Coburg — Mehr Krimi geht nicht: Handball-Zweitligist HSC Coburg hat das Auswärtsspiel am Mittwochabend beim Tabellenletzten TuS Ferndorf mit 28:27 (14:12) gewonnen. Männer des Tages auf Seiten der Coburger waren Torwart Jan Jochens, der auf 14 Paraden kam, und Merlin Fuß, der in der Schlussphase das Spiel an sich riss.
2. Bundesliga:TuS Ferndorf – HSC 2000 Coburg 27:28 (12:14)
„Härtere Abwehr, mehr Druck, lasst den Ball laufen“, gab HSC-Trainer Brian Ankersen seiner Mannschaft lautstark mit auf dem Weg. Nach nur acht Minuten hatte der 33-jährige Däne Grund für eine Standpauke. Der Tabellenletzte hatte eine 5:1-Führung herausgespielt, weil der HSC in Abwehr und Angriff im Lockdown war.
Ankersen entschied sich für eine Auffrischung der personellen Art, um die Ferndorfer Welle zu brechen. In der Offensive brachte der HSC-Trainer Karl Toom für Kapitän Andreas Schröder und Jan Schäffer für Justin Kurch. Im Tor machte Fabian Apfel, der nach seiner starken Leistung im Derby gegen Rimpar erneut anfangen durfte, Platz für Jan Jochens – es war die richtige Entscheidung.
Mit neun Paraden und einer Wahnsinns-Quote von 60 Prozent bis zur Halbzeit war Jochens der Hauptgrund, dass den Coburgern das Spiel nicht entglitten war – im Gegenteil. Der HSC führte zur Pause durch Treffer von Jan Schäffer und Merlin Fuß mit 14:12. Das Coburg ins Spiel zurückfand, hatte im Laufe der ersten Hälfte aber einen weiteren Grund.
Der HSC präsentierte sich in Überzahl effektiv wie selten und nutzte die insgesamt drei Ferndorfer Zeitstrafen zu fünf Treffern. Aus einem 2:6-Rückstand (10.) glichen die Coburger zunächst zum 8:8 aus (18.), ehe der TuS wieder mit drei Treffern davonzog (12:9, 23.).
Beim HSC – der ohne Torwart Jan Kulhanek, Linksaußen Max Preller und Spielmacher Tobias Varvne antreten musste – blieb im Angriff zunächst zwar vieles Stückwerk, dafür hatte sich die Abwehr aber zunehmend besser auf das Ferndorfer Spiel eingestellt.
Abwehr des HSC Coburg steigert sich
Coburg deckte beweglicher, aggressiver – vor allem aber defensiver. Die Taktik machte sich bezahlt, denn Ferndorfs bevorzugtes schnelles Spiel mit Anspielen an den Kreis kam so immer seltener zur Geltung.
Nach 27 Minuten spitzten sich die HSC-Personalsorgen aber weiter zu. Dieudonné Mubenzem hatte sich bei seinem Treffer aus dem Rückraum zum 11:12 am Oberschenkel verletzt. Fuß war fortan im rechten Rückraum auf sich alleine gestellt. Dafür kam Fuß‘ Nebenmann auf der rechten Seite nach dem Seitenwechsel in Fahrt. Florian Billek, nach Corona-Infektion wieder im Kader und zunächst auf der Bank, erzielte vier Treffer binnen zwölf Minuten und brachte den HSC erstmals mit vier Treffern in Führung (19:15, 20:16).
Billek mit kurioser Szene
Billek sorgte auch für die kurioseste Szene der zweiten Hälfte: Nach einem Fehlwurf blieb Billek liegen und monierte ein an ihm verübtes Foulspiel. Ferndorf startete den Gegenstoß – und brachte den Ball nicht im Tor unter. Billek, immer noch im Angriff, bekam erneut den Ball und traf zum 23:22 (47.). Zuvor hatte sich der TuS ins Spiel zurückgekämpft (19:20), weil sich die Fehler beim HSC in dieser Phase wieder gehäuft hatten. Auch deshalb blieb das Spiel bis in die Schlussphase spannend.
In den letzten zehn Spielminuten schwang sich Fuß zur prägenden Figur im HSC-Spiel auf. Er leitete nahezu jede gefährliche Aktion ein, bereitete Tore vor oder traf selbst. Vor allem aber brachte er Kreisläufer Justin Kurch ins Spiel, der entweder einnetzte oder einen Siebenmeter herausholte – und zudem in der Abwehr stark verteidigte.
Fünf Minuten vor dem Spielende wurde es vogelwild. Nachdem Ferndorfs Lukas Siegler, Bruder von HSC-Talent Julius Siegler, ein Stürmerfoul produziert hatte, vergab Coburg zwei Chancen, um auf 28:25 davonzuziehen – unter anderem traf Jochens aus der Distanz nur den Pfosten des leeren Ferndorfer Tores. Stattdessen glich der TuS zum 27:27 aus (58.).
Das von Kampf geprägte, hochdramatische Spiel hatte aber noch einige Pointen bereit. Erst eroberte sich Ferndorf den Ball und hatte die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Aber Rechtsaußen Tim Rüdiger rutschte aus. Das 28:27 fiel dafür auf der Gegenseite. Ankersen hatte seine letzte Auszeit genommen und angeordnet, Toom in Wurfposition zu bringen. Das klappte zwar nicht wie erwünscht, aber der abgefälschte Ball landete im Tor (28:27, 60.).
Den vermeintlich letzten Abschluss der Hausherren, ein freier Wurf von Mattis Michel, entschärfte Jochens. Weil Billek aber ein Stürmerfoul produzierte, kam der TuS noch einmal in Ballbesitz – doch der HSC fing den Ball ab und sicherte sich zwei ganz wichtige Punkte.
Die Statistik
TuS Ferndorf: Rottschäfer (0 Paraden), Hottgenroth (12 Paraden) – Strakeljahn (10/1), L. Schneider (2), Persson, M. Michel (3), L. Michel, L. Siegler (4), J. Schneider (3), Rüdiger (2), Koloper, ten Velde (1), Diebel, Duvancic (2).
HSC Coburg: Apfel (0 Paraden), Jochens (14 Paraden) – Fuß (5), J. Siegler, Toom (5), Billek (6), Mubenzem (1), Juskenas (1), Schäffer (1), Schikora, Dettenthaler, Kurch (2), Grozdanic (7/4), Schröder, Bauer
Schiedsrichter: Bona / Frank
Zuschauer: 710
Siebenmeter: 1/2 (Jochens hält einmal) – 4/4 (Grozdanic trifft alle Versuche)
Zeitstrafen: 4:4 (2x Koloper, M. Michel, ten Velde – Toom, Schikora, Kurch, Grozdanic)
Spielfilm: 2:1 (2.), 4:1 (5.), 5:2 (9.), 6:4 (11.), 8:5 (13.), 8:8 (18.), 11:9 (21.), 12:9 (23.), 12:10 (25.), 12:12 (27.), 12:13 (29.), 12:14 (30.), 13:15 (33.), 15:15 (35.), 15:18 (38.), 15:19 (39.), 16:20 (40.), 22:22 (46.), 23:25 (51.), 24:26 (53.), 27:27 (58.), 27:28 (60.)
Beste Spieler: Hottgenroth, Strakeljahn/ Jochens, Fuß
Bericht inFranken
Bild Iris Bilek