Es lastet weiter der „Fluch“ der Hansehalle auf dem HSC 2000 Coburg. Auch im achten Anlauf schafften es die Oberfranken am Freitagabend nicht, einen Sieg in Lübeck einzufahren. Die Mannschaft von Trainer Jan Gorr hatte in einem intensiven Schlagabtausch am Ende knapp mit 29:30 (16:15) beim VfL Lübeck-Schwartau das Nachsehen. Angesichts einer teilweise überlegen geführten ersten Halbzeit eine Enttäuschung für den HSC. In der zweiten Halbzeit fanden die Coburger ihren Meister mehrmals in Torwart Dennis Klockmann. Mal wieder hat der HSC-Schreck zugeschlagen.
Die Coburger mussten ohne Fynn Herzig (muskuläre Probleme) und Viktor Glatthard (Virusinfekt) auskommen, waren aber nach einem 1:2-Rückstand zunächst die deutlich bessere Mannschaft. Felix Jaeger, Florian Billek im Tempogegenstoß und Jakob Knauer stellten binnen 100 Sekunden auf 4:2 für die Gäste. Einen Angriff später folgte eine Schrecksekunde für Knauer. Der Neustadter fiel nach einem harten Einsatz von Einar Nickelsen auf die Schulter, doch konnte zur Erleichterung aller Coburger Beteiligten weitermachen.
Knauer war es auch, der die Coburger nach elf Minuten erstmals mit drei Toren in Front brachte (5:8, 11.). Der HSC bewies die reifere Spielanlage und forcierte immer wieder erfolgreich das Tempo. Am anderen Ende des Spielfelds profitierten die Gäste auch von einigen starken Paraden von Keeper Kristian van der Merwe. Der Däne im HSC-Tor profitierte wiederum von einigen unvorbereiteten Lübecker Würfe. Besonders Jasper Bruhn agierte zunächst unglücklich, holte sich dann aber mit einem spektakulären Rückhandwurf (9:9, 15.) das Selbstvertrauen zurück.
Ab Mitte der ersten Halbzeit hatte sich der VfL besser auf das Coburger Angriffsspiel eingestellt, verteidigte etwas offensiver sowie härter und konnte sich nun auch mehr und mehr auf Torwart Dennis Klockmann verlassen. Oder die Latte. An eben jene warf Jannes Krone den Ball vom Siebenmeterstrich (11:10, 20.).
Kurz vor der Halbzeitpause nutzte der HSC eine der zahlreichen Überzahlsituationen aus, eroberte nach Treffern von Tumi Steinn Runarsson und Jan Schäffer die Führung zurück (13:15, 27.). Doch mit dieser gingen die Coburger zu fahrlässig um: ein weites Anspiel von van der Merwe war zu riskant, danach erlaubte sich Felix Jaeger einen technischen Fehler. Letzterer war es dann aber, der Sekunden vor der Sirene mit einem „Strich“ das letzte Tor der Halbzeit erzielte (15:16).
Dass der HSC sich trotz spielerischer Überlegenheit im ersten Durchgang nie wirklich absetzen konnte, sollte sich in den zweiten 30 Minuten rächen. Die Coburger hatten defensiv nun kaum mehr Zugriff, auch van der Merwe bekam seine Finger nun nur noch selten an den Ball. Mittelmann Einar Nickelsen schaffte es immer wieder durchzubrechen, dazu ließ Rückraumakteur Max Horner mit seiner linken Wurfgewalt mehrmals das Tornetz in der Hansehalle glühen.
Die Gastgeber lagen nun stets knapp vorne, die Coburger zogen immer wieder nach. Besonders Florian Billek wehrte sich, erzielte in der Phase, als das HSC-Spiel stockte, die Treffer 20, 21 und 22. Die Coburger waren sichtlich beeindruckt von der harten Gangart der Norddeutschen und kamen nur noch selten zu hochprozentigen Abschlüssen. Und wenn die Coburger doch mal unbedrängt zum Wurf kamen, mimte nun mehrmals Klockmann den Spielverderber. Der VfL-Torhüter, der am Samstag seinen 41. Geburtstag feierte, entschied das Duell der Schlussleute in der zweiten Halbzeit klar für sich. Lübeck-Schwartau war vor Beginn der Crunchtime mit zwei Toren in Führung (26:24, 49.).
Grund genug für Jan Gorr, zehn Minuten vor Spielende für einen neuen Impuls zu sorgen. Fabian Apfel parierte einen Siebenmeter des sehr auffälligen Jan-Eric Speckmann und brachte die Emotionen ins Coburger Spiel zurück. Apropos Emotionen: die strahlte auch der Lübecker Coach David Röhrig aus. „Geil, dass wir uns eine Crunchtime erkämpft haben“, gab er seinen Männern in einer Auszeit mit auf den Weg. Auch wenn die Coburger über den breiteren Kader verfügen, ließen die Gastgeber nicht nach. Die starken Nickelsen und Speckmann besorgten eine 30:27-Führung drei Minuten vor dem Ende. Gorr nahm noch ein Timeout, der Coburger Strohhalm war aber nur noch ein kurzer. Doch der HSC zeigte Moral, während die Lübecker wohl Angst vor der eigenen Courage bekamen. Billek vom Siebenmeterstrich und Bartlomiej Bis am Kreis verkürzten auf 29:30 aus Coburger Sicht.
Und nach einem Fehlwurf von Leon Ciudad Benitez hatten die Oberfranken tatsächlich noch eine ganze Minute Zeit, um zumindest einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Doch der VfL machte den Coburgern in deren letzten Angriff, wie unschwer zu erraten, das Leben schwer.
Drei Sekunden vor Ertönen der Sirene bekam der HSC noch einen Freiwurf zugesprochen. Felix Jaeger, der zuvor bereits sechsmal getroffen hatte, probierte es aus neun Metern. Doch Klockmann war mit der Hand zur Stelle und mutierte wenige Stunden vor seinem 41. Geburtstag einmal mehr zum Lübecker Matchwinner.
Die Statistik
VfL Lübeck-Schwartau: Dreyer, Klockmann (10 Paraden) – Leitz, Hagedorn, Löfström (2), Skorupa, Patzel (2), Blaauw, Ciudad Benitez (2), Schrader (3), Kretschmer (3), Horner (4), Nickelsen (5), Speckmann (7/1), Geenen, Bruhn (2)
HSC 2000 Coburg: van der Merwe (10 Paraden, 1 Tor), Apfel (2 Paraden) – Runarsson (4), M. Jaeger (3), Dettenthaler, Bis (1), Glatthard, Fuß, Ossowski, Billek (8/4), Krone (1), Knauer (3), Valkovskis, Schäffer (2), Obranovic, F. Jaeger (6)
Schiedsrichter: Zupanovic / Thone
Zuschauer: 1417
Zeitstrafen: 8 (3 x Skorupa, 2 x Ciudad Benitez, Löfström, Nickelsen, Speckmann) – 5 (2 x Obranovic, Schäffer, Knauer, Fuß)
Siebenmeter: 1/2 (Speckmann scheitert an Apfel) – 4/5 (Krone scheitert an Latte)
Spielfilm: 2:1 (2.), 2:4 (4.), 5:6 (9.), 6:9 (13.), 10:10 (16.), 12:13 (24.), 13:15 (27.), 15:16 – 18:18 (33.), 22:21 (40.), 24:22 (43.), 26:24 (49.), 26:26 (52.), 30:27 (57.), 30:29 (58.)
Beste Spieler: Nickelsen, Klockmann – Billek, F. Jaeger
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Iris Bilek