TuSEM Essen hatte am Vorabend die Vorlage geliefert (28:34-Niederlage beim EHV Aue) und der HSC 2000 Coburg packte entschlossen zu: Mit dem HSV Hamburg hatten sie zwar eine harte Nuss zu knacken, aber am Ende stand im vorletzten Heimspiel 2019 ein grandioser 35:29-Sieg. Ausschlaggebend war der Start in die zweite Halbzeit, als die Gelben ihr Tor vernagelten.
Auffälligster Akteur neben dem zwölffachen HSC-Torschützen Florian Billek war Andreas Schröder, der hinten dicht machte und vorne besonders nach der Pause der HSV-Abwehr unlösbare Aufgaben stellte.
HSC-Coach Jan Gorr hatte auf „volle Kapelle“ gehofft, doch eine Erkrankung von Felix Sproß und eine Schulterblessur von Girts Lilienfelds machten ihm einen Strich durch die Rechnung, auf Jakob Knauer muss er ja noch immer verzichten. „Das bedeutet nur einen Mittelmann, nur einen Halbrechten und nur einen Linksaußen“, zeigte sich der Coburger Trainer wenig erfreut über diese Tatsache. Doch auch sein Gegenüber hatte mit Jens Schöngarth, Tobias Schimmelbauer und Dominik Axmann Lücken zu füllen.
HSC 2000 Coburg – HSV Hamburg 35:29 (18:17)
Hamburg, das nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen demütig nach Coburg angereist war, verlangte den nun in acht Heimspielen siegreichen Gastgebern alles ab. Schon vergangene Woche degradierten die Hamburger den Rückraum der DJK Rimpar Wölfe zur Bedeutungslosigkeit. Gleich der erste Angriff zeigte warum sich der fränkische Konkurrent gegen die von Ossenkopp und Weller organisierte Abwehr so schwer getan hatte, sie trieben Coburg ins Zeitspiel. Doch auch der HSC stellte eine aufmerksame Deckung, holte sich mehrfach die Bälle für die einfachen Tore.
Sehr zur Unzufriedenheit von Hamburgs Torwart Edvardsson, der dies auch lautstark kund tat. Denn alle fünf ersten Treffer der Coburger entsprangen Kontersituationen. HSVH-Coach Torsten Jansen rief früh zur Auszeit. Hätten nicht Schröder, Billek und Zeman frei vergeben hätte Coburg durchaus früh mit fünf oder sechs Toren führen können.
Da wurde auch Jan Gorr an der Seitenlinie energisch, weil er zudem mit einigen Pfiffen so überhaupt nicht einverstanden war. Eine Augenweide war das Spielverständnis von Ossenkopp im Rückraum und Weller am Kreis, der selbst oft von drei Coburgern umringt irgendwie doch noch zum Ball kam. Als HSC-Fan wartete man da allerdings auch mal auf einen Stürmerfoulpfiff oder eine „falsche Sperre“.
Ein hohes Tempo
Es blieb ein Hoch-Tempo-Handballspiel trotz der fehlenden großen Wechseloptionen auf beiden Seiten. Beide Teams zeigten viele spielerische Winkelzüge, großes Engagement in der Abwehr. Der Spielabstand blieb lange gleich, Körperkontakt war Trumpf und zu oft wurde weiterhin das Trikotziehen von Weller am HSC-Kreis, der so mehrmals einen Block der Coburger verhinderte, nicht geahndet. Nur eine knappe Führung nahm der HSC mit in die Kabine (18:17).
Die wurde schnell ausgebaut. Sehenswert war die Vorbereitung zum 20:17 durch Billek, der nach einer Ballstafette per Rückhand von Zetterman bedient wurde. Hamburg blieb nach dem Wechsel mehr als acht Minuten ohne Treffer. Coburg stellte eine bärenstarke Abwehr mit einem aufmerksamen Kulhanek dahinter.
Wieder kam die Auszeit von Jansen nach nicht einmal sieben Minuten. Doch die konnte erstmal den Lauf des HSC, darunter ein Konter-Hattrick von Billek nicht unterbrechen. Der pushte wenig später die Fans so richtig, nachdem er sich in der Abwehr mit einem Hechtsprung den Ball gesichert hatte.
Sieben Treffer hatte der HSC zwischen sich und den Gegner gebracht, der aber trotzdem nicht enttäuschte. Doch gegen die geballte Spielfreude der Coburger fanden sie kein Gegenmittel. Als nächstes versuchten sie es mit dem siebten Feldspieler, was Billek nach dem nächsten erkämpften Ball zum Wurf ins verwaiste HSV-Tor nutzte, ehe er per Strafwurf sein Dutzend vollmachte.
Komfortabler Vorsprung
Auch wenn der Vorsprung komfortabel war, die Hamburger waren alles andere als gewillt, die Punkte den Coburgern ohne Gegenwehr zu überlassen und erhöhten nochmals die Schlagzahl, zogen ihre Abwehr offensiv ausgerichtet vor. Der Rückstand wurde auf fünf Treffer reduziert, aber Coburg blieb aufmerksam, der kleine Durchhänger war schnell vergessen.
Im Überzahlspiel bewahrten sie Ruhe und Übersicht, obwohl das Tempo-Handballspiel viel Kraft gekostet haben musste. Und dann konnte sich sogar der in den Schlussminuten eingewechselte Fabian Apfel noch zwei Mal auszeichnen.
Stimmen zum Spiel
HSC-Trainer Jan Gorr: „Es war schon ein Auf und Ab zweier guter Teams. Hamburg hat unsere Deckung vor der Pause mehrmals ausgespielt, immer fehlten zehn, 20 Zentimeter um vor ihnen am Ball zu sein. Nach der Pause hat sich das Blatt gewendet, wir haben diese Details besser gelöst. Schröder hat hier die entscheidenden Impulse gesetzt und die Weichen auf Sieg gestellt.“
HSVH-Trainer Torsten Jansen: „Wir haben das bekommen, was wir machen wollten, die Coburger mit einfachen Toren zu überraschen. Vor der Pause standen wir noch solide in der Abwehr, auch da kamen unsere Außen nicht wie erhofft zum Vorschein. Mit unseren technischen Fehlern haben wir zu oft ein HSC-Konterspiel möglich gemacht.“
HSC 2000 Coburg gegen HSV Hamburg 35:29 (18:17)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (9 Gegentore, 3 Paraden), Konstantin Poltrum (19 Gegentore, 4 Paraden), Fabian Apfel (1 Gegentor, 2 Paraden) – Max Preller, Maximilian Jaeger (4), Lukas Wucherpfennig, Sebastian Weber, Florian Billek (12/3), Marcel Timm (1), Dino Mustafic, Pontus Zetterman (3), Tobias Varvne (4), Stepan Zeman (3), Andreas Schröder (6), Christoph Neuhold (2).
HSV Hamburg: Mark van Beucken, Marcel Kokoszka (1 Gegentor, 0 Paraden), Aron Rafn Edvardsson 34 Gegentore, 10 Paraden) – Blazenko Lackovic, Pelle leo Fick, Leif Tissier (3), Niklas Weller (13/6), Lukas Ossenkopp, Jonas Gertges (2), Marius Fuchs, Philipp Bauer (2), Jan Forstbauer (7), Thies Bergemann (2), Jan Kleineidam. Trainer: Torsten Jansen.
SR: Jan Lier / Manuel Lier
Spielfilm: 0:1 (1.), 2:1 (4.), 5:2 (7.), 6:4 (10.), 9:6(15.), 10:7 (17.), 14:11 (21.), 14:12 (23.), 15:14 (25.), 17:15 (27.), 18:17 – 20:17 (33.), 23:17 (38.), 23:18 (39.), 25:18 (41.), 27:21 (45.), 29:21 (48.), 29:24 (50.), 32:25 (54.), 33:28 (57.), 35:29.
Zuschauer: 2833.
Siebenmeter: 3/3 – 6/7 (Weller trifft die Latte).
Strafminuten: 2 (Timm) – 8 (Weller 4, Bauer, Forstbauer)
Beste Spieler: Schröder, Billek – Weller, Forstbauer.
Bericht: Ralph Bilek
Bild: Henning Rosenbusch