Geschichte wiederholt sich: Wie vor vier Jahren unterliegt die MT Melsungen dem HSC Coburg. Wieder holen die Oberfranken in Nordhessen den ersten Saisonsieg. Wieder mit fünf Toren Unterschied. Diesmal zwar nicht am ersten, sondern am elften Spieltag. Hochverdient waren die ersten Punkte für den Aufsteiger aber allemal.
Wären Zuschauer in der Kasseler Rothenbach-Halle zugelassen, sie hätten sich wohl verwundert die Augen gerieben. Der Favorit aus Melsungen, mit fünf deutschen Nationalspielern gespickt, war phasenweise völlig von der Rolle. Und der Gast aus Oberfranken? Der spielte frech auf, witterte mit zunehmender Spieldauer seine Chance und zeigte sein bislang bestes Saisonspiel. Pontus Zetterman auf Kreisläufer Stepan Zeman, Zetterman aus dem Rückraum, Florian Billek per Gegenstoß und Tobias Varvne in Unterzahl – die ersten HSC-Treffer des Abends zeigten, wie variabel der Aufsteiger agierte. Nach fünf Minuten hatte der Aufsteiger bereits vier Mal getroffen, für Melsungen traf nur Tobias Reichmann per Siebenmeter.
Wie zuletzt beim Bergischen HC startete der HSC stark. Diesmal mit einem Unterschied. Während der BHC nach einer Viertelstunde stärker wurde und das Spiel an sich riss, hielten die Coburger die Gastgeber weitestgehend in Schach. Zwar besorgte Mikkelsen nach zwölf Minuten den 7:7-Ausgleich. Doch der wohl von vielen erwartete Spielverlauf, dass die hoch gehandelte MT das Spiel drehen würde, trat nicht ein.
Beim 11:8 durch Justin Kurch (18.) war der HSC erneut mit drei Toren in Front. Die Mannschaft von Trainer Alois Mraz überzeugte mit geduldigen und flexiblen Angriffen und schaffte es immer wieder, die „Melsunger Riesen“ Arnasson, Danner und Kühn zu binden und den Kreisläufer freizuspielen. Blieb die MT, die auf Abwehrchef Finn Lemke verzichten musste, defensiv, war der Rückraum und allen voran Zetterman treffsicher.
HSC nahe am Optimum
Der HSC spielte nahe am Optimum seiner Möglichkeiten und musste sich kaum etwas vorwerfen lassen. Außer: die Abschlussquote zwischen Minute 19 und 23. Milos Grozdanic, Varvne und Felix Sproß vergaben drei freie Würfe in Folge. Der Aufsteiger, der ebenfalls auf Abwehrchef Andreas Schröder verzichten musste, hätte schon zu diesem Zeitpunkt mit vier oder fünf Treffern führen können.
Obwohl die individuelle Qualität Melsungens nur ab und an aufblitzte, blieben die Hausherren ohne zu überzeugen in Schlagdistanz. Mit dem Halbzeitpfiff besorgte Nationalspieler Kühn mit einer seiner wenigen gelungenen Aktion im ersten Abschnitt den 13:15-Halbzeitstand. Auch nach der Pause änderte sich der Spielverlauf nicht. Zwar glich Melsungen zügig aus (16:16, 37.), doch mit einem 3:0-Lauf stellte der HSC wieder auf ein 21:18. Danach ging das Spiel nur noch in eine Richtung. In die des HSC Coburg.
Phasenweise spielte Coburg wie am Schnürchen, zwar nicht ohne Fehler, aber effektiv, um sich Stück für Stück abzusetzen. „Es hatte im Angriff alles Hand und Fuß“, freute sich HSC-Geschäftsführer Jan Gorr nach dem Spiel. Der Matchplan, Melsungens mannorientierte Deckung durch Einzelaktionen der flinken Pouya Nezhad Norouzi, Varvne und Zetterman auszuhebeln, ging voll auf. Die Folge waren zahlreiche Anspiele an den Kreis oder Siebenmeter, weil die Gäste nur durch Fouls zu stoppen waren. „Wir haben taktisch klug gespielt“, lobte Gorr den Fahrplan von Mraz und die Umsetzung der Spieler.
Während bei desolaten Melsungern kaum etwas klappte, eilten die Gäste binnen sieben Minuten von 21:19 auf 26:20 (48.) davon – die Vorentscheidung war gefallen. Näher als auf 24:29 kam die MT nicht mehr heran und der HSC feierte völlig verdient seinen ersten Saisonsieg.
Auf den Sieg ein Bier
„Ich bin superstolz auf die Jungs. Sie haben es im Angriff super gemacht“, sagte HSC-Torwart Konstantin Poltrum nach dem Spiel beim Bezahlsender „Sky“ und verriet, wie die Heimfahrt aussehen wird. „Ich glaube, das eine oder anderen Bierchen werden wir uns gönnen.“ Dagegen hatte auch Jan Gorr nichts einzuwenden. Doch der Geschäftsführer gab auch den Mahner: „Wir haben gewonnen, und das ist auch schön. Aber wir haben auch gesagt, dass der Dezember der Monat der Wahrheit wird und wir wichtige Spiele vor der Brust haben.“
HSC Coburg: Kulhanek, Poltrum – Nezhad (2), Sproß, Kelm, Billek (7/3), Nenadic (1), Varvne (5), Schikora, Zetterman (7), Kurch (1), Zeman (3), Grozdanic (6/3), Neuhold
Bericht von inFranken
Bild von Iris Bilek