Ein Offensivspektakel sondergleichen ereignete sich am Samstagabend in der HUK-COBURG arena: Der HSC 2000 Coburg bleibt zu Hause weiter ungeschlagen und bezwang im Topspiel der 2. Handball-Bundesliga die Gäste des ASV Hamm-Westfalen mit 36:28 (19:13). Damit sind die Oberfranken mindestens für eine Nacht Spitzenreiter im Bundesliga-Unterhaus.
Jan Gorr musste verletzungsbedingt auf den Rückraumlinken Christoph Neuhold verzichten, den eine Muskelverletzung in der Wade außer Gefecht setzt. Dafür waren die beiden, zuletzt verletzten, Kreisläufer Stepan Zeman und Sebastian Weber wieder mit von der Partie.
Jeder der 2851 Zuschauer konnte sich auf das freuen, was das Spiel bereits im Vorfeld versprach. So begann der HSC vom Start weg mit einer Führung. Die Gäste handelten sich früh zwei Zeitstrafen ein, die die Hausherren nutzten, um sich auf 5:2 (8.) abzusetzen. Anschließend taten sich beide Teams schwer, zum Torerfolg zu kommen. ASV-Trainer Kay Rothenpieler nahm nach zwölf Minuten die erste Auszeit. Doch nach dieser wirkte seine Mannschaft noch immer behäbig wie in der Phase davor und leistete sich drei Ballverluste in Folge, die der HSC gnadenlos bestrafte und auf 9:3 (15.) durch Marcel Timm enteilte. Erst im folgenden Angriff unterbrach Sören Südmeier den Lauf der Hausherren. Hamm startete mit dem Ex-Coburger Oliver Krechel im Tor, der bis dato aber nahezu keine Hand an den Ball bekam. Der Offensiv-Rausch der Gastgeber hielt ununterbrochen an, sodass Andreas Schröder nach 18 Minuten sein Team mit 12:5 in Führung brachte. Folgend nahm Rothenpieler bereits die 2. Auszeit und versuchte, damit irgendeinen Bruch in das Spiel des HSC zu bekommen. Dazu wechselte er mit Felix Storbeck den aktuell stärksten Torhüter der Liga ein – doch der Effekt währte nur kurz. Die Gäste fanden zu mehr Struktur im eigenen Angriff und verkürzten auf 10:14 durch Fabian Huesmann. In der 25. Minute kassierte der HSC eine doppelte Zeitstrafe, worauf Hamm mit einer offensiven 3:2:1-Deckung reagierte, um die Räume des Gegners zu verkleinern. Dem jedoch wirkten die Vestestädter mit hohem Tempo entgegen und kamen dennoch zum Torerfolg. Einmal mehr ein Garant für den Erfolg war Torhüter Jan Kulhanek, der bis zur Halbzeitpause sieben Paraden beisteuerte und immer wieder den Kessel zum Beben brachte.
Der 2. Spielabschnitt knüpfte nahtlos an den Ersten an, fielen nach 50 Sekunden bereits drei Treffer. Insbesondere Flügelflitzer Florian Billek kam das hohe Tempo zu Gute, avancierte er mit elf Toren zum Toptorschützen seines Teams. In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein Privatduell der Rückraumshooter zwischen Coburgs Andreas Schröder, der sein bislang bestes Spiel in den gelb-schwarzen Farben machte, und Hamms Stefan Lex. Beide trafen in der Zeit fünf Mal und sorgten für sehenswerte Treffer. Die hohe Effizienz der Hausherren ließ sich in der 40. Minute auch an den Zahlen ablesen, verwarfen sie doch lediglich vier Bälle und kamen zu einer Trefferquote von 87 Prozent. Die restliche Spielzeit wurde zum Schaulaufen im Tollhaus HUK-Coburg arena. Schon acht Minuten vor dem Ende stand die Halle und wusste die Leistung ihrer Mannschaft genau einzuschätzen. Als Jan Kulhanek nach 55 Minuten mit Szenenapplaus ausgewechselt wurde, befand sich die Feierstimmung am Siedepunkt.
Durch den Sieg des kletterte der HSC 2000 Coburg für mindestens eine Nacht an die Tabellenspitze – Essen spielt morgen in Rimpar und könnte dann wieder vorbeiziehen. Kommenden Sonntag geht es für Jan Gorr und sein Team zur SG BBM Bietigheim. Anpfiff in der MHP Arena Ludwigsburg ist um 14:30 Uhr.
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (13 Paraden), Poltrum (ab 55.) – Jaeger (4), Wucherpfennig, Spross (4), Weber, Billek (11/5), Timm (3), Zetterman (1), Lilienfelds, Varvne (4), Zeman (1), Schröder (8)
ASV Hamm-Westfalen: Storbeck, Krechel – Huesmann (9/3), Milde (1), Brosch (1), Fuchs, Fernández, Schwabe (3), Lex (11), Stavast (1), Südmeier (2), Papadopoulos, Krings, Pretzewofsky, Franke
Zeitstrafen: 3/4 (Jaeger, Varvne, Zeman/Milde, Fuchs, Lex, Franke)
Schiedsrichter: Klip/Maier
Zuschauer: 2851
Bericht: Jonas Späth
Bild Henning Rosenbusch