2025 Fans verfolgten das Schützenfest gegen den Erstliga-Absteiger. Beim 36:33 hatte Torwart Poltrum viele Glücksmomente.

So einfach hatten sich die Coburger Handballer dieses Spiel nicht vorgestellt. Deutlicher als es das Ergebnis aussagt beherrschte der HSC 2000 Coburg am Samstagabend vor 2025 Zuschauern den hoch gehandelten Erstliga-Absteiger TuS Nettelstedt-Lübbecke. Beim 36:33 (19:16)-Sieg präsentierte sich der Spitzenreiter zum wiederholten und in diesem Jahr zum letzten Mal auf heimischen Terrain in Topform. Allerdings profitierte der Ligaprimus auch von der „Scheunentor-Abwehr“ des defensiv erschreckend schwachen Gegners.

Aaron Ziercke experimentierte mit seiner offensiven Abwehr wohl zu einem falschen Zeitpunkt und vor allem gegen den falschen Gegner. Denn die Coburger „Scharfschützen“ und quirligen Außen bestraften diese optimistische Einstellung der Nettelstedter von Beginn an gnadenlos.

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Jan Gorr war stolz auf seine Truppe und sprach nach dem Spiel von einer unglaublich effizienten Angriffsleistung. HSC Coburg – TuS N.-Lübbecke 36:33 (19:16)

Die erste Hälfte war flott. Weit mehr als ein Tor pro Minute, ein verdammt hoher Unterhaltungswert in der HUK-COBURG arena. Dementsprechend war die Stimmung im Coburger Sporttempel. Hart erarbeitete Treffer, verbunden mit Schmerzen auf beiden Seiten. Über 5:4 (10.), 8:7 (15.) und 12:10 (20.) führten die hoch konzentriert auftretenden Gastgeber permanent.

Auf beiden Seiten überzeugten dabei aber nur die Offensivreihen. Denn Hüben wie Drüben wurde jede Unaufmerksamkeit schnell mit einem Gegentor bestraft. Und es waren tolle Treffer dabei, der schönste gelang den Gästen zum 7:8-Anschluss: Kreisläufer Patryk Walczak überlupfte nach einem verdeckten, flachen Aufsetzer-Anspiel von Stosack Kulhanek clever im Fallen.

13 Gegentore nach 23 Minuten kassierte der HSC in dieser Saison noch nicht – auch weil „Wolle“ dieses Mal „nur“ normal und nicht überragend hielt. Gorr erkannte das und reagierte: Für die letzten vier Minuten – die Gelben führten „nur“ mit 16:14 – kam Konstantin Poltrum zwischen die Pfosten. Der entscheidende Schachzug – denn Poltrum sollte zum wichtigsten Faktor avancieren.

Tobias Varvne gelang mit seinem vierten Treffer erstmals eine Drei-Tore-Führung (27.), die ausgerechnet Poltrum um ein Haar sogar noch ausgebaut hätte, doch sein Distanzwurf ins verlassene TuS-Gehäuse schlug zwei Sekunden nach der Halbzeitsirene ein! Es wäre aus HSC-Sicht die Krönung eines extrem Spaß machenden von Abwehrschwächen geprägten ersten Durchgangs gewesen.

Und Poltrum stand Sekunden nach Wiederbeginn sofort wieder im Rampenlicht, als er eine Eins-gegen-Eins-Situation entschärfte und so das fünfte Tor von Varvne und damit das 20:16 für Gelb ermöglichte. Weil’s so schön war, gleich noch einmal: Wieder Poltrum im Eins gegen Eins und wieder Varvne: 21:16 – erstmals war der HSC fünf beruhigende Tore weg.

Die Halle glich einem Hexenkessel, als Felix Spross innerhalb weniger Sekunden ein Doppelschlag gelang (23:17/36.) und kurz danach seinen viel umjubelten Dreierpack schnürte. Das war selbst für Aaron Ziercke zu viel, der TuS-Trainer hatte enormen Redebedarf. Er wollte es einfach nicht wahrhaben, dass sich seine hinten extrem anfällige, jedoch vorne auf allen Positionen sehr bewegliche, wurfgewaltige und variantenreiche Mannschaft so einfach in der Vestestadt abkochen lässt.

Doch es änderte sich nichts Entscheidendes: Der leidgeprüfte Trainer und vor allem der zunehmend wütender werdende Torsteher Peter Tatai, der selbst kaum eine Hand an den Ball bekam, mussten fast tatenlos mit ansehen, wie sich ihre „Scharfschützen“ Gierak, Jaanimaa & Co. an dem über sich hinauswachsenden HSC-Torsteher die Zähne ausbissen. Deshalb wurden die Hausherren, angetrieben von ihren begeisterten Fans, immer sicherer in ihren Handlungen und zogen unaufhaltsam über 26:22 (42.) auf 30:24 (49.) davon. Nach gut 53 Minuten und einem erbarmungslosen Schlagwurf von Zetterman zum 31:26 war die Messe gelesen und die ganz große Spannung vorzeitig raus.

Dem Erstliga-Absteiger gelang es nämlich auch in der Prime-Time nicht, seine hohe Fehlerquote am eigenen Kreis zu reduzieren. Und genau das machte neben den besseren Torhüter-Leistungen den Unterschied: Coburg spielte vorne eines Zweitliga-Spitzenteams würdig und brachte hinten eine ordentliche Leistung. Nettelstedt überzeugte zwar vorne, blieb als angeblicher Mitfavorit auf den Aufstieg am eigene Kreis aber nicht nur vieles, sondern nahezu alles schuldig.

Das letzte HSC-Heimtor 2018 erzielte schließlich einer der Besten auf der Platte: Der Österreicher Christoph Neuhold traf wuchtig zum 36. Mal für Coburg, am Ende hieß es 36:33. Was folgte war eine stimmungsvolle Vorweihnachtsparty in Gelb und Schwarz.

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum; Hagelin (2), Jaeger (4), Sproß (4), Preller, Prakapenia (3), Timm (2), Knauer, Zetterman (7), Lilienfelds (1), Wucherpfennig (1), Varvne (8), Neuhold (4)

Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)

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