Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost, tagelang ans Bett gefesselt. Hinter Justin Kurch liegt eine schwierige Zeit. Der Kreisläufer des Handball-Bundesligisten HSC 2000 Coburg war mit dem Coronavirus infiziert, fehlte dem Aufsteiger wochenlang. Am Sonntag (16 Uhr) feiert der 21-Jährige in der Partie bei seinem Ex-Klub SC Magdeburg sein Comeback. Genau 47 Tage nachdem die Coburger die Infektion bekanntgegeben hatten.

Rückblick: Mitte Januar besuchte Kurch seine Eltern in seiner Heimatstadt Zeitz (Sachsen-Anhalt). Als sich der Neuzugang des HSC auf den Weg zurück in die Vestestadt machte, fuhr das Virus mit. „Beim ersten Training danach habe ich gemerkt, dass mir schnell die Luft gefehlt hat und ich mich schlapp gefühlt habe“, sagt Kurch. Der 21-Jährige schilderte seinem Trainer Alois Mraz die Situation. Sie entschieden, Kurch aus dem Training zu nehmen. Bei den anschließenden Tests wurde die Infektion bei Kurch nachgewiesen. Die Mannschaft und der Trainerstab mussten in Quarantäne, die nächsten Trainingseinheiten wurden abgesagt.

 

Zweiter Fall beim HSC Coburg

 

Nach Kurchs Kreisläufer-Kollege Stepan Zeman, der sich wahrscheinlich bei der Zusammenkunft der tschechischen Nationalmannschaft infizierte und den WM-Traum begraben musste, war es der zweite Corona-Fall beim HSC. „Justin zeigt zum Glück bisher nur leichte Symptome, ansonsten geht es ihm gut“, wurde HSC-Geschäftsführer Jan Gorr in der damaligen Vereinsmitteilung zitiert.

Während die Coburger Mannschaft nach zehntägiger Quarantäne, negativen Testergebnissen und damit ohne weitere Corona-Fälle ins Training zurückkehrte, begann für Kurch eine Leidenszeit. „Mir ging es von Stunde zu Stunde schlechter. Das ging über vier, fünf Tage so. Nach sieben Tagen hatte ich immer noch Husten und habe mich schwach gefühlt. Mir ging es wirklich nicht gut“, schildert Kurch. Auch seine Eltern in Zeitz wurden positiv getestet. „Meine Mutter hatte starke Symptome, bei meinem Vater war der Verlauf ein milder.“ Der Sohn kam weniger glimpflich davon.

 

Drei Wochen in den eigenen vier Wänden

 

14 Tage blieb Kurch in häuslicher Isolation, obwohl vom Gesundheitsamt nur zehn angeordnet waren. Kurch war auch deswegen länger zu Hause, weil ein zweiter Test erneut positiv ausfiel. „Der CT-Wert war aber so gering, dass ich nicht mehr als ansteckend galt.“ Bis das Kraftpaket wieder fit war, vergingen einige Wochen. Insgesamt verbrachte Kurch 21 Tage in den eigenen vier Wänden. „Ich habe im Prinzip drei Wochen lang nichts gemacht.“

Ein bisschen dehnen, leichte Übungen, ein paar Minuten auf dem Rad – mehr Sport war nicht drin. „Zehn Minuten haben mir schon gereicht.“ Erst in dieser Woche, knapp sechs Wochen nach seinem positiven Test, stieg der 21-Jährige wieder ins Mannschaftstraining ein. Zuvor standen umfassende Untersuchungen an. „Ich war beim Kardiologen und beim Lungenarzt. So weit ist alles okay. Das Tückische an dieser Erkrankung ist ja, dass man noch nicht genau weiß, welche langfristigen Folgen die Infektion haben kann“, sagt Kurch. Deshalb gingen die Verantwortlichen des HSC, die Ärzte und Kurch auf Nummer sicher.

Nun steht Kurch vor seinem Comeback – und das beim Auswärtsspiel bei seinem Ex-Verein SC Magdeburg. „Mein Ziel war das nicht, denn die Gesundheit geht vor und jedes Spiel ist gleich wichtig. Aber es ist natürlich schön, in Magdeburg dabei sein zu können.“ Acht Jahre spielte Kurch für den SCM und gab dort bereits 2017 sein Bundesliga-Debüt. Es folgten bis 2020 vier weitere Einsätze im Oberhaus, überwiegend spielte Kurch aber für die zweite Mannschaft in der 3. Liga. Im Sommer 2020 entschied er sich – genau wie Mannschaftskollege Paul Schikora – für den Wechsel zum Bundesliga-Aufsteiger. Vor seiner Zwangspause war Kurch auf dem Weg zum Stammspieler. Ob er nun auf Anhieb eine ähnliche Rolle einnimmt, bleibt abzuwarten. „Ich will der Mannschaft einfach helfen und wenn es nur fünf bis zehn Minuten sind“, stellt Kurch noch keine Ansprüche.

 

Noch nicht wieder der Alte

 

Schließlich hat die mehrwöchige Sportpause Spuren hinterlassen. „Die maximale Belastung kann ich noch nicht mitgehen und nach dem Training fühle ich mich erschöpfter“, sagt Kurch. Sein Trainer Alois Mraz ist aber froh, dass der Kreisläufer vor seinem Comeback steht. „Er macht im Training einen guten Eindruck. Wir haben zuletzt viel trainiert. Deswegen kann es sein, dass er ein bisschen müde ist. Aber ich bin positiv gestimmt, dass er bis Sonntag ausgeruhter ist.“

Was den HSC in Magdeburg erwartet, weiß Kurch genau. „Sie leben von ihrem Tempospiel, ihrer Abwehr und der starken Flügelzange. Das schnelle Umschaltspiel müssen wir unterbinden.“ Es gelte, in der Abwehr so zu spielen wie bei den Siegen gegen Melsungen, Stuttgart oder Erlangen. Dann könne der HSC auch den aktuell Tabellenzweiten ärgern. In erster Linie ist Justin Kurch aber froh, sechs Wochen nach seiner Corona-Infektion wieder im Kader zu stehen.

Höhere Durchschlagskraft, mehr Effizienz: Mraz‘ Plan gegen Magdeburg Der SC Magdeburg hat einen Lauf. Sowohl im EHF-Cup als auch in der Bundesliga ist die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert in diesem Jahr noch ungeschlagen. National holte der SCM Siege gegen Minden, Essen und Melsungen sowie ein achtbares Unentschieden in Kiel.

Die letzte Niederlage in der stärksten Liga der Welt setzte es Ende November. Das Ost-Derby gegen den SC DHfK Leipzig ging mit 29:33 verloren. Der Lohn: Magdeburg kletterte auf den zweiten Tabellenplatz. Und auf internationaler Bühne machten die Magdeburger am Dienstag mit einem 37:25-Sieg in Moskau den Achtelfinaleinzug als Gruppensieger perfekt. „Sie sind konstant unterwegs“, sagt HSC-Trainer Alois Mraz. Einfacher macht das die Aufgabe für den Aufsteiger am Sonntag (16 Uhr, live bei „Sky“) nicht. Schließlich zählt der SCM seit Jahren wieder zu den Spitzenmannschaften der Liga. „Magdeburg stellt eine gute Abwehr, kommt mit hohem Tempo und hat starke Spieler im Eins-gegen-eins. Auf uns kommt eine große Aufgabe zu“, weiß Mraz um die Stärken der Gastgeber. Unter anderem gilt es für den HSC, den Isländer Omar Ingi Magnusson (117 Tore) in den Griff zu bekommen.

„Wir müssen in der Abwehr die Zweikämpfe annehmen und ähnlich stabil stehen wie gegen Erlangen“, fordert Mraz, „und im Angriff brauchen wir mehr Durchschlagskraft und eine bessere Effektivität als gegen Minden.“ In Magdeburg sind die Coburger wieder Außenseiter und wollen den SCM wie im Hinspiel (26:28) Paroli bieten. Mit Justin Kurch hat Mraz eine Alternative mehr, dafür ist der Einsatz von Pontus Zetterman (Sprunggelenk) fraglich.

 

Die Aufgebote SC Magdeburg: Green, Thulin – Musa, Chrapkowski, Kluge, Steinert, Kristjansson, Petterson, Magnusson, Hornke, Gullerud, Mertens, O’Sullivan, Bezjak, Damgaard, Preuss

Trainer: Bennet Wiegert

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum – Spross, Kelm, Nenadic, Billek, Mustafic, Zetterman (?), Varvne, Schikora, Dettenthaler, Kurch, Zeman, Grozdanic, Schröder, Neuhold

Es fehlen: Knauer, Preller, Pouya (alle verletzt)

Trainer: Alois Mraz

Schiedsrichter: Jannik Otto / Raphael Piper

 

Bericht von inFranken

Bild von Svenja Stache