Rückschlag im Aufstiegsrennen: HSC Coburg kann auch bei TuS Ferndorf nicht gewinnen. Trainer Jan Gorr: „Angriffsspiel zu wenig strategisch.“
Der HSC 2000 Coburg wird eine insgesamt tolle Saison wohl nicht mehr mit dem Erstligaaufstieg krönen können. Am viertletzten Spieltag kamen die Coburger beim TuS Ferndorf nicht über ein 20:20-Unentschieden hinaus. Da zeitgleich der Tabellenzweite HSG Nordhorn-Lingen den TuS Nettelstedt-Lübbecke mit 27:15 aus der Halle fegte, beträgt der Rückstand der Mannschaft von Jan Gorr auf Platz Zwei nicht nur drei Punkte, sondern inzwischen 36 Tore. Dies ist einen weiteren Zähler wert, so dass Nordhorn in den verbleibenden drei Partien in Aue und Wilhelmshaven sowie daheim gegen Bayer Dormagen vier Punkte abgeben müsste. In der Verfassung, in der sie sich derzeit befinden, ist das nicht zu erwarten.
„Das müssen wir jetzt abhaken und weitermachen, doch es ist sehr schade. Die zwei Unentschieden hintereinander sind sehr enttäuschend. Letzte Woche, das hätte ich noch als gewonnenen Punkt gewertet, heute ist es ganz klar ein verlorener Punkt.“ Enttäuscht über den Punktverlust und wohl die Aussichten für den Erstligaaufstieg zeigte sich nicht nur Spielführer Sebastian Weber, die ganze Mannschaft war geknickt, dass der mögliche Sieg nicht eingefahren wurde. Das war auch dadurch bedingt, dass sich die Coburger Kreisspieler kaum vom Gegner lösen konnten, der dabei nicht selten zu unerlaubten Mitteln griff. Insgesamt hakte das Angriffsspiel der Gäste, die das mit einer herausragenden Abwehr kompensierten. Jan Gorr beschrieb das nach dem Spiel so: „In der entscheidenden Phase war unser Angriffsspiel zu wenig strategisch. Leider ist uns das nicht zum ersten Mal passiert. Das ist ein Bereich in dem wir deutlich besser werden müssen. Das limitiert uns momentan und unterscheidet uns von Balingen und Nordhorn, die das viel besser machen.“
Der Beginn war für sie vor 30 mitgereisten Fans gleich unglücklich, weil ein vom Pfosten abprallender Ball von Poltrum ins Tor sprang. Am Kreis wurde gleich hart gearbeitet, gezogen, am Trikot gehalten. Einen Körperkontakt, der stürmerfoulverdächtig war, bekam Hagelin vor dem 3:2 zu spüren. Bei den Coburgern war vieles zu ungenau, sie verloren einige Bälle an die Abwehr der Gastgeber, weil auch zu riskant agiert wurde. Deswegen konnte Ferndorf mit einem umtriebigen Basic auf der Mittelposition aus einer Führung heraus agieren. Der brachte häufig seine Nebenleute, allen voran Faulenbach in Position oder steckte den Ball geschickt an den Kreis durch. Doch Coburg blieb dran und deren schönster Spielzug über zwei Doppelpässe brachte durch „Vollstrecker“ Billek die erste Coburger Führung. Ausgangspunkt dieser Aktion war Varvne, der nach seiner Verletzung endlich aufs Spielfeld zurückkehrte.
Doch es blieb eine zähe, körperbetonte Angelegenheit, wobei die gelben Karten bei Abwehr-Aktionen des HSC deutlich lockerer steckten als auf der anderen Seite. Völlig die Welt verstand Gorr nicht mehr, als Varvne wegen einer Millimeter-Entscheidung in der engen Halle ein Wechselfehler angekreidet wurde. Die Coburger waren dadurch dezimiert, aber Patrick Weber gab die richtige Antwort mit einem „Strahl“ in den Winkel. Allerdings konnten sie ihre Zwei-Tore-Führung nicht verteidigen. Aus der Überzahl heraus schaffte es Ferndorf geschickt, auch durch Ausspielen der verbleibenden Zeit, bis zur Pause wieder zum Ausgleich zu kommen. Coburg tat sich im gesamten ersten Durchgang gegen die gummiwandartige Abwehr der Gastgeber schwer, stellte aber selbst einen Top-Abwehrverbund. Eine HSC-Halbzeitführung verhinderte die Pausensirene, als Max Jaeger gerade einen Konter auf das gegnerische Tor lief. Ein, zwei Sekunden hätten bis zu einem Abschluss noch gefehlt, im Nachhinein richtig ärgerlich.
Nach Wiederanpfiff schaute sich Basic gleich wieder die HSC-Abwehr und Poltrum im Tor aus. Auf der anderen Seite traf Varvne, für sein Team, für das Neuhold erstmals seit seinem Bandscheibenvorfall auf der Platte stand. Allerdings wurde nicht nur sein erster Wurf Beute von Rottschaefer im TuS-Tor, da schlug die fehlende Spielpraxis in einigen seiner Aktionen durch. Die Ferndorfer Abwehr agierte jetzt fast geschlossen an der Neun-Meter-Linie. Ausgerechnet als Coburg dezimiert war, gelangen vier Treffer in Folge, hätten die SR nicht unverständlicherweise einen Treffer von Neuhold zurückgepfiffen. Anstatt 13:15 stand es wenig später 15:14 für Ferndorf.
Danach ließ Coburg weitere gute Optionen liegen. Zum Glück parierte Poltrum einen Strafwurf, den er an die Latte lenkte. Im Gegenzug scheiterte Varvne völlig frei am Kreis, doch Hagelin holte sich den abprallenden Ball und traf zum erneuten Ausgleich. Nach Toren hatte die Partie deutlich an Fahrt aufgenommen, beide Teams suchten jetzt öfters den schnelleren Abschluss. Doch lange lief Coburg hinterher. Bis acht Minuten und drei Sekunden vor dem Abpfiff. Da gelang das 19:20. Der Rest war ein Abnutzungskampf ähnlich wie schon vor der Pause. Denn bis zum Abpfiff blieb der HSC 2000 ohne weiteren Treffer. Dabei konnten sie sich beim Poltrum im Tor bedanken, der den einen Punkt rettete, da er einen weiteren Strafwurf und zwei freie Bälle parierte.
Stimmen zum Spiel HSC-Trainer Jan Gorr: „Die Partie war von den Abwehrreihen geprägt. Beide Mannschaften haben sich in einer emotionalen Begegnung nichts geschenkt. In dem auch von viel Leidenschaft gekennzeichnetem Spiel kann ich meinem Team Null Komma Null Vorwurf machen. Das war hervorragend.“ HSC-Spielführer Sebastian Weber: „Wir machen vorne nur 20 Tore und wir bekommen hinten nur 20. Da ist festzustellen, dass unser Angriff nicht das gezeigt hat, was nötig ist, um hier zu gewinnen. Ferndorf hat sicher eine gute Abwehr gespielt, trotzdem ist es unser Anspruch, die Partie für uns zu entscheiden. Zumal wir eine gute Abwehr mit einem guten Torhüter gestellt haben.“ HSC-„Rückkehrer“ Christoph Neuhold: „Das Unentschieden bringt uns ja nicht wirklich was. Das ist ganz klar ein verlorener Punkt. Zum Schluss hätten wir ein bisschen cleverer sein und den Sack zumachen müssen. Das ist uns leider nicht gelungen.“
Die Statistik
TuS Ferndorf gegen HSC Coburg 20:20 (9:9)
HSC Coburg: Jan Kulhanek (n.e.), Konstantin Poltrum (13 Paraden, 20 Gegentore) – Markus Hagelin (1), Maximilian Jaeger (3), Lukas Wucherpfennig (1), Felix Spross, Sebastian Weber, Anton Prakapenia (2), Florian Billek (6/3), Marcel Timm (1), Jakob Knauer, Pontus Zettermann (2), Tobias Varvne (1), Patrick Weber (1), Christoph Neuhold (2). – Trainer: Jan Gorr.
TuS Ferndorf: Kai Bastian Rottschäfer (10 Paraden, 19 Gegentore), Tim Hottgenroth (0 Paraden, 1 Gegentor) – Jonas Faulenbach (7), Marijan Basic (2), Mattis Michel, Magnus Neitsch, Jan Wicklein, Jan Wörner (2), Lukas Zerbe (3/1),, Linus Michel, Julian Schneider (1), Moritz Barwitzki (1), Julius Lindskog Andersson (1), Branimir Koloper, Jonas Müller, Thomas Rink (3). Trainer: Michael Lerscht.
SR: Christian Moles / Lutz Pittner.
Spielfilm: 1:1 (3.), 3:2 (8.), 4:2 (12.), 4:3 (13.), 5:5 (15.), 6:6 (18.), 6:7 (20.), 6:8 (23.), 7:9 (26.), 9:9 – 10:9 (31.), 13:11 (36.), 13:13 (39.), 13:14 (40.), 15:14 (42.), 16:14 (43.), 16:15 (44.), 17:17 (47.), 18:18 (48.), 19:20 (52.), 20:20.
Zuschauer: 1087.
Siebenmeter: 1/3 (Zerbe scheitert zwei Mal an Poltrum) – 3/3. – Strafminuten: 4 (Schneider, Wörner) – 8 (Varvne, Prakapenia, Weber, Timm).
Beste Spieler: Koloper, Basic – Hagelin, Billek, Poltrum.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Iris Bilek