HSC-Trainer Jan Gorr hofft darauf, dass seine Mannschaft die richtigen Lehren aus der Pleite in Wilhelmshaven gezogen hat.
Das zwischenzeitlich erarbeitete kleine Polster des HSC 2000 Coburg im Kampf um den Aufstieg in die 1. Handball-Bundesliga ist dahin: Nach der überraschenden 27:29-Niederlage am vergangenen Wochenende in Wilhelmshaven trennen die Coburger und den Tabellendritten HSG Nordhorn-Lingen nach 26 Spieltagen wieder nur ein Pünktchen. „Wir wissen natürlich um die Tabellensituation, aber wir sind gut beraten, uns nicht groß damit zu beschäftigen“, erklärt HSC-Trainer Jan Gorr. „Wir müssen vielmehr die Dinge angehen, die wir selbst beeinflussen können, also unser eigenes Spiel hinterfragen und an der Konstanz arbeiten, diese fehlt uns ein bisschen.“
Dies machte sich zuletzt auch im hohen Norden bemerkbar, als der HSC das Geschehen zwar phasenweise gut im Griff hatte, in der entscheidenden Phase aber offensiv wie defensiv keine Lösungen mehr fand.
Am Samstag steht den Coburgern beim VfL Eintracht Hagen (20 Uhr, Krollmann-Arena) eine weitere Auswärtspartie bevor, die einige Parallelen zur Aufgabe in Wilhelmshaven aufweist. Auch die Westfalen sind als aktueller Tabellen-17. (19:33 Punkte) mittendrin im Überlebenskampf, definieren sich in erster Linie über den Kampf und scheuen sich in der Abwehr nicht davor, hart zuzupacken. „Wir erwarten in der Tat ein ähnliches Spiel und wollen beweisen, dass wir aus den Dingen in Wilhelmshaven gelernt haben und es diesmal besser lösen“, sagt Gorr, der zwei Schwachstellen in seinem Team ausgemacht hat. „In der Abwehr bekamen wir keinen Zugriff mehr auf René Drechsler und fanden kein Mittel gegen die klugen Zuspiele an den Kreis, im Positionsangriff fehlte uns die Cleverness und Abgebrühtheit.“
„Ein robustes Abwehrbollwerk“
Die Hagener bezeichnet Gorr als robustes Abwehrbollwerk, das ganz viel Physis ins Spiel bringt: „Wir dürfen uns aber nicht nur in physischen Duellen messen, sondern müssen auch unsere spielerische Komponente einbringen.“ Das gelang den Coburgern im Hinspiel beim 29:24-Heimsieg im Oktober auch erst in der zweiten Hälfte. Im ersten Abschnitt gaben die Westfalen dem HSC mit ihrer bissigen und offensiv agierenden 6:0-Deckung noch einige Rätsel auf.
Im VfL-Angriff ist Mittelmann Sören Kress der Dreh- und Angelpunkt. „Als Spielgestalter setzt er seine Mitspieler umsichtig in Szene, strahlt aber auch selbst jede Menge Torgefahr aus“, weiß Gorr um die Stärken des 26-Jährigen, der nach der Saison zum TV Emsdetten wechseln wird.
Sein Nachfolger steht mit Valentin Schmidt bereits seit Januar im Hagener Kader. Der Spezialist für Schlagwürfe spielte bis Dezember 2018 – genau wie Coburgs Neuzugang Patrick Weber – noch beim Erstligisten Bietigheim.
Gefährlichste Waffe im Rückraum ist der wurfgewaltige Linkshänder Jan-Lars Gaubatz, mit insgesamt 129 Treffern zehntbester Schütze der Liga. Mit acht Toren führte der 29-Jährige sein Team zuletzt zu einem auch für Gorr etwas überraschenden 22:20-Auswärtserfolg für Hüttenberg.
Insbesondere in der Fremde sind die Westfalen immer für einen Ausreißer nach oben gut, holten auswärts bisher sogar mehr Punkte (11) als in der heimischen Krollmann-Arena (8). „Zu Hause herrscht für die Teams aus dem Tabellenkeller eine ganz andere Drucksituation, das ist purer Existenzkampf“, versucht Gorr die Hagener Bilanz zu erklären. Auch sein Gegenüber, Niels Pfannenschmidt, greift das Thema Druck auf: „Beide Mannschaften verspüren Druck, auch Coburg. Es ist ein etwas anderer Druck, sie spielen ganz oben mit und wollen aufsteigen. Sie haben aber jetzt gegen Wilhelmshaven verloren und müssen auch unbedingt gewinnen.“
Kulhanek ist wohl einsatzbereit
Bei diesem Unterfangen wird Gorr am Samstagabend wohl auch wieder auf Torhüter Jan Kulhanek zurückgreifen können, der mit muskulären Problemen in Wilhelmshaven nach 20 Minuten ausgewechselt werden musste. „Er musste in den letzten Tagen im Training bisschen langsamer machen, steigt aber heute wieder voll ein“, zeigt sich Gorr optimistisch. Gute Fortschritte mache auch Kreisläufer Marcel Timm nach seinem doppelten Bänderriss im Sprunggelenk vor zwei Wochen im Rehatraining, ein Einsatz in Hagen kommt aber wahrscheinlich noch zu früh.
Ein zu frühes Ende hat derweil die Saison für VfL-Kreisläufer Julian Renninger genommen, der sich in Hüttenberg das Kreuzbandriss gerissen hat. Für den 26-Jährigen ist es besonders bitter, schließlich feierte er erst im Februar sein Comeback nach einem überstandenen Kreuzbandriss, den er sich ein Jahr zuvor am anderen Knie zugezogen hatte.
Eintracht Hagen – HSC Coburg
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Sebastian Weber, Anton Prakapenia, Florian Billek, Jakob Knauer, Pontus Zetterman, Tobias Varvne, Patrick Weber Es fehlen: Petr Linhart, Philipp Barsties, Christoph Neuhold, Marcel Timm Trainer: Jan Gorr
VfL Eintracht Hagen: Nils Dresrüsse, Giuseppe Mossuto; Tim Brand, Sören Kress, Jonas Dell, Dragan Tubic, Tilman Pröhl, Valentin Schmidt, Dominik Waldhof, Jan-Lars Gaubatz, Andreas Bornemann, Daniel Mestrum, Tim Stefan, Damian Toromanovic Trainer: Niels Pfannenschmidt Schiedsrichter: Nikos Seliger und Tolga Karamuk
Bericht vom Coburger Tageblatt
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)