2. Handball-Bundesliga – Bei der Rückkehr von Oliver Krechel und Stefan Lex in die Arena kann der HSC 2000 Coburg zumindest Verfolger ASV Hamm-Westfalen abschütteln.
Coburg – Es hat etwas von einem „kleinen Finale“, einem Spiel um Platz drei, wenn am Samstagabend um 19.30 Uhr der HSC 2000 Coburg und der ASV Hamm-Westfalen aufeinandertreffen. Beide Teams trennen zwei Punkte, Coburg hat eine um 34 Tore bessere Tordifferenz.
„Das ist noch einmal ein Spitzenspiel, in dem es tatsächlich darum geht, ob wir Platz drei behaupten. Der bringt zwar nichts, aber unser Ziel ist es ganz klar, auch am Ende der Saison zumindest dort zu stehen.“ Unabhängig vom Ausgang der restlichen zwei Spiele würde dem HSC dazu wohl schon ein Sieg am Samstagabend reichen. Coburgs Trainer Jan Gorr wünscht sich von seiner Mannschaft nochmal ein ähnliches Spiel wie gegen Balingen, „wobei wir in eigener Halle sowieso bis auf die Partie gegen Lübeck-Schwartau durchweg tolle Leistungen gezeigt haben.“ Hamm hat sich, bedingt auch durch zahlreiche Neuzugänge, erst kurz vor Ende der ersten Halbserie so richtig gefunden. Seit der 23:38-Hinspielniederlage haben sie außer in Balingen und Nordhorn-Lingen keine Partie mehr verloren. Das ist natürlich Warnung genug für das Team des HSC.
„Das Gesamtpaket bei unserem Gegner ist eine echte Herausforderung“, so Gorr. Coburg muss das schnelle Umschaltspiel der Westfalen in den Griff bekommen. „Dazu kommen individuell versierte Mittelleute, schnelle Außen.“ Bei den Mittelleuten denkt Gorr besonders an Fuchs im linken Rückraum oder auf der anderen Seite an den Ex-HSCler Stefan Lex. Beide zusammen waren in der vergangenen Woche gegen Emsdetten die Sieggaranten mit zusammen 10 Treffern. Wobei Lex nach der Pause die Mittelposition im Rückraum für den angeschlagenen Sören Südmeier einnahm und von dort aus die Fäden im Spiel zog. Das im Hammer Rückraum dabei viel mit Kreuzungsbewegungen gearbeitet wurde und wird, ist hinlänglich bekannt. Gorr hat seine Abwehr darauf eingestellt.
Auf der anderen Seite erwartet sein Team eine sehr offensiv arbeitende 6:0-Abwehr, gegen die die Coburger schon in Ferndorf ihre Probleme hatten. Da wird viel Bewegung und der Blick für den freien Mann nötig sein. Was es zu vermeiden gilt sind ähnlich riskante Pässe wie in der Vorwoche. Dann sind die Hammer Außenspieler auf und davon.
Gorr hat für dieses erneute Spitzenspiel alle Akteure an Bord. „Auch Jan Kulhanek ist wieder im Training, die Fäden seiner Platzwunde gezogen, so dass augenblicklich alle Akteure zur Verfügung stehen.“ Oft war das in der zu Ende gehenden Saison nicht der Fall und wann gab es eine Hiobsbotschaft schon oft direkt vor dem Spiel. Gorr hofft, in den verbleibenden drei Wochen davon verschont zu blieben und fordert „mit dem Kopf bei der Sache zu bleiben trotz der jetzt schon35 Spieltage laufenden Saison und der damit einhergehenden hohen Belastung.“ Das wird nötig sein. Hamm sinnt auf Revanche, denn in eigener Halle mussten sie bislang immer alle Punkte gegen den HSC abgeben. Neben Stefan Lex gibt es auch für das TW-Duo Oliver Krechel und Jan Kulhanek sowie für Christoph Neuhold ein Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Verein.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Marcel Timm, Sebastian Weber, Anton Prakapenia, Florian Billek, Jakob Knauer, Pontus Zetterman, Christoph Neuhold, Tobias Varvne, Patrick Weber. Trainer: Jan Gorr.
ASV Hamm-Westfalen: Felix Storbeck, Oliver Krechel; Lukas Blohme, Fabian Huesmann, Oliver Milde (?), Jan Brosch, Markus Fuchs, David Mirko Spiekermann, Vincent Sohmann, Jakob Schwabe, Stefan Lex, Sören Südmeier, Lars Gudat, Jan Pretzewofsky, Vyron Papadopoulos, Jan von Boenigk. Trainer: Kay Rothenpieler.
SR: Adrian Kinzel / Sebastian Grobe
Die Lage in der Liga
Vor dem drittletzten Spieltag in der Liga scheinen HBW Balingen-Weilstetten und die HSG Nordhorn-Lingen auf Aufstieg gebucht. Für die Balinger gilt es, die am 20. Spieltag errungene Spitzenposition zu behaupten. Um als Meister über die Ziellinie zu gehen, bedarf es eines zweiten Auswärtserfolges 2019. Denn der (beim Ligaschlusslicht HC Rhein Vikings) liegt bereits mehr als drei Monate zurück. Beim TV Emsdetten nicht die einfachste Aufgabe, können die Mannen von Trainer Daniel Kubes befreit aufspielen, mit 29:41 Punkten sind sie vor dem Abstieg sicher. Doch wer Kubes kennt weiß, zufrieden wird der TVE-Coach mit Platz 13 nicht sein und alles versuchen noch etwas weiter vor zu kommen.
Bevor beim HSC am Samstagabend Anwurf ist, ist bekannt, wie groß die Hoffnungen auf Platz Zwei noch sind. Bereits um 17 Uhr erwartet der EHV Aue die HSG Nordhorn-Lingen und die Coburger Fans hoffen auf erzgebirgische Schützenhilfe. Frei aufspielen können sie ja, sind seit zwei Wochen sicher vor dem Abstieg. Im Gegensatz zum Dessau-Roßlauer HV (Heimspielgegner des HSC am letzten Spieltag), der aufgrund der Gesamtkonstellation der restlichen Spieltage als zweiter Absteiger feststeht. Davor rangieren mit 24:46 Zählern drei punktgleiche Teams auf den weiteren drei Abstiegsplätzen. Der Wilhelmshavener HV erwartet eben Dessau, der VfL Eintracht Hagen Schlusslicht HC Rhein Vikings. Zum Trio gehört noch der TV Großwallstadt, der zum Siegen verdammt ist. Gelingt das nicht, muss der Traditionsverein, der vergangene Woche seinen Trainer Florian Bauer beurlaubt hat, nach nur einem Jahr wieder zurück in die dritte Liga. Gegner ist der HC Elbflorenz mit 27:43 Punkten direkt vor dem TVG auf dem ersten Nichtabstiegsplatz.
So sieht es der Gegner
Kay Rothenpieler, der bereits seit 2001 bei den Westfalen ist, weiß natürlich um knappen Spiele gegen den HSC: „Die bisherigen Vergleiche waren meist enge Spiele auf Augenhöhe. Wir werden die Partie diesmal als Kampf um Platz Drei angehen. Wir haben in Nordhorn mitgehalten, so wollen wir auch in Coburg agieren.“ Mit der Entwicklung seines Teams ist Rothenpieler zufrieden: „Es geht zwar immer noch besser, aber wir sind auf einem guten Weg. Auch wenn noch Luft nach oben ist, sind wir deutlich stabiler geworden. Ein bisschen bedauert er den ein oder anderen Punktverlust, wie eben gegen Nordhorn oder auch Lübeck, sieht sich für kommende Saison gerüstet: „Da wollen wir oben angreifen, mindestens eine ähnliche Rolle spielen wie dieses Jahr.“
Doch der ASV-Coach weiß um die Tücken dieser Liga: „Dazu muss vieles funktionieren. Wenn du schwache Spiele hast, musst du in dieser Liga trotzdem sehen, dass du so irgendwie durchkommst und punktest. Das haben Balingen und Nordhorn-Lingen am besten geschafft. Einen Aufstieg kannst du, wo man selbst gegen die hinteren Mannschaften immer 100 Prozent geben musst, sowie nicht planen. Da fallen viele Kleinigkeiten ins Gewicht. Die ersten sechs, sieben Mannschaften haben ein ähnliches Niveau.“ Rothenpieler, der den vom TV Emsdetten kommenden Mittelmann Merten Krings noch einmal als Verstärkung für sein Team sieht, weiß um einen wichtigen Aspekt im Ausblick: „Wir haben in der Hinrunde viel liegen lassen. Da hat uns die Konstanz gefehlt. Das zu ändern, darauf wird es ankommen.“ Gegen Coburg will er als bestes Rückrundenteam (26:6 Punkte) hinter Nordhorn-Lingen (28:4) zeigen, dass sein Team bereits gut unterwegs ist.
Notizen am Rande
Derbyzeit – Mit dem ThSV Eisenach kehrt ein Traditionsverein im kommenden Spieljahr in die zweite Liga zurück. Die Wartburgstädter gewannen beide Relegationsspiele gegen die HSG Konstanz, 30:25 in eigener Halle, 29:26 am Bodensee. Da wird es wohl wieder zwei packende thüringisch-oberfränkische Derbys geben. Einen echten Neuling gibt es mit der HSG Krefeld.
Weite Fahrt – Die Krefelder verloren zwar in eigener Halle mit 23:24, gewannen beim HC Empor Rostock vor 4.600 (!) am Ende enttäuschten Fans mit 24:22. Somit gibt es für den HSC in der kommenden Spielzeit, vorausgesetzt sie steigen nicht doch noch auf, eine neue, alte weite Fahrt. Denn die Verlierer der ersten Relegationsrunde, Rostock und Konstanz, spielen einen dritten Aufsteiger in die zweite Liga aus.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Henning Rosenbusch