2. Handball-Bundesliga – Der HSC 2000 Coburg erwartet nach der Länderspielpause den TuSEM Essen in der Arena. Jan Gorr freut sich „auf die Gradmesser, die jetzt noch zu uns in die Halle kommen“.
Alle Teams hatten vergangene Woche noch einmal Zeit zum Durchschnaufen ehe es nun im Mai bis zum letzten Spieltag am 7. Juni 2023 zum Saisonendspurt kommt, in dem die Teams noch zwischen sieben und neun Spiele zu absolvieren haben. Am anstehenden 32. Spieltag startet der HSC 2000 Coburg am Sonntag um 16 Uhr gegen TuSEM Essen in diesen letzten Turn der Saison 2022/2023. Diese Partie haben die Coburger zum „Familientag“ ausgerufen (siehe untenstehenden Artikel).
Der Weg der Essener war ähnlich dem der Coburger, bereits seit dem 13. Spieltag trennen beide Teams maximal drei Plätze in der Tabelle. Wie beim HSC hatte Essen unter ihrem langjährigen Spielgestalter und Neu-Trainer Michael Hegemann lange mit der fehlenden Konstanz zu kämpfen. Fast parallel verlief das Geschehen rund um diese beiden Teams seit dem gemeinsamen Erstligaaufstieg 2019 und dem gleichzeitigen Wiederabstieg ein Jahr später. Von der Rückkehr in die höchste Spielklasse sind beide derzeit jedoch weit entfernt. Die erklärten Saisonziele, Coburg „Platz Eins bis acht“, Essen „oberes Tabellendrittel“ sind ein ganzes Stück entfernt. „Da sieht man, dass Umbrüche im Team, den auch Essen hatte, nicht spurlos vorübergehen, wie anspruchsvoll es ist, wieder zu Stabilität und Kontinuität zu finden“, weiß Coburgs derzeitiger Trainer Jan Gorr um die Probleme.
Der langjährige Spielmacher Hegemann (2014 bis 2017) und zunächst Co-Trainer (2017-2022) von TuSEM, Weltmeister von 2007 mit insgesamt 57 Länderspielen musste das vor Saisonbeginn nur mit Nachwuchskräften ergänzte Team sich erst finden lassen. Hegemann, der kein Freund des zusätzlichen Feldspielers ist („Es tut unserem Spiel nicht gut, weil es die Wertigkeit von Zeitstrafen und die Dynamik minimiert.“), ist mit seinem Team auf Ballgewinne und schnelles Umschaltspiel aus. Mit den beiden jungen, neuen auf den Außenpositionen, Tim Mast auf der linken, Felix Eißing auf der rechten Seite ist er aber immer zufriedener, die Spieler zahlen nach und nach das ihnen gegebene Vertrauen zurück. Im Rückraum müssen die Coburger den Wirkungskreis des Trios mit dem erfolgreichsten Torschützen Eloy Morante auf der Mittelposition sowie Dennis Szczesny im linken und Tim Rozman (Gorr: „sehr vielseitig und flexibel“) im rechten Rückraum einschränken. Mit Justin Müller ergänzt sich dieses Trio zum Quartett, ohne dass ein Bruch im Spiel entsteht. „Das sind junge Leute, aber bereits mit viel Erfahrung“, schätzt Gorr den starken Rückraum des Gegners ein. Allerdings klappt es bei den Essenern in der Fremde aus irgendeinem Grund nicht. Mit nur vier Siegen in fremder Halle sind in dieser Wertung nur die akut abstiegsbedrohten Teams aus Konstanz, Rostock und Würzburg schlechter. Da nützt es wenig, dass Essen in der eigener Halle nun bereits elf Mal in Folge ungeschlagen ist. Deren Heimstärke (nur Eisenach ist in eigener Halle einen Minuszähler besser) bekam Coburg allerdings selbst im Hinspiel bei der 27:20-Niederlage zu spüren.
Zur alten Heimstärke wollen auch die Coburger zurückfinden, „doch das geht eben nicht mit einem Fingerschnippen, dazu gehört Selbstvertrauen und eine Selbstverständlichkeit“, weiß Gorr, was eine gewisse Zeit braucht. Wollen die Coburger (Rang 10, 29:33 Punkte), zumindest noch einen einstelligen Tabellenplatz anvisieren braucht es gegen die direkt davor platzierten Essener (32:28 Zähler) schon einen Sieg. Denn weiter als Rang neun wird es kaum nach oben gehen, liegen bis zum Tabellenachten Ludwigshafen acht Punkte dazwischen. Gelingt der Sieg, könnte der HSC sogar eine Saisonpremiere feiern. Denn noch nie ist es in dieser Spielzeit gelungen, mehr als drei Partien in Folge siegreich zu bestreiten. Die erste Serie resultiert aus den Partien Potsdam, Hagen und Ludwigshafen in der Hinrunde, nun war das Team in Hüttenberg, gegen Lübeck und in Rostock drei Mal in Folge siegreich. Es wird Zeit diese Bilanz endlich zu erweitern, was der Coburger Interimstrainer und Geschäftsführer gar nicht auf dem Schirm hatte. „Mit ist das gar nicht bewusst, dass dem so ist. Sicherlich eine schöne Situation und ich hoffe es gelingt uns mit einer guten Leistung gegen Essen.“
An den kommenden drei Spieltagen, die in einer englischen Woche absolviert werden, kommt es knüppeldick für die Coburger. Erst geht es am Sonntag zum Tabellenfünften HSG Nordhorn-Lingen, am Mittwoch darauf erwartet die Gorr-Truppe den Ligaprimus HBW Balingen-Weilstetten und am Samstag geht es zum Derby zu den Wölfen Würzburg. Drei interessante Partien innerhalb von sechs Tagen, die über Auf- oder Abstiege der Gegner mitentscheiden und es kommen mit Dessau und Eisenach auch noch weitere Top-Teams: „Das ist für uns ein Gradmesser bei dem wir zeigen können, inwieweit wir mithalten können“, blickt Gorr diesen Partie mir freudiger Erwartung entgegen.
Hinsichtlich des am Fan-Treffen Anfang April angekündigten Neuzugangs teilt Gorr mit, dass „es noch nichts Neues zu vermelden gibt, wir uns da bewusst Zeit lassen um eine ideale Lösung zu finden.“
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: van der Merwe, Jochens, Apfel; Preller (?), Runarsson, M. Jaeger, Dettenthaler (?), Bis, Fuß, Ossowski, Billek, Herzig, Krone, Knauer, Schäffer, F. Jaeger, Schröder. Trainer: Gorr.
TuSEM Essen: Bliß (?), Diedrich, Fuchs; Kämper, Rozman, Reidegeld (?), Wolfram, Dangers, Homscheid, Eißing (?), Buschhaus (?), Müller, Seidel, Morante, Klingler, Mast, Werschkull, Schoss. Trainer: Hegemann.
Schiedsrichter: Markus Hehn / Felix Mayer
Familientag – Mit dem Rad zum Spiel
Nach einer längeren Pause steht beim HSC 2000 Coburg ein „Familientag“ auf dem Programm. Es werden rund um die Arena diverse Attraktionen geboten. Ab 14:30 Uhr stehen auf dem Vorplatz der Arena verschiedene Einsatzfahrzeuge u.a. der Polizei und Feuerwehr zur Besichtigung für Jung und Alt zur Verfügung. Außerdem werden Speisen und Getränke verkauft und Sitzmöglichkeiten laden zur gemeinsamen Einstimmung auf das Spiel ein.
Passend zu den aktuell stattfindenden Coburger Nachhaltigkeitstagen, legt der HSC an diesem Tag auch den Fokus auf dieses Thema, „um als Profisportverein mit einem guten Beispiel vorangehen zu können. Es ist ein wichtiges Signal und Botschaft. Das Spiel bietet einen guten Rahmen“, so Jan Gorr.
Das Spielheft wird ausschließlich digital abrufbar sein und es werden keine Klatschpappen ausgelegt. Die Fans sollen eigenes stimmungsmachendes Material mitbringen. Darüber hinaus ermutigt der HSC 2000 seine Fans das Auto an diesem Tag stehen zu lassen und mit dem Fahrrad zum Heimspiel zu kommen. Passend dazu wird es eine gemeinsame Fahrradtour vom Coburger Schlossplatz bis zur HUK-COBURG arena geben. Schmunzelnd gibt Gorr zu: „Ich werde nicht mit dem Rad kommen, bin aber gespannt, wie diese Aktion angenommen wird.“ Treffpunkt zur Radtour ist um 14 Uhr am Schlossplatz. Jeder Teilnehmer der Radtour erhält einen Gutschein für ein Eis, welcher am Spieltag an den Kiosken in der Arena eingelöst werden kann.
Bericht von Ralph Bilek
Bild von Svenja Stache