HSC 2000 Coburg steht vor zweiter Vorbereitungsphase
Vor dem Start in die zweite Vorbereitungsphase haben wir uns mit dem Trainer des HSC 2000 Coburg, Jan Gorr, unterhalten.
Jan, was ist dir lieber, Saisonablauf oder Vorbereitung?
Als Trainer mag ich Vorbereitungen sehr gerne, weil du einfach Zeit hast, Dinge auf den Weg zu bringen, zu entwickeln. Deswegen ist das jedes Jahr auch wieder ein Zeitraum, auf den ich mich freue. Andererseits ist der Nervenkitzel in der Wettkampfphase natürlich noch viel größer und von daher ist das natürlich gerade das, wofür wir uns ja auch schinden.
Apropos schinden, ihr habt jetzt die erste Phase der Vorbereitung hinter euch, vor allem Athletik-Training. Wie bist zu bislang zufrieden?
Die Jungs sind in einem guten Zustand aus dem Urlaub zurückgekommen. Man hat gemerkt, sie haben sich individuell vorbereitet und wir hatten ein Trainingslager, was einen fast rein athletischen Schwerpunkt hatte. Das war eigentlich ganz gut gelaufen. Von daher ziehe ich bis jetzt ein positives Zwischenfazit. Was uns das Arbeiten schwieriger bzw. anspruchsvoller macht ist die Tatsache, dass wir noch aus der letzten Runde ein paar angeschlagene Leute haben. Jakob Knauer fällt länger aus, Pontus ist noch im Reha-Bereich am Arbeiten mit seiner Schulter und strebt jetzt gerade den Übergang in die Handballbelastung an. Auch Tobi Varvne und Florian Billek hatten kleinere Blessuren. Es sieht so aus, als kommen die beiden wieder ins Team zurück, eben pünktlich für die mannschaftstaktische Vorbereitung.
Wird Pontus Zettermann zum Saisonstart zur Verfügung?
Das kann ich jetzt noch nicht zweifelsfrei sagen. Wir werden ihn langsam ins Mannschaftstraining zurückführen und dann muss man einen Abgleich machen. Verträgt er das, kommt er damit gut klar oder eben nicht. Von daher bin ich vorsichtig optimistisch, aber sagen, dass das auf jeden Fall klappt, das kann ich heute nicht.
Was wird sich innerhalb des Spielsystems ändern? Gibt es noch Varianten, die man vielleicht jetzt in der Saison neu sehen wird?
Wir haben in den letzten Jahren eine sehr gute 6:0-Verteidigung gestellt. Wir verlieren mit Markus Hagelin und Anton Prakapenia aber den Innenblock dieser 6:0. Da bleibt Marcel Timm übrig und eben unsere beiden Neuen, Stepan Zeman und Andreas Schröder. Das ist jetzt die erste Priorität. Aus den Dreien wieder einen funktionierenden Innenblock herzustellen in Verbindung mit den Halb- und Außenverteidigern. Aber eine Alternative um variabler im Defensivbereich zu sein, die brauchen wir. Eine 3-2-1-Deckung ist aus meiner Sicht für uns einfach eine lohnende Alternative und eine echte Möglichkeit, nochmals einen Schritt weiter zu kommen und deswegen ist das auch einer der Schwerpunkte in der Vorbereitung.
Du hast Marcel Timm angesprochen, der durch die Handball-Weltmeisterschaft der Junioren, bisher in der Vorbereitung gefehlt hat. Wie siehst du das?
Vor dem Hintergrund, dass wir das Abwehrzentrum neu aufstellen müssen, ist es natürlich eine Erschwernis, die dazu kommt. Aber man muss auch ganz ehrlich sagen – für was machen wir denn die Arbeit gerade mit den jungen Leuten? Dass sie eben Erfahrung sammeln können, dass sie im deutschen Trikot dann bei einer Weltmeisterschaft dabei sein können. Für ihn sind das extrem wichtige Spiele. Wenn er zurück ist, ist die Zeit trotzdem noch ausreichend, dass wir ihn mit den neuen Jungs integrieren. Und von daher, klar, bisschen ein weinendes Auge, aber vielmehr ein lachendes.
Letztes Jahr war es so, dass viele Spieler integriert werden mussten. Ist in dem Jahr die größte Herausforderung, diesen Abwehr-Mittelblock neu zu installieren?
Darum dreht sich ganz viel und das wird für uns der Grundstock sein. Wenn wir das gut schaffen, haben wir auch die Basis, um wieder eine gute Saison zu spielen. Wenn wir es nicht schaffen, dann wird das schwierig. Deswegen ist das eine zentrale Aufgabe. Ansonsten gibt es noch eine Menge an Themen, die uns schon im letzten Jahr begleitet haben und für die wir nicht so viel Zeit hatten, weil eben so viele Neue da waren. Es geht darum, Abläufe zu festigen, detaillierter zu machen. Mir hat in vielen Spielen im Angriff die Präzision im Auftakt und das Timing im Zusammenspiel nicht wirklich gut gefallen. Das hat sich ganz oft auf eine sehr statische Angriffsleistung niedergeschlagen. Ich finde, gerade in der Rückrunde in den Spielen, in denen wir nicht als Sieger vom Parkett gegangen sind, war die Zahl an technischen Fehlern, die aus eben diesen unpräzisen Abläufen gekommen ist, federführend dafür verantwortlich, dass wir eben nicht da anknüpfen konnten, wo es in der Hinrunde noch so gut lief. Von daher haben wir noch eine ganze Menge mehr auf dem Zettel.
Die Stärke der Liga wird nicht einfacher. Es sind zwar nur noch 18 Mannschaften, aber fast die Hälfte ist schon ein Who-is-Who, hat schon 1. Liga gespielt. Wir ordnest du das ein?
Ich finde es bemerkenswert in mehrerlei Hinsicht. Zum einen hat man letztes Jahr schon gesagt, man kann das nicht mehr toppen. Ich denke, die zweite Liga dieses Jahr toppt nochmal die Liga aus der vergangenen Saison. Das hat natürlich mit den Absteigern zu tun und das hat vor allem auch mit besonderen Spielern zu tun. Wenn man sich überlegt, dass jetzt Mimi Kraus in Bietigheim 2. Liga spielt, dass jetzt Jens Schöngaard aus Göppingen nach Hamburg in die 2. Liga gewechselt ist, dass Gummersbach mit einem Ivic im Tor einen Ausnahmetorhüter aus Kielce verpflichtet hat, der noch vor zwei Monaten im Final Four der Champions League stand. Das wäre vor ein paar Jahren in der 2. Liga nicht denkbar gewesen. Wenn ich sehe, was der ein oder andere Verein dort an Entwicklungsschritten macht, dann spricht das für das Handball-Unterhaus in Deutschland und macht es zu einer Herkules-Aufgabe dort mitzumischen.
Euer Auftakt-Programm ist sehr interessant. Hättest du es dir vielleicht anders gewünscht? Ich weiß, aussuchen kann man es sich nicht…
Ja es ist in der Tat sehr interessant, und an der Stelle endet die Antwort dann im Prinzip, weil man keinen Einfluss darauf hat. Ich finde es absolut in Ordnung, wie ich es die letzten Jahre auch in Ordnung fand und es wird ganz viel an uns einfach liegen, wie wir da in die Saison starten.
Immer wieder ist von Etat-Problemen die Rede. Wäre deswegen „Flo“ Billek auf der aktuell vakanten rechten Rückraumposition eine Option?
Zunächst mal zu dem Thema Etat: Wir haben gesagt, dass wir in den letzten drei Jahren unseren Personal-Etat für die erste Mannschaft jedes Jahr ein bisschen reduzieren mussten. Das was für mich entscheidend ist: wir haben es trotzdem geschafft, uns sportlich entgegengesetzt zu entwickeln. Das heißt, wir sind sportlich trotzdem besser geworden. Wichtig ist für mich, dass wir nicht auf der Stelle treten, sondern dass wir irgendwann den Turn-around schaffen und uns etattechnisch nach vorne entwickeln. Das wird, wenn wir unser großes Ziel erste Liga erreichen wollen, sowieso unerlässlich sein. Und was die Linkshänder-Position betrifft hoffen wir, mit Pontus einen Spieler zu haben, der die Position zu Saisonbeginn begleitet. Hinter ihm fehlt aktuell Jakob. Da haben wir ein paar Möglichkeiten. Eine ist Flo Billek, der als Rechtsaußen auch im rechten Rückraum spielen kann. Eine andere ist Girts Lilienfelds, der eigentlich schon kürzer tritt, im Berufsleben steht, der punktuell aber da auch nochmal helfen kann.
Die Zuschauerzahlen waren fast wie vorletzte Saison, liegen aber deutlich hinter dem Schnitt aus den vergangenen Jahren. Wie siehst du im Hinblick auf die Attraktivität der 2. Liga das Engagement von Sportdeutschland.?
Ursächlich hat dieses Zuschauer-Thema bei uns den einfachen Grund, dass wir unsere Strategie in dem Bereich verändert haben. Wir haben eine Zeit gehabt, wo wir aus marketinggründen vielen Gruppen Eintritt sehr kostengünstig ermöglicht haben. Das haben wir auf ein gesundes Maß reduziert und haben nun einen echten Grundstock an Zuschauern, von dem wir auch wirtschaftlichen Nutzen haben. Konkret gesagt: es gibt im Vergleich zu früher keine Freikarten mehr. Toll ist, dass wir auch heute noch mit unserer Zuschauerzahl im Zweitligaspitzenbereich unterwegs sind. Was Sportdeutschland.tv anbetrifft, ist es ein toller Service, der es den Handball-Fans ermöglicht, wenn sie nicht mitreisen können, das eigene Team auswärts zu erleben. Oder eben es generell Handballinteressierten ermöglicht, mal zwischen den Hallen der zweiten Liga hin und her zu schalten. Das gab es bis zur letzten Saison in dieser Form nicht und das bringt unsere Sportart nach vorne.
War das schon traditionelle Hoffet am vergangenen Samstag der Auftakt für die Fans ins neue Spieljahr?
Das ist vor allem ein toller Termin, weil man die Chance hat, alle zusammen zu bringen. Da sind ja nicht nur die Spieler der ersten Mannschaft, sondern die anderen Spieler und Trainer aus unserem Nachwuchsbereich sind mit vor Ort. Alle Fans haben die Möglichkeit zu kommen. Erstmalig waren unsere Zweitligaspieler in diesem Jahr auch für die Ausgabe der Dauerkarten verantwortlich. Von daher war es ein gutes Miteinander und eine ganz gute Plattform, um die Saison einzuläuten, bevor es jetzt in der Vorbereitung auf die Zielgeraden und in den Endspurt geht.
Das bedeutet jetzt – Turnier in Linden. Danach Teilnahme am Spielothek-Cup gegen starke Gegner, dazwischen das Testspiel gegen Eisenach in eigener Halle. Was erwartest du dir da von deinem Team?
Grundsätzlich ist das so der Wechsel in die Phase, wo es um taktische Hintergründe und taktische Inhalte geht. Da erwarte ich mir natürlich konzentriertes, vor allem zielorientiertes Arbeiten. Wir wollen uns Step by Step weiterentwickeln. Es gibt die ersten Gradmesser wenn wir gegen Minden, Bergischen HC usw. spielen. Das ist immer eine ganz heiße Phase in der Saison-Vorbereitung. Da erhoffe ich mir natürlich einiges.
Dann folgt das 1. Pflichtspiel im Pokal gegen Stuttgart in Aachen an der niederländisch-belgischen Grenze. Ist das gleich der richtige Einstieg und der richtige Vorgeschmack auf die Saison?
Ja das ist mit dieser weiten Anreise ein echter Vorgeschmack auf die dann startende Saison. Von daher ist es ein ganz guter Härtetest, alle Abläufe auszuprobieren. Gegen Stuttgart, eine Mannschaft, die in der 1. Liga spielt und das bei weitem nicht schlecht macht, wird man schon merken wo wir stehen.
Gibt es für dich jetzt schon im Vorfeld der Saison ein Highlight-Spiel, auf das du dich besonders freust?
Das fällt einem total schwer in dieser zweiten Liga da einzelne Spiele rauszupicken. Die Derbys sind ohnehin was Besonderes. Weil Vereine wie Gummersbach, Essen und Hamburg jetzt mittlerweile zweite Liga spielen, werden das natürlich auch besondere Vergleiche. Andere Spiele haben in anderer Hinsicht ihren besonderen Reiz.
Welche Erwartungen setzt du persönlich in die kommende Saison?
Für uns war das letzte Jahr ein herausragendes Jahr bei dem das i-Tüpfelchen gefehlt hat. Wir waren ganz lange ganz vorne in der Tabelle gestanden. Wir haben es aber nicht geschafft, die Spielqualität auch kontinuierlich so zu zeigen. Das hat aber Lust gemacht, wieder da vorne dabei zu sein. Von daher ist es für uns natürlich ein großes Ziel, bis zum Ende in diesem Bereich um die vorderen Plätze zu kämpfen. Dazu gehört, noch mehr Kontinuität in unsere Spielleistungen zu bekommen. Das ist ein Entwicklungsschritt, den wir gehen wollen und das sind die Dinge, die ich mit der kommenden Runde in Verbindung bringe. Bei der Leistungsdichte ist das ein entsprechend anspruchsvolles Unterfangen.
Weitere Vorbereitung:
30.07. – 03.08.2019 Trainingslager in Linden und Teilnahme am Linden Cup
08.08.2019 Spiel gegen den ThSV Eisenach
10.08. – 11.08.2019 Teilnahme am Spielothek-Cup
17.08. – 18.08.2019 1. DHB-Pokalrunde in Aachen
Bericht von Ralph Bilek