in der ersten Hälfte und Konstantin Poltrum auch zwei Männer im Tor, die nichts anbrennen ließen.
Vorne war einmal mehr Christoph Neuhold kaum zu stoppen. „Das war ein ganz tolles Spiel und hat natürlich viel Spaß gemacht. Wir haben das souverän gelöst und hatten heute einfach super Torhüter. Konsti war die zweite Halbzeit schon fast unüberwindbar“, so der Österreicher nach der Partie. HSC 2000 Coburg – Dormagen 37:21 (20:13)
Freundschaftlich ging es kurz vor dem Anwurf in der HUK-Arena zu: Nachdem die neue Coburger Fan-Hymne „Unsere Freunde“ präsentiert worden war, wurde der ehemalige Geschäftsführer Steffen Ramer bei seiner offiziellen Verabschiedung von den 1852 Zuschauern mit viel Applaus bedacht.
Auf der Platte ging es dagegen von Anfang an zur Sache, die arg dezimierten Gäste machten den Coburgern mit einer offensiven Deckung das Leben schwer. Nach dem 1:2-Rückstand setzten die Coburger zweimal Sebastian Weber am Kreis in Szene und gingen nach einem Tempogegenstoß durch Florian Billek nach sieben Minuten zum ersten Mal in Führung (4:3). Doch auch die Dormagener machten nach leichtfertigen Fehlern des HSC Tempo und schlossen erfolgreich über den flinken Linksaußen Joshua Reuland ab. Auch im Halbfeld war die Coburger Deckung in der ersten Viertelstunde nicht so aufmerksam wie in den Partien zuvor. Junioren-Nationalspieler Lukas Stutzke nutzte Unaufmerksamkeiten mit drei Treffern innerhalb von nur fünf Minuten aus und hielt sein Team im Spiel (8:7, 13.).
Neuhold sorgt für Stimmung
Vorne lief es für die Coburger aber nun besser, vor allem Christoph Neuhold fing Feuer und heizte die Atmosphäre nach seinen erfolgreichen Abschlüssen in der Halle an. Als dann auch noch Anton Prakapenia, der zunächst wieder auf der Mittelposition begann, einen „Hammer“ aus über elf Metern ins linke obere Eck zum 10:7 gesetzt hatte, nahm Gästetrainer Ulli Kriebel die erste Auszeit und tauschte den Torhüter aus.
Nach dem 11:7 durch Neuhold hatte der HSC durch Max Jaeger und den agilen Pontus Zetterman beste Möglichkeiten, den Vorsprung auszubauen, doch ließ diese liegen und baute die Dormagener vorerst wieder auf (12:10). Doch das Aufbäumen der Gäste war nur von kurzer Dauer, denn nun schaltete die Gorr-Truppe, bei der Tobias Varvne in der 20. Minute sein Comeback feierte, nochmals einen Gang höher. Die Deckung stand wie eine Wand , dazu bestachen die Coburger mit ihrem schnellen Umschaltspiel. Bei den Rheinländern fehlte im Halbfeldspiel nun die Kreativität, die normalerweise von Spielmacher Eloy Morante Maldonado und Rückraumakteur Nuno Rebelo, die beide kurzfristig ausfielen, ausgeht. Dazu häuften sich die technischen Fehler, die die Gastgeber dankend annahmen. Schon fast perplex wirkte Pontus Zetterman, als ihm aus wenigen Metern der Ball mehr oder weniger in die Arme gespielt wurde – der Schwede schloss per Tempogegenstoß ohne Probleme ab (18:12, 27.). Die spielerische Leichtigkeit nahm dann auch noch Torhüter Konstantin Poltrum auf, der in der zweiten Hälfte den starken Jan Kulhanek ablöste und kurz vor der Pause bereits einen Siebenmeter pariert hatte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit rotierte Gorr munter durch. Auf den Außenpositionen standen nun Felix Sproß und Lukas Wucherpfennig auf der Platte, Tobias Varvne übernahm die Spielmacherposition und Anton Prakapenia durfte mal wieder auf seine angestammte halblinke Position zurück. Die Frage, ob die Gäste gegen die umgebauten Coburger noch einmal ins Spiel kommen, war nach wenigen Minuten beantwortet. Denn die Hausherren büßten von ihrer Spielfreude aus der ersten Halbzeit nichts ein. Prakapenia und Varvne setzten sowohl Lukas Wucherpfennig auf Rechtsaußen als auch Weber am Kreis schön in Szene, und Zetterman war mit seinem schnellen Antritt aus dem Rückraum ohnehin nicht zu halten. In der Coburger Abwehr gab es zwar vereinzelt Lücken, die Poltrum aber mit insgesamt zehn Paraden auf beeindruckende Weise „stopfte“.
Nach einem 8:2-Lauf war die Partie nach 42 Minuten (28:15) natürlich längst entschieden. Gorr wechselte weiter munter durch, gab nun auch Jakob Knauer viel Spielzeit. Das Vertrauen zahlte das Eigengewächs mit vier Toren (darunter auch ein „Empty-Net-Goal“) bei hundertprozentiger Trefferquote zurück. Mitte der zweiten Halbzeit geriet der HSC-Angriffsmotor dann auch aufgrund zweier Zeitstrafen etwas ins Stocken (sechs Minuten ohne Tor). Doch angetrieben vom wurfstarken Neuhold gab die junge Garde in den letzten zehn Minuten noch einmal Gas und schenkte den wacker kämpfenden, aber letztlich absoluten chancenlosen Gästen, noch einige sehenswerte Treffer ein.
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (7 Paraden), Konstantin Poltrum (10 Paraden); Marcel Timm (1), Pontus Zetterman (4), Anton Prakapenia (2), Max Jaeger (5), Christoph Neuhold (8), Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (3), Felix Sproß (1), Sebastian Weber (3), Florian Billek (5/1), Jakob Knauer (4), Tobias Varvne (1) Trainer: Jan Gorr
TSV Bayer Dormagen: Matthias Jan Broy (1 Parade), Gergö Rózsavölgyi (9 Paraden); Lukas Stutzke (3), Ian Hüter, Benjamin Richter (6/3), Joshua Reuland (5), Nico Pyszora (1), Tim Wieling (3/2), Patrick Hüter (2), Lars Jagieniak, Carl Löfström (1), Peer Puetz Trainer: Ulli Kriebel SR: Marcus Hurst / Mirko Krag
Spielfilm: 1:2 (5.), 4:3 (7.), 5:5 (9.), 7:6 (12.), 10:7 (15.), 11:9 (20.), 14:10 (22.), 15:12 (24.), 19:12 (28.), 20:13 – 22:13 (34.), 25:15 (39.), 29:16 (44.), 29:19 (49.), 33:19 (54.), 36:20 (58.), 37:21
Zuschauer: 1852
Siebenmeter: 1/1 – 5/6 (Wieling scheitert an Poltrum)
Strafminuten: 4 (Prakapenia, Timm) – 6 (Jagieniak, Hüter, Löfström)
Beste Spieler: Neuhold, Poltrum – Rózsavölgyi, Reuland
Bericht von Maximilian Glas
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)