2. Handball-Bundesliga – Prakapenia und Billek treffen je acht Mal ins gegnerische Gehäuse. Coburgs Konterspiel gegen Emsdetten war herausragend. Fans singen „Happy Birthday“ für den Trainer.
Coburg – Im Duell des HSC 2000 Coburg gegen den TV Emsdetten blieb alles beim Alten. Mit einem 33:23-Erfolg behauptete sich der Aufstiegsaspirant auch im achten Aufeinandertreffen gegen den „Zweitligadino“ und machte seinem Trainer Jan Gorr ein standesgemäßes Geschenk zu dessen 41. Geburtstag. In deren 25. Zweitligajahr waren sie vom Sieg gegen den HSC erneut ganz weit weg. Für die Coburger war es fast so einfach wie im Hinspiel, wo sie zu keinem Zeitpunkt der Partie gefährdet waren. Obwohl sie trotz 75 Prozent Trefferquote zu viele klare Chancen liegen ließen, waren sie klar die effektivere Mannschaft, tischten immer wieder einmal einen genialen Spielzug auf und konnten die gefürchteten Konter des Gegners nahezu unterbinden. Zudem setzten sie selbst zehn erfolgreiche Tempogegenstöße. Überragend beim HSC waren Anton Prakapenia und Florian Billek die bei zehn Versuchen je acht Mal trafen sowie Felix Sproß. Der netzte, nur im zweiten Durchgang eingesetzt, alle seiner sieben Würfe ein.
„Endlich wieder“, kurz und prägnant war die Aussage von Marcel Timm, der nach seiner Bänderverletzung aus dem U21-Nationalteamlehrgang Anfang März doch überraschend auf das Spielfeld zurückkehrte und sich im Gespräch vor der Partie immer noch über die verlorenen Punkte in Wilhelmshaven ärgerte. Ärgerlich war auch der Start ins Spiel. Über ein 0:3 nach nicht einmal zwei Minuten hätte sich Coburg nicht beschweren dürfen, weil deren erste beiden Angriffe verpufften. Doch Prakapenia mit drei knallharten „Strichen“ verhinderte den kompletten Fehlstart wenig später gegen eine hart zupackende Gästeabwehr. Das bekam besonders Sebastian Weber am Kreis zu spüren, dessen Trikot einem lange ungeahndeten „Dauer-Reißtest“ ausgesetzt war und der sein Team dann trotzdem erstmals in Führung brachte. In Überzahl nach zehn Minuten vergab Coburg allerdings die Option auf drei Tore davonzuziehen. Erst landete ein riskanter Pass von Zettermann quer über die Abwehr im Aus, danach knallte S. Weber frei einen Ball an die Latte.
Als der HSC dann doch erstmals mit zwei Treffern vorne lag, nahm TVE-Coach Daniel Kubes seine erste Auszeit. Coburg erhöhte dennoch auf drei Treffer, doch dem erfolgreichen Konter von Billek war ein versuchtes Anspiel, das auf dem Fuß eines HSC-Abwehrspielers landete, vorausgegangen. Ein Pfiff blieb aus. Aber dann gab es einen unverständlichen Pfiff wegen eines vermeintlichen Stürmerfouls von Patrick Weber, dessen schöner Heber-Treffer somit auch keine Anerkennung fand. Beide Trainer handelten sich innerhalb von 90 Sekunden in der 17./18. Spielminute eine gelbe Karte wegen des Reklamierens dieser Szenen ein.
Die HSC-Abwehr wurde immer wieder durch Merten Krings, der sich Ende der ersten Halbzeit mit den HSC-Fans „anlegte“, durcheinandergewirbelt. Die Außenspieler des TVE waren dadurch zu oft frei, brachten ihre Bälle aber kaum ins Tor. Coburg zog auf vier Tore davon, versäumte es in Überzahl abermals, nachzulegen, wobei ein klares Schieben an Sebastian Weber nicht geahndet wurde. Der erklärte das wenig später gut sichtbar auf der Auswechselbank sitzend seinen „Banknachbarn“ Lukas Wucherpfennig und Pontus Zettermann. Coburg blieb siebeneinhalb Minuten ohne Treffer, kompensierte das durch seine aufmerksame Abwehrleistung. Florian Billek erhöhte nach einem „Steal“ in der Abwehr durch einen Kontertreffer erstmals auf fünf Tore.
Nach der Pause diskutierte Kubes nach dem ersten Treffer des HSC mit seinem Kapitän Andre Kropp, der Prakapenia nicht zu fassen bekam. Der TVE-Coach war sichtlich unzufrieden mit dem Start in den zweiten Durchgang und probierte es mit einer vorgezogenen Dreierkette in der Abwehr. Doch Coburg behielt in den meisten Fällen die Übersicht, traf allerdings nach sehenswerten Spielzügen aus oft freier Position das Tor nicht. Auf der anderen Seite fiel Emsdetten gegen das HSC-Bollwerk um Markus Hagelin zu wenig ein. Das merkte auch Kubes, nahm nach 42 Minuten seine letzte Auszeit als sein Team mit neun Toren in Rückstand lag. Eine klare Sprache sprach trotz der vergebenen Chancen auf Seiten des HSC die Trefferquote zu diesem Zeitpunkt: 72:41. Die Emsdettener standen längst wieder defensiv, konnten aber nicht verhindern, dass der Abstand zweistellig wurde (23:13, 46.). Sehenswert kurz danach die beiden Treffer von Florian Billek – erst nagelte er einen Ball diagonal unter die Latte, dann überlistete er den gegnerischen TW Madert mit einem gefühlvollen Heber aus dem Rückraum ins lange Eck. Der hatte sichtlich keinen Spaß mehr und wurde beim Konter-Scheibenschießen des HSC oft von seinen Vorderleuten im Stich gelassen.
Acht Minuten vor dem Abpfiff wechselte Gorr nahezu komplett durch und Emsdetten konnte seine Quote etwas aufbessern. Nur Prakapenia blieb als „Oldie“ unter den „Babyfaces“ bei den Coburgern, die von ihren Fans längst gefeiert wurden. Die intonierten nach dem Schlusspfiff für Jan Gorr ein „Happy Birthday“ während der Ehrenrunde ihres Teams, von dem HSC-Geschäftsführer Michael Häfner und Gorr völlig unabhängig voneinander feststellten: „Die Vorstellung hat mich an das Team der Hinrunde erinnert.“ Es war definitiv eine starke Ansage im Kampf um die Aufstiegsplätze.
Stimmen
HSC-Trainer Jan Gorr: „Emsdetten ist immer schwer zu spielen, wenn sie erst einmal den Fuß in der Türe haben. Das wollten wir vermeiden und haben es geschafft. Wir haben eine extrem gute Defensivleistung gezeigt, unser Spiel war sehr tempoorientiert mit starken Gegenstößen. Dadurch konnte ich durchwechseln, vielen eine längere Pause geben.“
TVE-Trainer Daniel Kubes: „Wir wollten uns viel besser präsentieren, haben es aber erneut nicht geschafft gut gegen den HSC zu spielen. Eigentlich wollten wir diesen Fluch brechen. Ich bin maßlos enttäuscht, dass unsere Leistung nicht gereicht hat, nur am Anfang ist uns das gelungen. Wir hatten uns wirklich etwas ausgerechnet.“
Statistik
HSC 2000 Coburg – TV Emsdetten 33:23 (14:10).
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (16 Gegentore, 14 Paraden), Konstantin Poltrum (7 Gegentore, 0 Paraden); Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Spross (7), Sebastian Weber (2), Anton Prakapenia (8), Florian Billek (8/2), Marcel Timm (1), Jakob Knauer (1), Pontus Zettermann (2), Tobias Varvne, Patrick Weber (4). Trainer: Jan Gorr.
TV Emsdetten: Mark Ferjan (n.e.), Konstantin Madert (33 Gegentore, 6 Paraden); Tim Weischer, Merten Krings (2), Marten Franke, Yannik Terhaer (2), Jan Hübner (1), Karl Toom (1), Paul Kolk (4), Yannik Dräger (2), Dirk Holzner (3/2), Jorn Smits, Sven Wesseling (1), Andre Kropp (2), Janko Bozovic (5). Trainer: Daniel Kubes.
SR: Jan Lier / Manuel Lier
Spielfilm: 0:2 (1.), 1:2 (3.), 4:3 (7.), 5:4 (10.), 7:5 (13.), 9:6 (15.), 12:8 (19.), 13:9 (26.), 14:9 (28.), 14:10 – 16:10 (33.), 18:11 (35.), 19:12 (39.), 21:12 (43.), 23:13 (46.), 24:13 (47.), 25:15 (49.), 27:15 (50.), 27:17 (52.), 29:19 (54.), 30:21 (56.), 32:22 (59.), 33:23.
Zuschauer: 2.149
Siebenmeter: 2/2 – 2/2
Strafminuten: 0 – 4 (Kropp, Terhaer)
Beste Spieler: Prakapenia, Billek, Spross – Bozovic, Kolk.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)HS