HSC kassiert eine schmerzhafte Heimpleite
1000 Zuschauer fieberten bei der Aufholjagd des HSC Coburg gegen Leipzig mit, doch die Vestestädter mussten die Überlegenheit der Sachsen anerkennen.
Der HSC Coburg steht in der Tabelle auf dem 9. Platz. Ein guter Mittelfeldplatz – damit könnte der Aufsteiger am Saisonende hervorragend leben. Allerdings sind in dieser aktuellen Rangliste keine Punkte entscheidend, sondern die bei Heimspielen zugelassene Zuschauerzahlen. Und mit 1000 erlaubten Fans geht es den Vestestädtern gar nicht mal so schlecht. Nur acht Vereine der 1. Bundesliga dürfen mehr Fans in ihre Halle lassen.
Die, die am Dienstagabend auf die Lauterer Höhe kamen, erlebten eine ärgerliche 22:29 (9:15)-Heimniederlage gegen einen kompakten SC DHfK Leipzig. Die Schützlinge von Alois Mraz wirkten vor der Pause gehemmt, legten im zweiten Durchgang aber ihre Nervosität zur großen Freude ihrer Fans ab. Trotz eines begeisterten Zwischenspurts, als die Gastgeber nach einem Sechs-Tore-Rückstand bis zur 44. Minute bis auf einen Treffer herankamen, mussten sie am Ende die spielerische und vor allem körperliche Überlegenheit der Sachsen neidlos anerkennen.
Die Enttäuschung nach der Schluss-Sirene war Spielern und Fans ins Gesicht geschrieben. Und das trotz Gesichtsmaske bei dem einen oder anderen Anhänger. Viele Coburger waren sich einig: Da ist noch Luft nach oben – da ist mehr drin!
Weniger drin im Coburger Sporttempel, deshalb aber keineswegs schlechtere Stimmung – die begeisterten Anhänger sorgten an diesem Abend oft genug für das von den Spielern so geschätzte HSC-Gänsehaut-Feeling. Bestleistung erreichte die HSC-Truppe deshalb allerdings nur unmittelbar nach der Pause.
Überhaupt war vieles bei der Premiere anders als sonst: Nicht nur ein Jan Gorr im feinen Zwirn auf der Tribüne, der blaue Erstliga-Bodenbelag, die roten Tornetze sowie die in der Eliteliga übliche Live-Übertragung des Pay-TV Senders Sky, sondern auch die fleißigen Wischer mit ihren durchsichtigen Gummi-Handschuhen, die fehlenden Cheerleader in den Auszeiten oder die drei Zeitnehmer, die ihren Job mit Masken erledigten.
HSC 2000 Coburg – Leipzig 22:29 (9:15)
Der HSC hatte einen guten Start – dank Poltrum. Der Torsteher war hellwach, entschärfte zwei Bälle. „Kraftprotz“ Zeman, „Schlitzohr“ Pouya, Sproß, der junge Wirbelwind auf Linksaußen, und Routinier Billek mit einem Siebenmeter sorgten für eine 4:2-Führung (7.). Doch der Spaß war schnell vorbei: Technische Fehler und drei Fehlversuche von Sproß, Schröder und Zeman sorgten für Ernüchterung im weiten Oval (4:5/10.).
Die Sachsen spielten clever, nahmen bei Unterzahl stets den Torsteher raus. Vorne schlossen sie mit zunehmender Dauer immer effektiver ab, hinten bauten die Leipziger Riesen – ganz in weiß gekleidet – eine für „Gelb“ schier unüberwindbare Wand.
Die Folge: Alois Mraz sah reichlich Redebedarf und zitierte seine Jungs schon nach knapp 13 Minuten an die Außenlinie (4:8). Hauptgrund: Die viel zu einfachen Ballverluste gegen die pfeilschnellen Gäste, die bei ihren Tempogegenstößen kein Erbarmen kannten.
Poltrum hielt seine Farben Mitte der ersten Hälfte im Spiel. Es stand nach 21 Minuten „nur“ 5:11. Es haperte nach wie vor am gegnerischen Kreis: Die Aktionen von Schröder oder des zweimal in sehr aussichtsreicher Situation unglücklich abschließenden Sproß wirkten viel zu hektisch. Enttäuschend agierte im ersten Durchgang dagegen Neuzugang Nenadic auf der Königsposition im linken Rückraum.
Die zweite Auszeit von Mraz nach 23 Minuten brachte ein wenig Besserung, dennoch zog Leipzig – nicht zuletzt dank eines sehenswerten Kempa-Tricks über die ihre beiden starken Außen – bis zur Pause auf 15:9 davon. War damit die Vorentscheidung bereits gefallen?
Nein! Denn die Körpersprache der „Gelben“ war nach der Pause eine ganz andere. Plötzlich war Pfeffer drin. Die Angriffsaktionen wirkten entschlossener. Zielstrebig suchten Billek, Schröder – vor allem auch Knauer und Neuhold – jetzt den Weg dorthin, wo es weh tut. Die Pausenansprache ihres jungen tschechischen Trainers fruchtete. Der HSC verkürzte den Rückstand binnen zehn Minuten auf drei Tore (14:17/40.).
Der Glaube kehrte zurück. Jetzt gaben die Fans alles. „Nur noch zwei“, stellte Hallensprecher Thomas Apfel mit motivierenden Unterton begeistert fest, um kurz darauf sogar lautstark den Anschlusstreffer zu verkünden (17:18). Das Spiel war wieder offen, doch zum ersehnten Ausgleich reichte es nicht.
Leipzig hatte den Braten längst gerochen. Die Sachen packten in Erstliga-Manier kräftig zu. Ab und an auch ohne Rücksicht auf Verluste: „Opfer“ einer übertriebenen Abwehraktion wurde Lokamatador Jakob Knauer, der bis zu seinem verletzungsbedingten Ausscheiden (49.) sicher zu den besten Coburgern zählte.
Der Aufsteiger gab zu keinem Zeitpunkt auf, doch der Gegner ließ sich jetzt nicht mehr ins Bockshorn jagen. Die Messe war spätestens nach dem 26:20 (56.) gelesen. Will der HSC nur annähernd eine ähnlich gute Platzierung wie in der Zuschauer-Tabelle erobern, muss mehr Konstanz in die Leistungen. Gute Phasen – so wie nach der Pause gegen Leipzig – werden für das große Ziel Klassenerhalt alleine sicher nicht reichen. Das wissen die „Gelb-Schwarzen“ von ihrem ersten Oberhaus-Abenteuer sicher am allerbesten.
Die Statistik zum Spiel
HSC 2000 Coburg: Kulhanek (1 Gegentor), Poltrum (28 Gegentore/10 Paraden), Apfel – Preller, Nezhad (2), Sproß (4), Nenadic (2), Billek (6/2), Knauer (3), Zetterman, Varvne (2), Schikora, Kurch, Zeman (1), Schröder (1), Neuhold (1)
SC DHfK Leipzig: Saeveraas, Birlehm (22 Gegentore/10 Paraden, 1 Tor) – Wiesmach (5), Krzikalla (4/4), Meyer-Siebert (2), Binder (5), Larsen (3), Ph. Müller, Weber (4), Mamic (3), Remke, Gebala (1), Milosevic, Esche (1), Szeles
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Spielfilm: 3:1 (4.), 4:2 (6.), 4:5 (8.), 4:10 (17.), 5:12 (23.), 8:13 (28), 9:15 – 12:16 (34.), 14:17 (39.), 17:18 (43.), 17:20 (45.), 18:22 (48.), 19:24 (53.), 20:28 (58.), 22:29
Zuschauer: 1000 („ausverkauft“)
Siebenmeter: 2/2 – 4/4
Strafminuten: 8 (2x Kurch, 2x Zeman) – 10 (2x Mamic, Gebala, Milosevic, Meyer-Siebert)
Beste Spieler: Poltrum, Knauer – Binder, Weber
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Bericht vom Coburger Tageblatt
Bilder von Svenja Stache