Die bisher beste Saisonleistung reicht dem HSC Coburg nicht zum Erfolg. Bei der 26:28-Heimniederlage gegen den SC Magdeburg wächst Keeper Poltrum zwar über sich hinaus, doch selbst 16 abgewehrte Bälle sind nicht genug.
- Bundesliga
HSC 2000 Coburg – SC Magdeburg 26:28 (15:14)
Wer weiß, wie diese Partie mit Fans im Rücken gelaufen wäre? In der entscheidenden Phase hätte dem HSC 2000 Coburg sicher die Unterstützung von den Rängen gut getan. Doch von dort kam zu wenig – und den „Gelben“ ging in der Schlussphase die Luft aus. Mit 26:28 (15:14) endete das erste HSC-Geisterspiel in der HUK-Arena. Wieder eine bittere schwarz-gelbe Pille, denn es war die bisher beste Saisonleistung des Aufsteigers in Deutschlands Beletage. Die Magdeburger waren nicht besser, aber im entscheidenden Moment einfach ein Tick cleverer.
Drei schnelle Tore von Stepan Zeman, Andreas Schröder und Pontus Zetterman waren schnell verspielt, weil die Magdeburger das Angriffsspiel über die Außenpositionen perfekt beherrschten. Zweimal Links – zweimal Rechts: 3:4 (8.). Sproß und Billek blieben auf HSC-Seite im Positionsangriff dagegen wieder nur Statistenrollen. Nur gut, dass sich Billek bei Kontern dieses Mal kaum Blößen gab. Allerdings scheiterte er ebenso wie Sproß einmal vom Strich.
„Nur wenn wir aggressiv verteidigen, zupacken und Magdeburg vor unangenehme Aufgaben stellen, haben wir eine Chance dieses Spiel zu gewinnen“, war sich Ex-Trainer Jan Gorr unmittelbar vor dem Anwurf sicher. Doch genau das passierte in der Anfangsphase viel zu selten. Dazu kam, dass nahezu jeden Abpraller – egal ob vorne oder hinten – die „Weißen“ kassierten.
Auch deshalb gab’s schon nach knapp 13 Minuten (4:7) die erste „Nachhilfeminute mit Alois“. HSC-Coach Mraz war nämlich unzufrieden und stellte seine Jungs neu ein – mit Erfolg! Danach angelten sich endlich auch die Coburger die „zweiten Bälle“ und machten innerhalb von zehn Minuten den Drei-Tore-Rückstand wett (11:11/23.). Bennet Wiegert unterbrach seinerseits das Spiel – jetzt war der Magdeburger Coach stinksauer. Sein favorisiertes Team agierte lange nicht mehr so effektiv, wie noch zu Beginn.
Weil den Coburgern in den letzten beiden Minuten des ersten Durchgangs durch Billek nach einem tollen Tempogegenstoß und ihrem bis dahin Besten, Pouya Norouzi Nezhad, zwei sehenswerte Tore gelangen, durften sie mit breiter Brust in die Kabine. Wie im letzten Heimspiel gegen die HSG Nordhorn-Lingen führte der Aufsteiger zur Pause: 15:14 – der Lohn für die bisher beste Halbzeit in Liga 1.
„Hier liegt was in der Luft. Heute sind die ersten Punkte greifbar“. Hallensprecher Thomas Apfel, der seinen Job gemeinsam mit Tim Pechauf so erledigte als wäre die HUK-Arena ausverkauft, versprühte kurz vor Wiederbeginn aus der „Kanzel“ von ganz oben jede Menge Zweckoptimismus. Die Coburger ließen unten auf der Platte Taten folgen: Sechs Minuten mauerten sie ihren Kreis zu und dahinter stand mit Einzelkämpfer Konstantin Poltrum – Torwart-„Oldie“ Jan Kulhanek ist an der Wade verletzt – erneut ein reaktionsschneller Schlussmann, der sich jetzt auch von Außen nicht mehr so oft düpieren ließ.
Doch es war noch mehr möglich, viel mehr: Denn statt einer 18:14-Führung stand es in der 39. Minute nach drei Magdeburger Treffen binnen 90 Sekunden plötzlich 17:17. Grund: Bei einem Konter – der HSC führte schon 17:14 – unterlief Routinier Billek ein äußerst seltener Schrittfehler.
Poltrum hält drei Siebenmeter
Zetterman und Pouya machten es danach besser und „Teufelskerl“ Poltrum hielt, was zu halten war – darunter nicht weniger als drei Siebenmeter. Dennoch setzten sich die Magdeburger langsam, aber sicher ab: 20:23 stand es zwölf Minuten vor Schluss. Mraz unterbrach den kleinen Lauf der Gäste. Auszeit Coburg.
Welchem Team würde in diesem nervenaufreibenden Geisterspiel als erstes die Luft ausgehen. Wer hat die besseren Nerven in der Crunchtime? Den Coburgern hätte gerade jetzt – es stand 23:24 (55.) und 24:25 (57.) – lautstarke Unterstützung von den Rängen gut getan. Die vier tapferen Trommler in der Nordkurve gaben zwar bis zur Schlusssirene alles, doch die gefürchtete Coburger Heimspiel-Atmosphäre hört sich und fühlt sich vor allem für die Protagonisten auf der Platte anders an.
Vielleicht hatte auch deshalb wieder der Gegner den längeren Atem im verlassenen Coburger Sporttempel, der sich von einer uneinnehmbaren Festung in der 2. Bundesliga langsam aber sicher zum Selbstbedienungsladen in der 1. Liga entwickelt. Mit 26:28 verlor der HSC sein sechstes Spiel und ziert ohne Punkt weiter das Tabellenende.
Bericht von inFranken
Bild von Svenja Stache