Eine Vollsperrung der Autobahn bremst den HSC Coburg zunächst aus, in Hannover angekommen geben die Schützlinge von Trainer Alois Mraz beim 35:28-Sieg dann aber Vollgas.
Ausgebremst wurden die Coburger Handballer am Sonntagnachmittag lediglich auf der Straße. Rund 50 Kilometer vor dem Ziel, der Swiss Life Hall in Hannover, ging auf der Autobahn nichts mehr. „Wir haben nur noch schwarzen Rauch und Feuerwehrautos gesehen. Die Autobahn war nach einem Unfall gesperrt, wir wussten nicht, wie lange wir stehen werden“, erzählte HSC-Trainer Alois Mraz nach der Partie am Telefon.
Nach rund sieben Stunden im Bus kam der Coburger Tross um 16.40 Uhr an der Halle an – zehn Minuten nach dem ursprünglich geplanten Spielbeginn. Mit rund einer Stunde Verspätung wurde das Testspiel beim TSV Hannover-Burgdorf vor knapp 500 Zuschauern angepfiffen.
TSV Hannover-Burgdorf – HSC Coburg 28:35 (14:19)
Die kurze Vorbereitungszeit beeinflusste die Gäste aber nicht negativ: dank einer bärenstarken Angriffsleistung besiegte der Bundesliga-Aufsteiger den Tabellenvierten der vergangenen Erstliga-Saison mit 35:28 (19:14). „Wir haben auch sehr gut gedeckt. Unsere kompakte 6:0-Abwehr war die Grundlage für unser Spiel. Und das haben wir 60 Minuten durchgehalten“, so Mraz und fügt an: „Gut, fast. In der zweiten Halbzeit hatten wir einen kleinen Hänger, vor allem im Angriff.“ Nachdem die Gastgeber den Fünf-Punkte-Rückstand zur Halbzeitpause (14:19) innerhalb weniger Minuten egalisierten, stellte der Tscheche sein Team personell um. Mit Pouya Norouzi Nezhad und Tobias Varvne agierten die Coburger in der kritischen Phase mit zwei Spielmachern auf der Platte – mit Erfolg. Beide HSC-Kreativposten zusammen sorgten für Stabilität und erzielten jeweils sechs Treffer. Namentlich hervorgehoben hat der Coach darüber hinaus noch seinen jungen Kreisläufer Justin Kurch (sechs Tore) und Kapitän Andreas Schröder (vier).
Die sich im Umbruch befindenden Niedersachsen waren zehn Minuten vor Ende beim Stand von 27:28 noch auf Tuchfühlung, doch dann verließen dem Team von Trainer Antonio Carlos Ortega die Kräfte. Vielleicht auch, weil Hannover noch am Freitagabend gegen den HSV Hamburg (34:35-Niederlage) im Einsatz gewesen war. Nachdem der HSC die erste Halbzeit bereits mit einem 5:1-Lauf beendet hatte, war es im zweiten Durchgang sogar ein 7:1. „Mich freut die Leistung besonders, weil wir das Dresden-Spiel ausführlich analysiert haben und all das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen haben“, erklärt Mraz. „Die Verunsicherung, die ich mir in Dresden auch nicht erklären konnte, war nicht mehr da und wir haben unsere Systeme auf den Punkt gespielt.“
Einen freien Montag gönnt Mraz seinem Team trotz des starken Auftritts und der kräftezehrenden Anreise zehn Tage vor dem Saisonstart aber nicht. „Aber wir trainieren so, dass die Jungs zumindest ausschlafen können“, sagte er grinsend und stieg danach in den Bus Richtung Coburg. Die nächste Reise steht für den HSC-Tross dann am Mittwochmittag an – zum letzten Testspiel nach Eisenach.
HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum – Kurch (6), Norouzi Nezhad (6), Varvne (6), Schröder (4), Billek (4/3), Zetterman (4), Preller (3), Zeman (1), Knauer (1), Sproß, Neuhold, Schikora, Nenadic.
Bericht vom Coburger Tageblatt
Foto von Henning Rosenbusch