Bei der 26:28-Niederlage in Lingen verletzte sich Lokalmatador Jakob Knauer erneut – dieses Mal am Fuß.
Die Leistung war ordentlich – der Lohn blieb aus. Die 26:28-Niederlage HSG Nordhorn-Lingen war vor allem für einen Coburger schmerzhaft: Saison-„Pechvogel“ Jakob Knauer zog sich nämlich eine schwere Fußverletzung zu und fällt wohl wieder länger aus. Dem einzigen Coburger Lokalmatador – der Linkshänder stammt aus Neustadt – klebt derzeit das Pech an den Stiefeln, denn gerade hatte er die Folgen seiner zweiten Schulteroperation überstanden und sich ins Team zurückgekämpft.
Kampf war auch bei seinen Teamkollegen am Samstagabend Trumpf. Spielerisch blieben zwar beide Teams im Duell zweiter potenzieller Zweitligisten vieles schuldig, doch der Wille, diese wichtigen Punkte unbedingt einfahren zu wollen, war spürbar. Den Abnutzungskampf entschieden letztlich die Lingener verdientermaßen für sich, weil sie Mitte der zweiten Hälfte eine kurze Schwächephase der Coburger mit einem 6:1-Lauf bestraften. Elf Spieltage vor dem Ende der Saison beträgt der Rückstand des HSC nun auf den rettenden 16. Platz elf Punkte – der Abstieg ist deshalb kaum noch zu verhindern.
HSG Nordhorn-Lingen gegen HSC Coburg 26:28 (12:12)
Die erste Hälfte war geprägt von jeder Menge Siebenmeter, einem zu Beginn bärenstarken Jan Kuhlanek (sechs der ersten neun Würfe wurden eine sichere Beute) und einer verdammt ärgerlichen Fußverletzung von Jakob Knauer. Ohne Einwirkung eines Gegenspielers knickte der Neustadter weg und konnte danach nicht mehr auftreten. Nach elf Minuten stand der HSC plötzlich ohne einen Linkshänder im Rückraum da, weil Pontus Zetterman erkältet in Coburg vor dem Fernseher saß.
Doch die ganz in Schwarz angetretenen Vestestädter kompensierten dieses Manko hervorragend, vor allem Andreas Schröder machte als Rechtshänder im rechten Rückraum eine gute Figur.
Das Niveau war überschaubar, doch das Kellerduell lebte von der Spannung. Keine Mannschaft setzte sich ab. Ein-Tore-Führung für Rot – Ausgleich – Ein-Tore-Führung für Schwarz – Ausgleich. Über 4:4, 6:6 und 9:9 hieß es schließlich zur Pause 12:12.
Den gefürchteten Rechtsaußen Robert Weber – immerhin Führender der Bundesliga-Torschützenliste – hatten die Coburger optimal im Griff, denn kein einziges Tor gelang dem flinken Österreicher. Er verwarf sogar zwei Siebenmeter. Doch da stand ihm Milos Grozdanic und Florian Billek in nichts nach, denn auch die beiden Coburger Außen offenbarten beide Schwächen vom Strich.
Nach Zwei-Tore-Führung ging’s bergab
Die nervenaufreibende Partie – vor allem für die beiden tschechischen Trainer, die zu Jugendzeiten gemeinsam für ihr Land in Auswahlteams auf Torejagd gingen -, spitzte sich ab der 35. Minute zu. Coburg gelang erstmals eine Zwei-Tore-Führung (17:15), verspielte diese aber viel zu schnell.
Die Gastgeber langten jetzt am eigenen Kreis deutlich intensiver zu und wurden für diese Leistungssteigerung in der Defensive belohnt. Der HSC bekam Schmerzen und kassierte fünf Gegentreffer am Stück (20:17/42.). Die technischen Fehler häuften sich und im Abschluss schwächelten die HSC-Kanoniere: Pouya, Varvne, Schröder und auch der eine sehr ordentlich Partie spielende Kreisläufer Zeman warfen zu viele „Fahrkarten“. Mit dem Mute der Verzweiflung stemmte sich der Tabellenletzte gegen die drohende Niederlage. Das größte Problem: Sie bekamen den vor Selbstvertrauen strotzenden Markus Stegefelt nicht in Griff. Der Rückraum Linke der Nordhorner traf nach Belieben – egal ob aus dem Rückraum, vom Kreis, über die zweite Welle oder dann sogar zweimal vom Strich.
HSC gab bis zuletzt alles
20:23-Rückstand und noch 13 Minuten auf der Uhr. Jetzt war guter Rat teuer. Dem Mraz-Team hätten jetzt drei, vier Torwart-Paraden von Poltrum oder Kuhlanek gut getan – doch die beiden ordentlich haltenden Torsteher wuchsen in der Crunchtime nicht über sich hinaus. Deshalb blieb es beim Drei-Tore-Rückstand bis sechs Minuten vor Schluss (25:22). Mit einem fulminanten Unterarmwurf, der zum 23:25 einschlug, läutete Pouya die letzten Minuten ein. Als Kurch nach tollem Pass von Schröder auf 24:25 verkürzte (56.) kehrte die Hoffnung auf den vierten Saisonsieg im Coburger Lager zurück. Doch es reichte nicht!
Technische Fehler und ein Stürmerfoul
Ein einfacher technischer Fehler – ausgerechnet von Routinier Pouya – ein äußerst umstrittenes Stürmerfoul von Kurch und ein Fehlwurf von Billek demoralisierten die tapferen Coburger. Da half auch eine letzte Auszeit von Übungsleiter Mraz 72 Sekunden vor der Schluss-Sirene nichts mehr. Die Hypothek (24:27) war zu groß. Coburg verlor 26:28 und verließ mit hängenden Köpfen die Platte. Der größte Verlierer hieß allerdings Jakob Knauer.
Bericht von inFranken
Bild von Iris Bilek