Das vielbeachtete Spitzenspiel gegen Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten steigt am Freitagabend ab 20 Uhr in der HUK-Arena.
Am heutigen Freitagabend (Anwurf um 20 Uhr) will der HSC Coburg nach nur 4:4 Punkten aus den letzten vier Spielen die Bilanz ausgerechnet gegen Zweitliga-Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten aufpolieren. Der Primus kann mit einem Sieg bereits den entscheidenden Schritt in Richtung Aufstieg machen.
Geplant war das absolute Topspiel, also Zweiter gegen Erster, doch dann patzte der HSC in Hamburg. Seit dem dritten Spieltag und dem 29:25-Erfolg gegen die HSG Nordhorn-Lingen lagen die Coburger auf einem Aufstiegsplatz, waren lange die Gejagten und sind plötzlich zum Jäger eben jener Nordhorner geworden.
Nach einem Start mit 17:1 Punkten ist die nachfolgende Bilanz mit 32:16 Zählern eher mau. Im Gegensatz zur Hinrunde konnte das Gorr-Team die verletzungsbedingten Ausfälle nicht mehr kompensieren. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, ob das Spitzenspiel jetzt gerade recht kommt.
HSC in der Jäger-Rolle
„Wir fühlen uns in der Jäger-Rolle wohl. Das wollen wir gegen Balingen zeigen und die Partie natürlich gewinnen.“ Wie in Hamburg erwartet Trainer Jan Gorr auch diesmal einen Kampf auf Biegen und Brechen und rechnet fest mit der Unterstützung und Rückendeckung der Fans in der Halle. „Wir haben ja gemeinsam schon einige Schlachten geschlagen und wir wollen mit einem Erfolg für Druck auf Balingen sorgen. Unser Ziel ist es, bis zum Ende um den Aufstieg mit dabei zu sein.“
Auswärtsschwäche der „Gallier“
Was den Coburgern Hoffnung machen kann, ist die Auswärtsbilanz der „Gallier von der Alb“. Mit Ausnahme der Partie bei Ligaschlusslicht HC Rhein Vikings haben sie seit dem Re-Start nach der WM-Pause am 10. Februar beim HSV Hamburg keine Partie in fremden Hallen gewonnen.
Die Coburger treffen auf ein Team, das den Ausfall seines Spielgestalters Martin Strobel aufgrund einer Verletzung, die sich der Nationalspieler bei der WM in Köln zuzog, also anscheinend nur bei Heimspielen kompensieren kann. Selbst Bundestrainer Christian Prokop hält viel von Strobel: „Martin ist ein spielintelligenter Handballer mit großer Erfahrung.“ Seine Rolle muss in Balingen auf mehrere Schultern verteilt werden. „Die Hauptarbeit übernimmt de la Pena, der das Spiel sicherlich nicht so steuert, wie Martin Strobel, doch auch seine Nebenleute einsetzt. Hinzu kommen im Rückraum Jona Schoch und Diogo Oliveira, nicht zu vergessen der Dauerbrenner Lars Friedrich“, so Jan Gorr.
Schoch hat wie der Ex-HSCler Romas Kirveliavicius beim Spiel in Hüttenberg noch gefehlt, was HBW-Coach Jens Bürkle als ursächlich für die Niederlage bei Gorrs Ex-Verein ausmachte.
Doch beide Spieler sind nun zurück, „Kiwi“ soll besonders der Abwehr wieder mehr Halt geben. Deswegen werden die Kontertore mitentscheidend sein für den Ausgang dieser Spitzenpartie. „Wenn sich zwei gute Abwehrreihen gegenüberstehen, ist das auf jeden Fall ein großer Aspekt, wer mehr von diesen einfachen Toren schafft“, mutmaßt auch Gorr. Während der Einsatz von Tobias Varvne aufgrund seines noch nicht ganz ausgeheilten Muskelfaserrisses in der Wade noch fraglich ist, steht Christoph Neuhold nach seinem Bandscheibenvorfall Ende des vergangenen Jahres vor einer Rückkehr auf die Platte.
Freitag, 20 Uhr: HSC Coburg gegen HBW Balingen-Weilstetten
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Marcel Timm, Sebastian Weber, Anton Prakapenia, Florian Billek, Tobias Varvne (?), Jakob Knauer, Pontus Zetterman, Christoph Neuhold, Patrick Weber. – Trainer: Jan Gorr.
Es fehlen: Petr Linhart, Philipp Barsties.
HBW Balingen-Weilstetten: Vladimir Bozic, Tomas Mrkva; Rene Zobel, Marcel Niemeyer, Romas Kirveliavicius, Matthias Flohr, Jannik Hausmann, Gregor Thomann, Lars Friedrich, Tim Nothdurft, Benjamin Meschke, Oddur Gretarsson, Juan de la Pena Morales, Jona Schoch, Diogo Oliveira, Lukas Saueressig. Trainer: Jens Bürkle. – SR: Colin Hartmann/Stefan Schneider.
So sieht es der Gegner:
Spitzenreiter-Coach Jens Bürkle weiß um die große Chance, einen Riesenschritt Richtung Aufstieg zu machen. Er kommt mit seinem Team mit der Empfehlung von 25 Heimsiegen in die HUK-Arena, macht die Spitzenposition aber nicht nur daran fest: „Ja, sicherlich trägt unsere Heimstärke dazu bei, aber es ist nicht nur das. Wir sind im gesamten Jahr sehr konstant gewesen, aber durch den Ausfall von Martin Strobel stark gebeutelt. Ich zolle der Mannschaft großen Respekt, dass es ihr gelungen ist, dies so abzufangen und trotzdem bravourös weiter zu gehen.“
Der HBW-Coach ist froh, in diesem Jahr in dieser Ausgangsposition zu sein. „Vergangenes Jahr wären wir froh gewesen, zu diesem Zeitpunkt noch im Rennen um den Aufstieg dabei zu sein. Unsere Ausgangslage sehe ich deswegen sehr positiv. Auch weil wir es selbst in der Hand haben und das Team sich dafür zerreißen wird.“
Froh ist er über die Rückkehr von Jona Schoch und Romas Kirveliavicius. „Romas kam schon gehandicapt von der Weltmeisterschaft, gab aber letzte Woche nach seiner Rückkehr gleich volle Power und hat unser Spiel erneut massiv positiv beeinflusst. Es ist auch gut zu sehen, dass sich unser Kader nach und nach wieder auffüllt.“
Ohne Nationalspieler Strobel
Trotzdem bedauert Bürkle natürlich den Ausfall seines überragenden Spielmachers, „aber viele Leute im Kader haben sich weiterentwickelt und die Last wurde sehr gut auf andere verteilt, was mein Team auch sehr gut umsetzt“.
Auch Coburg will Bürkle „taktisch etwas zu knabbern geben“. Ein Ausfall von Tobias Varvne würde dem Gegner natürlich schon entgegenkommen, „aber Coburg hat ja auch sonst noch viel in der Hinterhand. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe“, so der HBW-Trainer.
Das Restprogramm
Nachfolgend das Restprogramm der Aufstiegsanwärter:
HBW Balingen-Weilstetten
1. Platz, 52:14 Punkte, 955:828 Tore, Tordifferenz +127:
HSC 2000 Coburg (A), TuSEM Essen (H), TV Emsdetten (A), VfL Eintracht Hagen (H), TV Großwallstadt (A)
HSG Nordhorn-Lingen
2. Platz, 50:16 Punkte, 935:829 Tore, Tordifferenz +106:
HC Rhein Vikings (H), TuS Nettelstedt-Lübbecke (H), EHV Aue (A), TSV Bayer Dormagen (H), Wilhelmshavener HV (A)
HSC 2000 Coburg
3. Platz, 49:17 Punkte, 948:852 Tore, Tordifferenz +96:
HBW Balingen-Weilstetten (H), TuS Ferndorf (A), ASV Hamm Westfalen (H), TuS Nettelstedt-Lübbecke (A), Dessau-Roßlauer HV (H)
ASV Hamm-Westfalen
4. Platz, 45:21 Punkte, 875:820 Tore, Tordifferenz +55:
VfL Eintracht Hagen (A), TV Emsdetten (H), HSC 2000 Coburg (A), TuSEM Essen (H), VfL Lübeck-Schwartau (A)
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch