Neue Herausforderung gesucht und gefunden
Max Jaeger ist Sproß einer im Oberbergischen bestens bekannten Handballer – Familie. Der 22-jährige Linksaußen wurde in der Jugendakademie des VfL Gummersbach ausgebildet und durchlief alle Jugendmannschaften des Vereins. Seit Sommer 2018 trägt er nun das Trikot des HSC 2000 Coburg.
Bei Maximilian Jaeger („Max ist mir aber lieber!“) kann man sich die Frage, wie er einst in der Jugend den Weg zum Handball gefunden hat, getrost sparen. Denn dieser Sport ist bei Familie Jaeger bereits seit Jahrzehnten das alles dominierende Thema. Rolf Jaeger genießt in Gummersbach ohnehin längst Legenden – Status. Der Großvater von Max war der erste Nationalspieler, den der ruhmreiche VfL hervorgebracht hat. Als Spieler wurde er 1966 Deutscher Meister sowie ein Jahr später Europapokalsieger und führte den VfL in der Saison 1975/76 auch als Trainer zur Deutschen Meisterschaft. Später trugen zunächst seine Söhne Burkhardt und Gunnar den Staffelstab weiter. Letzterer absolvierte insgesamt 223 Bundesligaspiele für den VfL und gehörte auch zu jener Mannschaft, die 1991 den bislang letzten Meistertitel für den Traditionsverein gewann. Da war es nur logisch, dass sich dann auch dessen Söhne Philipp, Felix und Max schon von klein auf dem Handballsport verschrieben. „Ich habe schon früh damit begonnen, mit meinem Zwillingsbruder den Ball herum zu werfen. Es hat auch immer Spaß gemacht. Von daher habe ich auch nie was Anderes ausprobiert. Ich bin dem Handball quasi auch deswegen treu geblieben, weil ich immer Spaß daran hatte.“ Angefangen von den Minis durchlief Max alle Jugendmannschaften des VfL Gummersbach. Der größte sportliche Erfolg gelang ihm dabei im Jahre 2014, als er mit der B – Jugend des Vereins Ende Platz 3 bei der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft belegte. „Das war ein sehr schönes Jahr. Wir hatten aber das Problem, dass es beim VfL damals keine A – Jugend gab und wir als B – Jugendliche quasi beides spielen mussten. Aber ich glaube, das hat uns sehr weitergebracht, weil wir die ganze Saison auch gegen Ältere gespielt haben. In der B – Jugend haben wir damals eigentlich alles gewonnen und in der A – Jugend gab es halt mal ein paar Rückschläge. Aber es hat uns viel gebracht.“
Zuletzt in Gummersbach nicht mehr so recht zufrieden
Sein Wechsel vom Jugend- in den Aktivenbereich verlief dann für Max Jaeger allerdings viel schleppender als erhofft. Zwar durfte er bereits am 15. Mai 2015 als 18jähriger und ausgerechnet beim großen THW Kiel sein Debüt in der „stärksten Liga der Welt“ feiern, das er dann sogar noch mit einem Tor krönte. Doch weitere Erstliga – Einsätze sollten sich für den talentierten Linksaußen dann erstmal in Grenzen halten. Stattdessen blieben zunächst die A – Jugend – Bundesliga und später das Drittligateam des VfL seine vorrangige sportliche Heimat. Insgesamt eine für ihn in vielerlei Hinsicht unbefriedigende Situation: „Es war ja jetzt nicht so, dass ich da total unzufrieden war oder keine Perspektiven hatte. Aber mein Körper hat es mir dann irgendwie ,zurückgezahlt‘ und mir gezeigt, dass das ein bisschen viel ist. Da war ich zum Beispiel am Samstag in Kiel, bin um 3 oder 4 Uhr nachts zurückgekommen und habe am nächsten Tag dann in der Zweiten ausgeholfen. Das war sogar schon in der A – Jugend so, nur das ich dann teilweise eine Dreifach – Belastung hatte. Auch die Trainingswoche gestaltete sich dann dementsprechend hart, dann trainierst du teilweise dreimal am Tag. Und weil ich das drei Jahre so durchgezogen habe, hatte ich die letzte Zeit in Gummersbach relativ viel mit Verletzungen zu kämpfen.“ Und so entschloss sich Max schließlich dazu, dem Beispiel seiner beiden Brüder zu folgen und ebenfalls eine neue sportliche Herausforderung zu suchen. Den Weg seines Heimatvereins verfolgt er natürlich dennoch interessiert weiter, macht sich aktuell aber schon einige Sorgen um den einmal mehr mitten im Abstiegskampf stehenden VfL Gummersbach. „Ich gucke zusammen mit Marcel (Timm) jedes Spiel. Uns tut das schon auch ein bisschen weh. Dieses Jahr ist es glaube ich schon ziemlich prekär. Es ist so schwer wie noch nie. Wenn ich das Restprogramm anschaue, dann hat Bietigheim einfach einen deutlichen Vorteil, nicht nur, weil sie das letzte Spiel zuhause haben gegen Gummersbach. Außerdem ist halt Mimi Kraus wirklich eine enorme Verstärkung gewesen, wo Gummersbach halt im Gegenzug überhaupt nichts getan hat in Sachen Verstärkung. Man hat halt auch nicht wirklich die finanziellen Mittel dazu, das muss man auch mal sagen.“
Erwartungen haben sich erfüllt
Aber selbstverständlich liegt das Hauptaugenmerk von Max Jaeger längst auf seiner neuen Aufgabe beim HSC 2000 Coburg. Der Kontakt zu Jan Gorr kam über seinen Vater zustande, der auch sein Spielerberater ist. Beide kannten sich bereits aus verschiedenen Gesprächen in der Vergangenheit. „Das ging auch relativ schnell, dass ich dann hier war. Ich habe Jan kennengelernt, mir die Stadt angeschaut und die Rahmenbedingungen mit dieser Arena. In der war ich ja schon mal mit dem VfL, als wir hier verloren haben. Da habe ich die Stimmung schon kennen gelernt.“ Der sympathische Youngster verhehlt auch nicht, dass ihm die ersten Wochen recht schwergefallen sind. „Am Anfang hatte ich ein bisschen Probleme, weil ich meine Freundin zuhause gelassen habe. Und ich habe auch ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Familie. Die habe ich natürlich vermisst. Aber unter der Woche hilft es mir natürlich enorm, dass Marcel da ist, den ich jetzt schon seit acht Jahren kenne. Das ist schon fast wie eine Brüderschaft. Wir sind halt beide das erste Mal von zuhause weg und haben uns zusammen reingebissen hier.“ Haben sich denn nun seine Erwartungen erfüllt? „Definitiv. Mich hat das Konzept von Anfang an überzeugt. Jan arbeitet sehr akribisch mit jungen Spielern. Wir haben manchmal eine Extraeinheit mit den Jungen. Er weiß genau, wie er mit den Alten umzugehen hat, wie er mit den Jungen umzugehen hat, mit den verschiedenen Charakteren in der Mannschaft. Ich finde es wirklich richtig gut, wie er mit uns arbeitet. Wir haben auch richtige Regenerationszeiten, was mir wichtig war, weil ich von Gummersbach halt ein bisschen gerädert hierher kam. Belastungssteuerung, Training, also ich bin durchweg zufrieden.“ Und ins Schwärmen gerät der 22jährige auch, wenn er von seinen aktuellen Teamkollegen spricht: „Ich habe jetzt sicher auch eine etwas andere Rolle als beim VfL. Aber allein vom Klima, von der Atmosphäre ist das wirklich, als ob wir uns seit Tag 1 gekannt haben. Wir brauchten, was die Atmosphäre anging, überhaupt keine Anlaufzeit, weshalb wir auch gut in die Saison gestartet sind. Das ist halt auch wirklich wichtig, dass du eine Mannschaft hast, dass du kämpfst für den Nebenmann, dass das quasi deine Freunde sind. Das ist natürlich auch ein Kompliment an Jan, dass er die Mannschaft so zusammengestellt hat. Wir haben auf jeder Position einen Alten und einen Jungen, aber das merkt man überhaupt nicht. Jeder versteht sich, ob jung oder alt. Das ist wirklich enorm wichtig und richtig angenehm.“ Neben seinem sportlichen Neubeginn hat er in Coburg auch ein BWL – Studium begonnen. „Ich denke nicht, dass das mein einziges Studium bleiben wird, weil ich eher so in die Richtung Wirtschaftsinformatik tendiere. Aber es wäre gut, ein Fundament zu haben, was ich dann auf BWL legen würde und danach noch weiter schauen.“ Bleibt da überhaupt noch Zeit für andere Aktivitäten? „Ich mache sehr viel mit Marcel. Der ist so gut wie jeden Abend da. Und ich mache sehr gern Sport, auch wenn wir mal frei haben. Ich gehe gern mal Basketball spielen, gehe gern schwimmen. Ich bin eigentlich ziemlich aktiv. Und ich habe wie gesagt hier 16 Freunde als Teamkollegen und mit denen kann man immer was machen, da ist immer einer da für dich.“ Und da zudem die kalorienreiche fränkische Küche nur schwer zu seiner Vorliebe für gesunde Ernährung passt, steht er auch selbst regelmäßig in der Küche. „Ich bin jetzt kein Meisterkoch, aber ich koche gern. Ich koche auch mit Marcel zusammen, alles was so auf die Platte muss, Kohlenhydrate, Eiweiß, Vitamine. Dafür bin ich gern zu haben.“
Bericht von Gerd Nußpickel
Bild von Henning Rosenbusch