Der EHV erlebte zum Saisonauftakt ein spätes Debakel in Dormagen und möchte sich dafür bei seinem ersten Heimauftritt gegen den HSC Coburg am Sonntag rehabilitieren. HSC-Coach Jan Gorr erwartet ein heißes Spiel.
Beim EHV Aue besteht bereits nach dem ersten Spieltag der neuen Handball-Zweitligasaison Redebedarf. Von einem „totalen Einbruch“ und „einer 20-minütigen Phase komplett ohne Abwehr“ sprach EHV-Geschäftsführer Rüdiger Jurke nach dem 25:35-Debakel seiner Mannschaft zum Saisonauftakt in Dormagen.
Dabei sah es lange Zeit nicht nach einer Pleite aus, bis zur 40. Minute lagen die Erzgebirgler gleichauf (18:18). Selbst siebeneinhalb Minuten vor dem Ende war das Spiel beim Stand von 27:23 noch nicht entschieden, ehe in der Schlussphase in der Auer Deckung alle Dämme brachen. „Unser Mittelblock war sozusagen nicht mehr existent“, klagte EHV-Coach Stephan Swat, der trotz aller Enttäuschung den Fans aber gleich versprach, bei der Heimpremiere ein anderes Gesicht zu zeigen.
Erster Gast in der als Festung bekannten Lößnitzer Erzgebirgshalle ist am Sonntag um 17 Uhr der HSC 2000 Coburg. Trainer Jan Gorr weiß um den Heimvorteil der Sachsen. „Aue ist zu Hause in der Erzgebirgshalle ein ganz anderes Kaliber, das haben sie in den letzten Jahren bewiesen. Wir haben dort auch viele heiße Spiele erlebt.“
Aus dem Resultat in Dormagen sollte man keine falschen Schlüsse ableiten, so Gorr weiter. „Bis zur 40. Minute war das Spiel eng, das spiegelt eher die Kräfteverhältnisse wider.“ Die Kräfteverhältnisse gut widergespiegelt hat dagegen der 26:22-Heimerfolg der Coburger zum Auftakt gegen Emsdetten. „Dass noch nicht alles in unserem Spiel passt, ist zu dem Zeitpunkt normal“, sagt Gorr. „Die erste Halbzeit war holprig, da war unsere Fehlerquote zu hoch, die zweite Halbzeit war dann viel besser, vor allem in der Abwehr und im Tempogegenstoßspiel haben wir uns gesteigert.“
Angesichts der Coburger Verletztenhistorie ist Gorr froh, dass die erste Partie ohne Blessuren vonstatten ging und mit Ausnahme von Rekonvaleszent Jakob Knauer alle Spieler im Mannschaftstraining sind. Natürlich auch Torhüter Jan Kulhanek, der gegen Emsdetten mit zwei Gesichtstreffern in kürzester Zeit einiges einstecken musste. „Jan wollte ja sogar nach dem zweiten Gesichtstreffer schnell wieder aufs Feld, als Vorsichtsmaßnahme haben wir ihn aber am Ende draußen gelassen“, sagt Gorr über den 38-jährigen Tschechen, der nach seinen 17 Paraden in der HUK-Arena lautstark mit „Wolle“-Sprechchören bedacht wurde.
Einige Dutzend Coburger Fans werden sich am Sonntagnachmittag in das rund zwei Autostunden entfernte Lößnitz aufmachen. Um einen Auswärtssieg zu bejubeln, muss der HSC laut Gorr ein Höchstmaß an Disziplin an den Tag legen und gut verteidigen: „Aue agiert selbst sehr diszipliniert und spielt seine Angriffe teils sehr lange aus. Da müssen wir in der Abwehr geduldig bleiben, denn ansonsten nutzt Aue jeden kleinen Fehler gnadenlos aus.“
Wenig Fehler haben sich die Coburger bei ihrem letzten Auftritt in der Erzgebirgshalle im September 2018 geleistet. Der HSC gewann angeführt von einem überragenden Christoph Neuhold 33:25 und setzte sich nach dem 4. Spieltag zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte an die Tabellenspitze der 2. Liga. „Natürlich würden wir das gerne wiederholen, aber für diesen Sieg mussten wir damals auch richtig viel investieren“, erinnert sich Gorr.
Nach 17 Jahren ohne Meinhardt
Der personelle Aderlass hielt sich beim Vorjahreselften in Grenzen, nur im Rückraum gab es Veränderungen. „Aue hat jetzt noch mehr Durchschlagskraft im Rückraum“, sagt Gorr. „Mit Adrian Kammlodt haben sie einen sehr interessanten Spieler dazubekommen. Er ist stark im Eins-gegen-Eins, ist aber auch ein guter Schütze aus dem Rückraum.“ Der Halblinke Kammlodt kam vom HC Elbflorenz und war in Dormagen mit fünf Treffern gleich erfolgreichster Schütze seines Teams. Sein Pendant auf der rechten Rückraumseite ist der durchsetzungsstarke Schwede Gabriel De Santis, der ebenfalls aus Dresden ins Erzgebirge wechselte.
Eine große Lücke hinterließ auf der Mittelposition Eric Meinhardt, der seine Profikarriere nach 17 Jahren beim EHV im Sommer beendete. „Er hat das Spiel geprägt wie kein Zweiter“, so Gorr. Die Verantwortung auf der Spielmacherposition trägt jetzt hauptsächlich der Litauer Benas Petreikis. Unterstützt wird er vom deutschen Talent Julius Schröder, der von den Füchsen Berlin kam.
Sonntag, 17 Uhr: EHV Aue – HSC 2000 Coburg
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum, Fabian Apfel – Max Preller, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Marcel Timm, Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds, Tobias Varvne, Stepan Zeman, Andreas Schröder, Christoph Neuhold Es fehlt: Jakob Knauer Trainer: Jan Gorr
EHV Aue: Radek Musil, Vilius Rasimas, Erik Töpfer – Gabriel De Santis, Sebastian Naumann, Julius Schröder, Kevin Roch, Pascal Ebert, Bengt Bornhorn, Benas Petreikis, Nico Schneider, Ladislav Brykner, Petr Slachta, Franz Schauer, Adrian Kammlodt, Vojta Kozubik Trainer: Stephan Swat
SR: Julian Fedtke / Niels Wienrich
Bericht vom Coburger Tageblatt
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)