Der Favorit wackelte, er fiel aber nicht um: Am Freitagabend verlangte der Handball-Zweitligist HSC 2000 Coburg dem Aufstiegskandidaten TuS N-Lübbecke alles ab und musste sich nach einer leidenschaftlichen Vorstellung mit 32:35 (18:17) geschlagen geben. Nach dem Sieg über Aufsteiger Konstanz setzte es zwar die zweite Niederlage im dritten Spiel des neuen Jahres, aber die Mannschaft von Trainer Brian Ankersen zeigte erneut eine gute Leistung und setzte seinen Aufwärtstrend fort.
Und das, obwohl die personelle Lage einmal mehr nicht rosig war. Denn: Zu den bekannten Ausfällen Kristian van der Merwe, Jan Kulhanek – der Torwart-Oldie absolvierte stattdessen auf dem Ergometer eine Ausdauereinheit – , Viktor Glatthard, Jannes Krone und Felix Jaeger gesellte sich bei den Hausherren nun auch Jakob Knauer, der krankheitsbedingt passen musste. Bei den Gästen fehlten mit Sven Weßeling und Florian Baumgärtner zwei wurfgewaltige Rückraumspieler.
2. Bundesliga HSC 2000 Coburg – TuS N-Lübbecke 32:35 (18:17)
Die Coburger hatten ihr Heimspiel unter ein Faschingsmotto gestellt und suchten zudem das beste Kostüm unter allen verkleideten Fans. Und so waren unter den rund 2000 Zuschauern – übrigens Rekord in dieser Saison – die eine oder andere Biene oder mancher Schmetterling zu entdecken. Auf eine Verkleidung verzichtete zwar TuS-Torwart Nikolas Katsigiannis, ohne seine markante Mähne war der Ex-Erlanger aber auch so kaum wiederzuerkennen. Der 40-jährige Routinier der Nettelstedter war zuletzt glänzend aufgelegt, kam in Coburg aber über 60 Minuten nicht zum Einsatz.
Havard Asheim hatte den Vorzug bekommen, bekam in der ersten Hälfte aber kaum einen Ball an die Hand (fünf Paraden). Das Torhüter-Duell im ersten Abschnitt ging aber dennoch an den TuS, weil die Coburger Schlussmänner Jan Jochens und Fabian Apfel auf nur zwei Paraden gekommen waren. So entwickelte sich ein Spiel zweier abwehrstarken Mannschaften zu einem torreichen Aufeinandertreffen – und in dem hatten die Coburger zunächst Vorteile.
Der HSC spielte leidenschaftlich und fand im Angriff immer wieder spielerische Lösungen. Das 12:9 durch einen verwandelten Siebenmeter von Florian Billek bedeutete die erste Drei-Tore-Führung (19.). Den 3:0-Lauf der Vestestädter beantworteten die Ostwestfalen aber mit einem 4:0-Lauf (12:12, 24.). Der Tabellenvierte riss in dieser Phase das Spiel zunehmend an sich und ging wenig später durch seinen Kapitän Peter Strosack erstmals in Führung (13:12, 25.). In seiner Auszeit hatte HSC-Trainer Ankersen offensichtlich die richtigen Worte gefunden, denn seine Mannschaft drehte die Partie wieder (14:13, 26.) und ging mit einer nicht unverdienten 18:17-Führung in die Halbzeitpause.
Im zweiten Durchgang änderte sich am Bild zunächst nichts. Die intensive Partie blieb nicht nur tempo-, sondern auch torreich. Nach 40 Minuten hatten beide Teams bereits 45 Tore geworfen. Die Coburger ärgerten den Favoriten und waren drauf und dran, nach der HSG Nordhorn-Lingen den nächsten Aufstiegskandidaten zu schlagen. Zunächst ließ Billek aber zweimal die 26:25-Führung liegen, weil er erst in doppelter Überzahl an Asheim scheiterte und dann nach Ansicht der Schiedsrichterinnen, die sich für ihre Pfiffe massive Kritik aus dem Publikum einholten, verbotenerweise den Kreis betreten haben soll.
Das Top-Team aus Nettelstedt bestrafte das und zog selbst wieder in Führung – und stellte dann erstmals auf plus zwei (28:26, 51.). Das polnische Duo des HSC – Bis und Ossowski – erzielte aber den erneuten Ausgleich und läutete die heiße Schlussphase ein. In der verlor Gästespieler Tim Kontrec die Nerven, als er nach einem Zweikampf mit Bis eine Zeitstrafe kassierte und anschließend seine Wasserflasche auf das Spielfeld pfefferte. Kontrec kassierte noch eine Zeitstrafe und weil es seine dritte war, musste er vorzeitig unter die Dusche. Als der beste Nettelstedter des Abends, der Rückraumlinke Marek Nissen, auf 32:29 (57.) stellte, waren die Gäste auf die Siegerstraße eingebogen. Mit dem 34:30 durch Linksaußen Rutger ten Velde war das Spiel entschieden.
Die Statistik:
HSC 2000 Coburg: Jochens (0 Paraden), Apfel (7 Paraden) – Preller, Runarsson (1), M. Jaeger (2), Dettenthaler, Bis (4), Mund, Fuß (5), Siegler, Ossowski (4/1), Billek (7/2), Herzig (5), Schäffer (2), Schröder (2)
TuS N-Lübbecke: Asheim (10 Paraden), Katsigiannis (n.e.) – Genz (6), Holzhacker, ten Velde (3), Ebner, Petreikis (2), Strosack (3), Dräger (5), Kontrec, Mrakovcic (2), Nissen (10), Vésteinsson Östenberg, Petrovsky, Skroblien (4/2)
Schiedsrichterinnen: Ludwig / Eckert (Leipzig)
Zuschauer: 2046
Zeitstrafen: 5 (Bis, Fuß, Ossowski, Billek, Schröder) – 5 (3x Kontrec, Petreikas, Mrakovcic, Östenberg)
Siebenmeter: 3/6 (Runarsson, Billek und Ossowski verwerfen je einmal) – 2/2 (Skroblien trifft zweimal)
Spielfilm: 1:0 (2.), 3:1 (4.), 5:3 (7.), 6:6 (11.), 12:9 (18.), 12:13 (25.), 18:17 (30.), 19:19 (34.), 22:23 (40.), 24:23 (42.), 26:28 (51.), 29:31 (55.), 30:33 (58.), 32:25 (60.)
Beste Spieler: Herzig – Nissen
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Svenja Stache