Wäre nicht Jan Kulhanek im HSC-Tor mit 17 Paraden gewesen, hätte es für den HSC 2000 Coburg womöglich ein böses Erwachen gegeben. Der Spitzenreiter hat sich gegen den EHV Aue lediglich eine gute Viertelstunde als solcher präsentiert, lag mit neun Toren in Führung und rettete einen glücklichen 24:22-Erfolg über die Zeit.
Eklatant war allerdings die Wurfschwäche aus dem Rückraum beim HSC. Andreas Schröder fehlte wegen anhaltender muskulärer Probleme, Neuhold traf nur ein Mal bei fünf Versuchen und auch Varvne scheiterte vier Mal und blieb ohne Treffer. Somit lag die Verantwortung im Rückraum alleine in Händen von Zetterman, dessen sechs Tore genauso wichtig waren wie die fast makellose Bilanz von Florian Billek, der elf von zwölf Würfen im gegnerischen Tor unterbrachte. Zwischen der 36. und 53. Minute gelang den Coburgern lediglich ein einziger Treffer.
2. Bundesliga
HSC 2000 Coburg – EHV Aue 24:22 (16:10)
Gegen nie aufsteckende Erzgebirgler kamen sie immer mehr aus dem Tritt, fanden auch in der Abwehr, in der Schröder und Timm mit zunehmender Spieldauer immer mehr vermisst wurden, keinen rechten Zugriff mehr. Doch auch Aue musste viele Spieler ersetzen und kämpfte sich dennoch mit viel Ruhe und enorm viel Einsatzbereitschaft Tor um Tor heran.
Beide Teams waren nicht immer mit den Entscheidungen der Unparteiischen einverstanden, was die aufkommende Hektik noch beflügelte. Der Vorteil lag immer mehr bei den Gästen, die spürten, dass Coburg verwundbar und schlagbar war. Bornhorn ackerte am Kreis, war kaum in den Griff zu bekommen. Zudem warfen die HSCler das erst 17-jährige Torhütertalent Pascal Bochmann so richtig warm. Reihenweise wurden freie Chancen nicht genutzt.
Bochmann war nach dem Wechsel gekommen und erwies sich als guter Griff von EHV-Trainer Swat. Hatte die Coburger im ersten Durchgang noch mit hohem Tempo aus einer stabilen Abwehr heraus agiert, ließen sie auch da nach. Immer wieder fand Aue Lösungen um durchzukommen und Kulhanek musste jetzt einige unglückliche Treffer hinnehmen. Scheinbar erwog Gorr dann auch einen Torwart-Wechsel, holte sich seine Nummer Eins an die Linie, doch Kulhanek blieb im Kasten.
Im Angriff waren die spielerischen Elemente fast gänzlich verloren gegangen, viel wurde im Eins-gegen-Eins probiert, mit zweifelhaftem Erfolg. Denn oft an der Grenze des Erlaubten packten die Erzgebirgler in ihrer Deckung zu, in der Schlachta und Bornhorn jetzt zum Leidwesen des HSC einen unfassbar starken Mittelblock stellten. Beide blieben lange ungestraft.
Im Folgeangriff des HSC gab es für Petreikis eine durchaus diskussionswürdige Zwei-Minuten-Strafe, als er Felix Sproß hart anging. Indirekt war das die Vorentscheidung. Denn Coburg nutzte dies durch zwei eminent wichtige Treffer von Max Jaeger von der Außenposition aus, um sich mit dem 22:19 Luft zu verschaffen.
Als der abermals überragende Florian Billek mit dem Treffer zum 23:20 zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff vom Siebenmeterstrich die Nerven behielt, war die interessante Partie mit dem ungewöhnlichen Spielverlauf zugunsten des HSC entschieden. Zetterman erlöste mit dem letzten Treffer gegen eine offene Auer Abwehr sein Team.
Stimmen
HSC-Trainer Jan Gorr: „Die Zuschauer haben eine interessante, abwechslungsreiche Partie mit unterschiedlichen Phasen gesehen. Wir haben viele Emotionen reingepackt, Laufbereitschaft und gutes körperliches Spiel in der Deckung gezeigt, bis zum 14:5 am obersten Level agiert. Dann gelang immer weniger, einfache Fehler häuften sich und die unterschiedlichen Abwehrformationen, die wir aufgrund des Fehlens von Timm und Schröder spielen mussten, trugen auch nicht gerade zur Stabilität bei.“
EHV-Trainer Stephan Swat: „Coburg hat das letztendlich ganz clever nach Hause gebracht. Für mich gab es in der Partie zwei Knackpunkte. Wir müssen schon 4:0 führen, ehe Coburg den ersten Treffer setzt, dann läuft es hier schon anders. Die Zeitstrafe beim 20:19 gegen uns war der entscheidende Knackpunkt, das muss ich mir noch mal genau ansehen. Aber mein Team hat nach dem klaren Rückstand einen Riesenfight geliefert, nach dem miserablen ersten Durchgang.“
HSC 2000 Coburg gegen EHV Aue 24:22 (16:10)
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (22 Gegentore, 17 Paraden), Konstantin Poltrum (n.e.) – Maximilian Jaeger (4), Lukas Wucherpfennig (n.e.), Felix Spross, Dominic Kelm, Sebastian Weber (1), Florian Billek (11/2), Dino Mustafic (n.e.), Jakob Knauer (1), Pontus Zetterman (6), Tobias Varvne, Stepan Zeman, Christoph Neuhold (1) – Trainer: Jan Gorr
EHV Aue: Radek Musil, Vilius Rasimas – Pascal Bochmann; Gabriel de Santis (3), Sebastian Naumann, Julius Schroeder, Kevin Roch (1), Pascal Ebert (1/1), Bengt Bornhorn (3), Benas Petreikis (3), Felix Roth (1), Ladislav Brykner (2), Petr Slachta (2), Adrian Kammlodt (6), Sebi Paraschiv – Trainer: Stephan Swat
Spielfilm: 0:2 (4.), 1:2 (7.), 5:2 (12.), 8:3 (15.), 10:5 (19.), 14:5 (23.), 14:8 (26.), 15:10 (28.), 16:10 – 17:11 (33.), 19:13 (38.), 19:16 (42.), 20:17 (43.), 20:19 (51.), 22:19 (54.), 22:20 (57.), 23:21 (58.), 23:22 (60.), 24:22
Zuschauer: 2814
Siebenmeter: 2/2 (Billek trifft die Latte) – 1/2 (Bornhorn scheitert an Kulhanek)
Strafminuten: 10 (Gorr, Jaeger, Kelm, Zeman 4) – 6 (Roch 4, Petreikis)
Beste Spieler: Zetterman, Billek, Kulhanek – Kammlodt, Schlachta, Bornhorn
Bericht: Ralph Bilek
Foto: Henning Rosenbusch