2. Handball-Bundesliga – Trotzdem hätte sich Coburg nach einer Vier-Tore-Führung den Sieg fast noch aus der Hand nehmen lassen.
Großwallstadt/Coburg – Gewann der HSC 2000 Coburg das Hinspiel gegen den TV Großwallstadt doch recht sicher mit 33:27, sah es gestern Abend in der Untermainhalle in Elsenfeld etwas anders aus. Bis zur allerletzten Sekunde durfte auf beiden Seiten gezittert, gebangt und mitgefiebert werden. In einem zu jeder Zeit offenen, stets fairen Kampf mit nur zwei Zeitstrafen, mit sehenswerten Aktionen auf beiden Seiten, war Coburg beim 30:31 letztlich nur die glücklichere Mannschaft, verpasste es nach 50 Minuten jedoch den Sack zuzumachen und wäre dafür fast noch bestraft worden. Turm in der Schlacht war Konstantin Poltrum der mit Parden zum genau richtigen Zeitpunkt diesen Erfolg überhaupt erst ermöglichte und auch den allerletzten Wurf gerade noch zu fassen bekam.
Auf der anderen Seite stellte Michael Spatz, mit 206 Treffern Führender der Torjägerliste, davon 131 Treffer von der Siebenmeter-Linie mit 88-prozentiger Treffsicherheit, dem besten Wert der Liga, das auch gegen die Coburger unter Beweis, vor allem von der Linie, der Rückraum des TVG agierte mit Engels, Stark und Winkler am oberen Limit, beim HSC setzten Billek und Prakapenia die Impulse.
Lautstarke, über 100 Mann starke Fan-Unterstützung hatte die Mannschaft von Jan Gorr mitgebracht. Der begann anstatt mit Tobias Varvne, der mit einer Wadenzerrung angeschlagen war und für Sonntag geschont werden sollte, mit dem Ex-TVGler Felix Sproß auf der Mittelposition, der den Weg frei machte für den ersten HSC-Treffer durch Anton Prakapenia, der wenig Später S. Weber am Kreis in Szene und der sich energisch durchsetzte. Doch innerhalb von nicht einmal zwei Minuten war die Führung dahin. Der TVG überraschte Coburg mit schnellen Vorstößen. Doch die zeigten im Angriff viele durchdachte Aktionen, waren oft nur durch Fouls zu bremsen. Aber drei Fehlentscheidungen in Folge, die Gorr lautstark reklamierte und dafür die gelbe Karte sah, brachten die Gastgeber in Führung.
Der HSC zeigte aber die richtige Trotzreaktion und Kapitän Weber brachte mit einem sehenswerten Seitfallwurf am Kreis gegen die Wurfhand sein Team wieder in Front. Doch über den Kreis und mit schnellen Vorstößen blieb die HSC-Abwehr verwundbar. Gegen den frei auf ihn zulaufenden Engels verhinderte Kulhanek im Tor mit einer Glanztat einen erneuten Rückstand. Doch auch auf der anderen Seite wurden die Würfe der Coburger zu oft eine Beute von Kugis im TVG-Tor, die Genauigkeit im Passspiel ging etwas verloren. Das lag auch an der gegnerischen Abwehr, die häufig durch offensives Heraustreten die Wege zustellte. Damit kamen die Coburger gerade zum Ende der ersten Halbzeit nicht zurecht und hatten Glück, dass sie nicht mit drei Toren in Rückstand gerieten. Denn erneut entschärfte Kulhanek einen Konter der Grosswallstadter. Mit zwei schön herausgespielten Toren und erfolgreichen Abschlüssen von Billek und P. Weber egalisierten die HSCler. Als ihre Fans schon dachten, wenigstens mit einem Remis in die Pause gehen zu können, ließ sich die Abwehr mit einem direkt verwandelten Freiwurf von Jan Winkler überrumpeln.
Im Vorfeld hatte Gorr noch gesagt: „Wir müssen, Engels im linken und Winkler im rechten Rückraum unter Kontrolle bringen.“ Das ist seiner Mannschaft nicht gelungen, acht Treffer erzielte das Duo für Großwallstadt bis zur Pause bereits. Besser wurde das erst einmal nicht, es folgte ein munteres Scheibenschießen, erst mit Vorteilen für die Gastgeber. Beim 19:20 lag Coburg vorne und dann übertrafen sich beide Teams im Auslassen bester Chancen. Reaktionsschnell auf HSC-Seite dabei Poltrum, der jetzt das Tor hütete. Dieser Wechsel fruchtete, denn seine Paraden waren es, die sein Team auf drei Tore davonziehen ließen. Aber abschütteln ließ sich der Gegner nicht. Es entwickelte sich ein atemberaubendes Spiel in dem beide Teams extrem hohes Tempo gingen, beide Seiten ihren Spielwitz zeigten, was die Partie zu einer sehenswerten geraten ließen. Auch nach einer Vier-Tore-Führung konnte sich Coburg noch lange nicht des Sieges sicher sein. Doch sie gingen jetzt mit viel mehr Konsequenz und Energie zu Werke, überraschten auch einmal mit Würfen, wo eigentlich der nächste Pass zu erwarten war, so wie Felix Sproß zum 25:29. Doch ausgerechnet ihm blieb der Torerfolg zum 25:30, frei am Kreis nach schönem Anspiel von Jacob Knauer versagt. Im Gegenzug verkürzte der TVG erneut. Die Partie war jetzt hochemotional, Großwallstadt deckte mit zwei Mann vorgezogen, setzte den HSC unter Druck und kam Tor um Tor näher. Aber es reichte für den Aufsteiger nicht mehr ganz und so verteidigte der HSC seinen zweiten Tabellenplatz.
Stimmen
HSC-Trainer Jan Gorr: „Das war ein waschechtes Derby – beide Mannschaften haben mit unfassbar viel Energie gekämpft und deswegen war es bis zur Schlussekunde offen. Wir haben uns sicher nicht in jeder Situation clever verhalten und uns trügerisch schon auf der Siegerstraße gewähnt. Doch die zwei Punkte sind das Wichtige.“
HSC-GmbH-Geschäftsführer Michael Häfner: „Mir hat die erste Halbzeit nicht gefallen, wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht. Dann haben wir endlich couragiert gespielt, die Partie gedreht und bringen uns doch durch unüberlegte Aktionen noch einmal in Gefahr. Normalerweise müssen wir das hinten raus sicher gewinnen.“
Statistik
TV Großwallstadt – HSC 2000 Coburg 30:31 (15:14).
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger (3), Lukas Wucherpfennig, Felix Spross (2), Sebastian Weber (2), Anton Prakapenia (8), Florian Billek (9/4), Marcel Timm (1), Jakob Knauer, Pontus Zettermann (4), Tobias Varvne, Patrick Weber (2). Trainer: Jan Gorr.
TV Großwallstadt: Jan Steffen Redwitz, Arthur Kugis; Michael Spatz (5/5), Marcel Engels (8), Florian Eisenträger, Jan Blank (2/1), Christos Erifopoulos, Antonio Schnellbacher, Dino Corak (3), Mario Stark (5), Tom Spieß (1), Thomas Keck, Jan Winkler (6), Lars Spieß, Andre Göpfert. Trainer: Florian Bauer.
SR: Julian Fedtke / Niels Wienrich
Spielfilm: 0:2 (3.), 3:3 (5.), 3:4 (7.), 6:5 (12.), 7:7 (15.), 7:8 (17.), 8:8 (19.), 10:10 (21.), 11:11 (24.), 12:11 (25.), 14:12 (28.), 14:14 (30.), 15:14 – 15:15 (31.), 17:16 (34.), 18:18 (35.), 19:20 (38.), 19:22 (41.), 20:22 (43.), 22:24 (46.), 22:26 (47.), 24:28 (50.), 25:29 (51.), 28:30 (57.), 29:31 (58.), 30:31.
Zuschauer: 1.743
Siebenmeter: 6/6 – 4/4
Strafminuten: 0 (Ellwanger) – 4 (Jaeger, Hagelin)
Beste Spieler: Engels, Winkler – Prakapenia, Billek, Poltrum
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)