Als der HSC 2000 Coburg gegen den VfL Lübeck-Schwartau wankt, beruhigt der 19-jährige Felix Dettenthaler die Nerven des Zweitligisten.
Saisonpremiere für den HSC 2000 Coburg: Zum ersten Mal in der laufenden Spielzeit hat der Handball-Zweitligist zwei Spiele in Folge gewonnen. Im „Geisterspiel“ gegen den VfL Lübeck-Schwartau siegten die Vestestädter mit 32:25 (18:12) und holten den sechsten Saisonsieg. Und der schrieb gleich mehrere Geschichten. Denn: Jakob Knauer gab überraschend sein Comeback, Youngster Felix Dettenthaler machte auf sich aufmerksam und mit Pavels Valkovskis gab ein hoffnungsvolles Talent seinen Zweitliga-Einstand.
2. Bundesliga: HSC 2000 Coburg – VfL Lübeck-Schwartau 32:25 (18:12)
Nach 20 Minuten endete die 207 Tage dauernde Leidenszeit von Jakob Knauer. Nach einer Auszeit von Lübecks Trainer Piotr Przybecki – kurz zuvor hatte Felix Dettenthaler mit seinem dritten Treffer auf 13:8 erhöht – wechselte HSC-Trainer Brian Ankersen den Coburger Pechvogel der vergangenen Bundesliga-Saison für die Abwehr ein. „Es ist schön, zurück zu sein. Ich habe das sehr lange vermisst“, sagte Knauer nach dem Spiel über seine Rückkehr.
Weil sich die Personalsorgen des HSC im Rückraum weiter verschärft hatten – neben Spielmacher Tobias Varvne fehlten auch Kapitän Andreas Schröder und Dieudonné Mubenzem – stand Knauer früher als geplant wieder auf dem Feld. „Ich wollte der Mannschaft einfach helfen und wenn es zunächst nur in der Abwehr ist“, sagte der 22-Jährige, der sich im Mai die Achillessehne gerissen hatte. Der Lokalmatador aus Neustadt habe unter der Woche zu hundert Prozent mittrainiert und sei komplett schmerzfrei. Nach dem „Go“ durch die medizinische Abteilung nominierte ihn Ankersen für das Heimspiel gegen den VfL.
Coburg dreht auf
Knauer kam zu einem Zeitpunkt in die Begegnung, in der das Spiel zunehmend in Richtung des HSC ging. Zwölf Minuten war die Begegnung mit leichten Vorteilen für die Gäste, die ohne ihr etatmäßiges Torhüter-Duo Klockmann und Conrad antreten mussten, ausgeglichen (6:7). Dem HSC-Rückraum um Karl Toom, Lukas Juskenas und Merlin Fuß merkte man zwar das fehlende Zusammenspiel an, aber dafür fanden Fuß und Toom mit ihrer individuellen Klasse immer wieder eine Lösung – vor allem aus der Distanz – und hielten den HSC anfangs im Spiel.
„Wir wussten, dass Lübeck im Tor nicht optimal besetzt ist und wollten deshalb viele Tore aus dem Rückraum machen“, erklärte Coburgs Trainer Ankersen. Der 33-jährige Däne sah, wie sich sich auch der zweite Mannschaftsteil, die Abwehr, um Torwart Jan Jochens steigerte. Nach seiner starken Vorstellung in Ferndorf durfte Jochens diesmal von Beginn an ran. Mit 13 Paraden und einer Quote von 56 Prozent war Jochens der Faktor im HSC-Spiel. Nach 60 Minuten kam Jochens auf überragende 19 Paraden und eine Quote von 47 Prozent.
Auch wegen ihm drehte Coburg mit einem 4:0-Lauf binnen drei Minuten das Spiel (10:7, 16.). Die Hausherren – mit Trommeln und Klatschpappen von den in der Halle weilenden Spieltagshelfern angefeuert – waren nun richtig im Spiel und führten durch Toom nach 23 Minuten mit 16:9. Die insgesamt biederen Hanseaten gestalteten zwar die restlichen sieben Minuten bis zur Pause ausgeglichen, wirklich verkürzen konnte der VfL aber nicht mehr (18:12).
Schäffer nimmt Klima aus dem Spiel
In Ferndorf gab eine Vier-Tore-Führung nach der Pause dem HSC keine Sicherheit, das war diesmal zunächst anders. Die HSC-Abwehr stand gut, weil vor allem Jan Schäffer Lübecks Spielmacher Klima nicht zur Entfaltung kommen ließ. Und hinter den Lübecker Nachwuchstorhütern schlug es ein ums andere Mal ein (22:15, 25:18). Eine Viertelstunde vor dem Spielende war die Partie entschieden – eigentlich. In acht Minuten warf der HSC, bei dem sich die fehlenden Wechselmöglichkeiten bemerkbar machten, nur ein Tor, und wie aus dem Nichts waren die Gäste wieder in Schlagdistanz (26:24, 53.). „Das war absolut unnötig und darf uns nicht passieren“, sagte Ankersen über die Phase, in der das Spiel beinahe kippte und der HSC mit mancher Entscheidung der Schiedsrichter haderte. Jungspund Dettenthaler sorgte letztlich dafür, dass Coburg das Spiel nicht aus der Hand gab. Mit zwei Toren binnen 30 Sekunden traf der 19-Jährige zum 28:24 (54.). „Ich habe mir einfach keinen Kopf über die Situation gemacht“, sagte Dettenthaler über seine abgezockten Abschlüsse in einer hektischen Phase des Spiels. Nach seinem Doppelschlag war die Moral der Gäste gebrochen.
Bericht inFranken
Bild Svenja Stache