Handball-Bundesliga – Im Gastspiel des HSC 2000 Coburg bei TuSEM Essen geht es um die Spitzenposition über Weihnachten. Essen ist „euphorisch, temporeich, risikofreudig!“
Essen/Coburg – Ein Hoch auf den Spielleiter, der die Partien so angesetzt hat, dass die ersten vier Teams der Tabelle am letzten Hinrundenspieltag in Direktduellen aufeinandertreffen. In Handball-Coburg ist alles auf den Freitagabend fokussiert, wenn der HSC 2000 Coburg um 19.30 Uhr in der Sporthalle „Am Hallo“ bei TuSEM Essen antritt. Die sind innerhalb einer Woche von Platz Eins auf den vierten Rang zurückgefallen.
Das zeigt, wie schnell es gehen kann, wie eng die Teams auf den ersten vier Plätzen beieinander liegen, denn auf Coburg als Spitzenreiter fehlen Essen gerade einmal zwei Punkte und fünf Tore. „Es hat sich das bewahrheitet, was schon vor Saisonbeginn zu erwarten war. Es ist in der ganzen Liga umkämpft“, schätzt Gorr die Situation vollkommen richtig ein. Auf sein Team wartet ein Gegner, der einem keine Verschnaufpausen gönnt. Essen hat sich weiterentwickelt, scheint gefestigtster als in der vergangenen Saison, lebt von seiner Athletik. Gorr umschreibt das ganz prägnant: „Euphorisch, temporeich, risikofreudig!“ Die Stärke der Essener ist eindeutig das Konterspiel, das Umschalten in den Offensivmodus, das einer ganz besonders beherrscht: Tom Skoblien. Sieben Feldtore hat der Linksaußen letzte Woche bei der Niederlage in Dormagen erzielt. Er ist mit seiner Präzision und Schnelligkeit nur schwer aufzuhalten. Da werden die Coburger ein exzellentes Rückzugsverhalten an den Tag legen müssen. Im linken Rückraum ist der ehemalige Stuttgarter Dennis Szczesny, nun schon fünf Jahre im Ruhrpott, ein Spieler der mit Wucht kommt, den die Coburger nicht ins Rollen kommen lassen dürfen. Auch wenn hinter dem Einsatz von Abwehrhühne Stephan Zeman, der an einer Bänderverletzung aus dem Rimpar-Spiel laboriert, ein Fragezeichen steht.
Fast euphorisch ist auch HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel: „Eine Super-Aufgabe so kurz vor Weihnachten. Schöner wäre es wenn wir sie zu Hause hätten. Aber die letzten Spiele in Essen waren ja so schlecht nicht. Ich würde bei uns auch nicht von Auswärtsschwäche reden. Jedes Team tut sich schwer, das sind keine Selbstläufer. Wir müssen versuchen eine Stresssituation am Ende, so wie bei der ärgerlichen Auswärtsniederlage in Lübeck, zu vermeiden.“ Dazu muss der HSC auch sein Visier muss richtig einstellen.
Frederik Genz von Füchsen Berlin im Tor ergänzt sich mit Sebastian Bliss im Tor hervorragend, sie bilden ein kongeniales Duo, lagen in der Paradenstatistik auch lange gleichauf. Doch Apfel fordert, egal wie, für die kommenden beiden Spiele: „Wir müssen den Bock jetzt auch auswärts einmal umstoßen.“ Denn bereits am zweiten Weihnachtsfeiertag wartet auf die Coburger das nächste Auswärtsspiel. Zum Auftakt der Rückrunde wartet die unangenehme Aufgabe beim TV Emsdetten, die unbedingt ihre schwarze Serie gegen die Coburger beenden und die Abstiegsplätze verlassen wollen.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Max Preller, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Marcel Timm, Jakob Knauer, Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds (verletzt), Tobias Varvne, Stepan Zeman (?), Andreas Schröder, Christoph Neuhold. Trainer: Jan Gorr.
TuSEM Essen: Sebastian Bliss, Fredrik Genz; Noah Beyer, Jonas Ellwanger, Rolando Urios Gonzales, David Cyrill Akakpo, Dennis Szczesny, Carsten Ridder, Justin Müller, Lucas Firnhaber, Malte Seidel, Felix Klingler, Laurenz Kluth, Tom Skroblien, Tim Zechel. Trainer: Jaron Siewert.
SR: Thomas Kern /Thorsten Kuschel
Die Lage in der Liga
Über den Herbstmeister wird womöglich erst nach dem ersten Rückrundenspieltag, der am zweiten Weihnachtsfeiertag stattfindet, die Entscheidung fallen. Denn das Duell zwischen dem auf Platz Zwei punktgleich mit den Coburgern platzierten ASV Hamm-Westfalen (je 24:8 Punkte) und dem Tabellendritten VfL Gummersbach (23:9) findet als abschließende Partie der Vorrunde erst einen Tag vor Silvester statt. Die Gummersbacher haben sich mit einem deutlichen 28:21-Sieg am Mittwochabend im Nachholspiel gegen den TV Hüttenberg mit 23:9 Punkten an Essen (22:10) vorbei auf Platz drei geschoben.
Hinter diesen vier Teams hat sich ebenfalls ein Quartett gefunden, das die Verfolgerrolle eingenommen hat. Angeführt wird es vom ThSV Eisenach, die gegen TuS Ferndorf ihre Heimbilanz mit nur einer Niederlage ausbauen wollen. Punktgleich dahinter lauert TuS Nettelstedt-Lübbecke. Hier könnte der EHV Aue „Ost-Schützenhilfe“ leisten, denn die empfangen die Nettelstedter. Einen weiteren Zähler Abstand haben der TSV Bayer Dormagen und die SG BBM Bietigheim. Dormagen will den Schwung aus dem Essen-Sieg vom letzten Wochenende mit zum VfL Lübeck-Schwartau nehmen, Bietigheim sich mit einem Sieg über den TV Hüttenberg endgültig in der oberen Tabellenhälfte festsetzen.
Notizen am Rande
Rückkehr – Der derzeitige Essener Coach Jaron Siewert wird bei den Füchsen Berlin Velimir Petkovic ablösen. Der 25jährige wurde einst bei den Füchsen ausgebildet, gewann zusammen mit Fabian Wiede und Paul Drux vier nationale Jugendmeisterschaften, spielte sogar in Bundesliga und Champions League. Nach einer schweren Knieverletzung beendete er seine aktive Karriere und begann bei der U19 der Berliner seine Trainerlaufbahn.
Nachfolger – TuSEM Essen wird in der kommenden Saison von Jamal Naji trainiert, nachdem der derzeitige Essener Coach Jaron Siewert bei den Füchsen Berlin Velimir Petkovic ablösen wird. Noch ist der 33jährige A-Lizenz-Inhaber beim TSV Bayer Dormagen als Jugendkoordinator und A-Jugend-Trainer in der Bundesliga aktiv. Der gebürtige Bad Honnefer hat marokkanische Wurzeln und spielte selbst auf Rückraum Mitte, ehe er nach einigen Verletzungen die Trainerkarriere einschlug.
Erfolge – Fünf Mal war der HSC bislang in Essen zu Gast. Nur beim ersten Auftritt vor etwas über 10 Jahren gab es eine deftige 32:20-Klatsche. Die folgenden vier Gastspiele wurden allesamt gewonnen. Der 32:26-Erfolg im April diesen Jahres war zudem der höchste in der Sporthalle „Am Hallo“.
Bericht: Ralph Bilek
Foto: Henning Rosenbusch