Die Coburger Matchwinner am Freitagabend in der Sporthalle Gießen Ost waren ausgerechnet zwei HSC-Akteure, die das Handballspielen beim TV Hüttenberg gelernt haben: Torhüter Konstantin Poltrum und Rechtsaußen Florian Billek. Bereits mit sechs Toren waren die Coburger den Gastgebern in der zweiten Halbzeit enteilt, ehe die Mannen von Trainer Jan Gorr den Ball trotz guter Möglichkeiten in der letzten Viertelstunde kaum mehr im Tor der Hausherren unterbrachten.Und so hatten die Mittelhessen mit einem in der letzten Sekunde zugesprochenen Siebenmeter noch die Chance, die Partie auszugleichen. Doch HSC-Neuzugang Poltrum, der bereits im Heimspiel gegen Dormagen überragt hatte, machte sich ganz groß und parierte gegen den zuvor sehr sicheren Tobias Hahn – der verdiente, aber am Ende glückliche Auswärtssieg war perfekt.Eine gewisse Extramotivation war auch dem zweiten Ex-Hüttenberger, Florian Billek, ins Gesicht geschrieben. Der HSC-Rechtsaußen lernte das Handballspielen beim TV Hüttenberg, wuchs in der Kleinstadt Heuchelheim auf – gerade einmal fünf Kilometer von der Sporthalle Ost entfernt. Billek war sowohl in der ersten Halbzeit mit einem Steal und einem erfolgreichen Tempogegenstoß, als auch in der zweiten Halbzeit mit einem verwandelten Siebenmeter dafür verantwortlich, dass das Momentum nicht auf die Seite der Gastgeber umschlug – leistete sich aber auch einige Fehler.“Wir haben 59 Minuten einen geilen Handball gespielt, wir führen die ganze Zeit, das darf am Ende nie mehr so eng werden“, sagte Billek nach der Partie. „Man hat aber am Ende gesehen, was uns dieses Jahr auszeichnet – jeder für jeden, angeschlagene Leute durchgeboxt, Verletzte ersetzt. Charakterlich war das ganz, ganz großes Kino.“
TV Hüttenberg – HSC Coburg 21:22 (9:12)Die Coburger mussten verletzungsbedingt auf Kreisläufer Sebastian Weber und Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig verzichten, die Hessen auf Rechtsaußen Daniel Wernig. Die vorgezogene 3-2-1-Deckung der Gastgeber stand von Beginn an gut, aber der HSC war um geduldige Lösungen bemüht. Den Anfang machte Linksaußen Max Jaeger, dann waren Pontus Zetterman und Christoph Neuhold aus dem Rückraum erfolgreich (2:4).Die versuchten Kreisanspiele auf Markus Hagelin, die mit Weber im bisherigen Saisonverlauf sehr gut funktioniert hatten, wurden von den Hessen vor allem durch den aufmerksamen Mario Fernandes effektiv unterbunden. Aber auch der HSC war in der Deckung aufmerksam, brachte die Gastgeber immer wieder in „Zeitspiel-Situationen“ oder zwang diese zu technischen Fehler. Schnelle Hände bewies dabei besonders Billek, der nach Ballgewinnen entweder selbst per Tempogegenstoß abschloss oder mit einem sehenswerten „Football-Pass“ Jaeger bediente (4:5, 12.).Den Hüttenbergern war das fehlende Selbstvertrauen aufgrund des verpatzten Saisonstarts anzusehen, doch Mitte der zweiten Halbzeit lief Rückraumspieler Ragnar Johannsson mit drei Treffern innerhalb von drei Minuten heiß (7:7, 19.). Nach 22 Minuten drohte das Spiel zu kippen, als Billek bei seinem dritten Siebenmeterversuch zum zweiten Mal – diesmal am Pfosten – gescheitert war, und die Gastgeber im Gegenzug die Chance auf ihre erste Führung hatten.Aber der angestachelte Billek klaute in der Verteidigung den Ball und besorgte seinen Coburgern per Tempogegenstoß wieder die Führung. Nach weiteren technischen Fehlern der Hüttenberger baute der HSC seinen Vorsprung nach Treffern von Prakapenia und Neuhold wieder auf 11:8 aus (26.). Bis zur Halbzeit stand die Deckung der Gäste äußerst stabil, Billek besorgte wiederum die 12:9-Pausenführung für Coburg.
HSC mit starkem Start in Hälfte 2
Im zweiten Abschnitt machte die Gorr-Truppe genau da weiter, wo sie aufhörte in Hälfte 1 aufhörte. Die Deckung war von den einfallslos wirkenden Hüttenbergern kaum zu überwinden und vorne schlossen Neuhold, Varvne und Billek mit Selbstvertrauen ab. Beim 16:10 für Coburg nach 37 Minuten ließen die Gastgeber schon die Köpfe hängen. Jan Gorr gab nun auch Talent Jakob Knauer Spielanteile, an den Kräfteverhältnissen änderte sich bis zur 45. Minute nichts (13:19). Der HSC spielte seine Angriffe lange aus und fand am Ende oft die richtige Lösung, die Hüttenberger verzweifelten indes am Coburger Torhüter Jan Kulhanek, der nun richtig heiß lief. Nach der Roten Karte gegen Marcel Timm (48.), der einen Gegenspieler ohne Ballnähe im Gesicht traf, wurden die Gäste allmählich fahriger, ließen beste Chancen gegen den nun ebenfalls stark parierenden Fabian Schomburg liegen und bauten den Bundesliga-Absteiger damit wieder auf.Vor allem Mittelmann Björn Zintel übernahm nun Verantwortung für die Hessen und brachte sein Team viereinhalb Minuten vor Spielende wieder auf zwei Tore heran (18:20). Nervenstark verwandelte Billek im Gegenzug einen Siebenmeter und verschaffte Coburg vorerst Luft. Doch die Gäste verloren trotz mahnender Woche von Gorr in der Auszeit in der Schlussphase die Nerven und trafen schlechte Entscheidungen. Ohne zeitliche Not wollte Billek bei der 22:21-Führung 70 Sekunden vor Ende schnell abschließen und verlor dabei den Ball. Nach einem fast einminütigen HSC-Angriff kamen die Hüttenberger nochmals zehn Sekunden in Ballbesitz und bekamen in letzter Sekunde den Siebenmeterpfiff. Dann kam aber der eiskalte Poltrum und rettete Coburg die zwei Punkte.