Ein absoluter Teamplayer
Sebastian Weber kam 2016 von der HSG Wetzlar nach Coburg und ist seither ein zuverlässiger Leistungsträger im Team der Gelb – Schwarzen. Der Kreisläufer, der am vergangenen Sonntag seinen 32. Geburtstag feierte, wird die Mannschaft in dieser Saison zudem als neuer Kapitän auf das Feld führen.
Dass der gebürtige Gießener überhaupt mit dem Handballsport in Berührung kam, war schlichtweg unvermeidlich. „In meinem Heimatort Dutenhofen spielt man einfach Handball, um soziale Kontakte zu haben. Da wird jeder zum Handball geschickt. Wem es gefällt, der bleibt, wem nicht, der geht. Ich glaube, meine Eltern haben mich mit vier Jahren zum ersten Mal in die Sporthalle geschickt und mir hat es echt gut gefallen.“ Zunächst spielte „Sebbl“ zwar parallel auch noch Fußball, ehe er sich mit 16 endgültig für das Bälle – Werfen entschied. Bereut hat er diese Entscheidung jedenfalls nicht, denn die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Er durchlief zunächst sämtliche Jugendmannschaften bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen und wurde mit der B – Jugend 2002 sogar Deutscher Meister. Trainiert wurde die Mannschaft damals übrigens von Jan Gorr. Bekanntlich sollten sich die Wege der Beiden später noch weitere Male kreuzen. Als Sebastian Weber in der Saison 2004/05 schließlich in den Männerbereich wechselte, sammelte er zunächst Spielpraxis beim Regionalligisten TV Petterweil, ehe ihm ein Jahr später der Sprung in den Erstliga – Kader der HSG Wetzlar gelang. Recht schnell folgten auch die ersten Berufungen in die Nachwuchs – Auswahl des DHB. Mit der deutschen U20 – Auswahl wurde Sebastian Weber 2006 Europameister, mit der U21 ein Jahr später Vize – Weltmeister. 2010 wechselte das 1,87 m große und 100 kg schwere Kraftpaket dann erstmals den Verein und schaffte mit dem TV Hüttenberg, erneut unter Trainer Jan Gorr, gleich in seiner ersten Saison den Aufstieg in die 1. Liga. Von 2013 bis 2016 trug Sebastian Weber dann wieder das Trikot der HSG Wetzlar.
In Coburg längst heimisch geworden
Auch wenn letztlich nicht immer alle Blütenträume reiften und Sebastian Weber durchaus auch schwere Phasen durchmachen musste, haben ihn die Jahre beim Erstligisten doch entscheidend geprägt. „Es war immer ein Kindheitstraum, hier in Dutenhofen in der ersten Liga auf dem Feld zu stehen“, so der Kreisläufer, der unter anderem die Heimsiege mit der HSG gegen die Rhein – Neckar Löwen und gegen Flensburg zu seinen sportlichen Highlights zählt. Und natürlich auch die Möglichkeit, mit solchen Handball – Größen wie Ivano Balic oder Jose Hombrados gemeinsam auf dem Feld stehen zu können. „Gerade Ivano und Jose haben uns ,jungen‘ Spielern eine sehr interessante Sicht auf den Handball gezeigt. Auch ihre persönliche Einstellung, der Anspruch an sich selbst und die Wichtigkeit von Spaß und einem guten Mannschaftsgefüge sind elementare Dinge, die sich bei mir sehr eingeprägt haben.“ Als dann jedoch 2016 sein auslaufender Vertrag in Wetzlar nicht mehr verlängert wurde, nutzte Jan Gorr die Chance und überzeugte seinen ehemaligen Schützling von einem Wechsel nach Coburg und damit erstmals zu einem Verein außerhalb seiner mittelhessischen Heimat. Eine schwere Entscheidung? „Sportlich überhaupt nicht, weil ich schon in den letzten Jahren gesehen habe, was sich hier entwickelt hat.“ Und längst ist Sebastian Weber auch außerhalb des Spielfeldes in seiner neuen sportlichen Heimat angekommen: „Mir gefällt Coburg und die Region Oberfranken auch heute noch super. Mittlerweile zähle ich Mountainbiken zu meinen Hobbies und hab so auch die Natur erkunden können. Ich habe Menschen kennengelernt, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und bin gerne hier!“ Fast noch mehr leuchten seine Augen, wenn er von seinem unlängst erworbenen Garten erzählt, wo er nun endlich auch seinem größten Hobby nachgehen kann: dem Grillen. Auch das Bundesligateam des HSC kam kürzlich in den Genuss einer Grillparty. Schließlich betreibt „Sebbl“ dieses Hobby mit einer ebensolchen Leidenschaft wie seinen Sport: „Ich mag es wirklich, das ein bisschen zu zelebrieren. So richtig mit Vorbereitung, ich pariere das Fleisch selbst usw. Ich mag das nicht, wenn man abgepackte Steaks kauft. Das macht keinen Spaß: Nur kurz drauf geworfen, so jetzt essen wir. Da gehört wirklich mehr dazu, um ein richtig gutes Essen hinzuzaubern. Da verwöhne ich meine Gäste sehr gern.“ Dass er trotz des Jahrhundert – Sommers auf Grund der intensiven Saisonvorbereitung nur wenig Zeit zum Grillen hatte, findet der Kreisläufer indes nicht so schlimm: „Meine noch offenen Ideen werde ich als ,Ganzjahres – Griller‘ im Herbst, Winter und Frühling nachholen!“
„Es macht Spaß, Erfahrungen weiterzugeben“
Welchen Stellenwert der Handballer Sebastian Weber im Team des HSC genießt, wurde erst vor kurzem bei der Wahl des neuen Mannschaftskapitäns deutlich. Denn künftig trägt der 32jährige, bereits im letzten Jahr Stellvertreter von Till Riehn, die Kapitänsbinde. „Ich freue mich sehr über das mir entgegengebrachte Vertrauen. Auf mich wartet als Mannschaftskapitän eine anspruchsvolle Aufgabe, der ich mich sehr gerne stellen und damit meinen Teil zu einer erfolgreichen Saison beisteuern möchte.“ Auch für Trainer Jan Gorr, der seinen Routinier als „absoluten Teamplayer, der sich voll in den Dienst der Mannschaft stellt” charakterisiert, ist diese Wahl voll und ganz nachvollziehbar: „Mit Sebastian ist ein Spieler in dieses Amt gewählt worden, der über viel Erfahrung auf Erst- und Zweitliganiveau verfügt und der für seine Mitspieler auch neben dem Feld stets ein offenes Ohr hat. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass er sehr zuverlässig und gewissenhaft den vielfältigen Aufgaben nachkommen wird.“ Zudem hat sich Sebastian Weber bereits in der jüngeren Vergangenheit und ganz im Sinne des neuen „Coburger Wegs“ auch als Trainer im Nachwuchsbereich des HSC 2000 engagiert. Eine Aufgabe, die er auch in der Zukunft weiterführen möchte: „Mir macht es sehr viel Spaß, in der Jugendabteilung mitzuarbeiten und meine Erfahrungen weiterzugeben. An welcher Stelle und welchem Umfang ich unserem Jugendkoordinator Martin Röhrig und den zahlreichen Jugendtrainern helfen kann, müssen wir noch klären, aber in jedem Fall freue ich mich, dass ich diese Chance bekomme. Nach den ersten zwei Jahren kann ich sagen, dass wir viele Talente und eine gute Förderung haben. Einen Besuch bei unseren Nachwuchsmannschaften sollte sich jeder Handballfan mal in seinen Kalender schreiben!“ Auch beruflich stellt sich der gelernte Bankkaufmann schon bald einer neuen Herausforderung: „Im Herbst beginne ich ein Studium in Bamberg und möchte mich im Pädagogischen Bereich weiterbilden und Grundschullehrer werden.“
Bericht von Gerd Nußpickel
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)