Dem HSC Coburg ist mit dem Sieg in Nordhorn ein Befreiungsschlag gelungen. Nach dem unverhofft deutlichen 36:27-Sieg bei der HSG Nordhorn-Lingen, die in der 2. Bundesliga zu den Aufstiegsanwärtern gezählt wird, wartet auf die Handballer des HSC 2000 Coburg eine vermeintlich leichtere Aufgabe. Mit dem TV Hüttenberg gastiert am Sonntag (17 Uhr) eine Mannschaft in der HUK-COBURG arena, die ihren eigenen Erwartungen hinterherhinkt. Doch die Mittelhessen plagen weitaus größere Sorgen, die sogar den Fortbestand des traditionsreichen Standorts gefährden.
2. Bundesliga HSC 2000 Coburg (12.) – TV Hüttenberg (16.)
Wie nämlich die Hüttenberger am 6. Oktober mitteilten, ist der Verein in eine extreme finanzielle Schieflage geraten. Es fehle ein mittlerer sechsstelliger Betrag. Mehrere Quellen nennen eine Summe von 476.000 Euro.
„Ich war schon ein Stück weit überrascht, und es hat mich auch nachdenklich gemacht“, sagt HSC-Trainer und Geschäftsführer Jan Gorr. Dass der 45-Jährige eine besondere Beziehung zum TV Hüttenberg hat, steht außer Frage. Schließlich trainierte er den Klub acht Jahre lang und führte ihn sogar in die 1. Bundesliga. „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass Hüttenberg in Existenznot gerät. Für den Verein ist das auf jeden Fall eine Belastungsprobe.“
Eine, die sich aber wohl zum Guten wenden wird. Im Zuge der Bekanntgabe ihrer Finanzprobleme starteten die Hüttenberger eine Crowdfunding-Aktion und richteten dafür ein eigenes Spendenkonto ein. Mit einem ersten Erfolg: Innerhalb weniger Tage kamen dank Sponsoren und Fans bereits 360.000 Euro zusammen. Ganz über den Berg ist der Verein aber noch nicht, da ein Teil der Summe nach wie vor aussteht. Es überwiegt allerdings die Zuversicht, den noch fehlenden Betrag bis Ende Oktober zusammenzuhaben.
Während die finanzielle Seite der Hüttenberger das eine Dilemma ist, ist die sportliche Situation das andere. Bislang läuft es für die Mittelhessen auch da nicht rund. Die Hüttenberger holten bislang lediglich zwei Siege. Fünfmal mussten sie die Platte als Verlierer verlassen, zuletzt dreimal nacheinander. Als Tabellen-16. stehen sie derzeit nur knapp vor den beiden Abstiegsplätzen. Und dennoch: „Hüttenberg ist kein Kellerkind“, macht Gorr deutlich. Der 45-Jährige ist sich sicher, dass die Mannschaft von Trainer Stefan Kneer „zum Saisonende nicht dort stehen wird“.
„Für uns wird das eine Herausforderung. Hüttenberg unterscheidet sich mit seiner offensiven 3-2-1-Deckung von vielen Mannschaften in der Liga. Darauf müssen wir uns vorbereiten“, sagt Gorr. Auf der anderen Seite des Feldes wird es für die Coburger Defensive darum gehen, die „sehr agilen“ Rückraumspieler Ian Weber, Hendrik Schreiber und Niklas Theiß nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.
Seine Mannschaft sieht Gorr nach dem Sieg in Nordhorn jedenfalls auf einem guten Weg. „In unserer schwierigen personellen Lage in den vergangenen Wochen war der Sieg ein echtes Highlight“, sagt er. „Wir wollen nun dranbleiben, die Weichen sind in eine gute Richtung gestellt, aber wir können auch nicht davon ausgehen, dass es jetzt jedes Wochenende so läuft.“
Nach wie vor haben die Coburger ihre Personalprobleme nicht gänzlich überwunden. Zwar sind alle Spieler in den Trainingsprozess integriert, doch Fynn Herzig, Felix Dettenthaler und Tumi Steinn Runarsson trainierten „sehr abgespeckt“. Während für Dettenthaler ein Einsatz wohl noch zu früh kommt, besteht bei Steinn Runarsson durchaus Hoffnung, dass er Arkadiusz Ossowski einige Verschnaufpausen geben kann. „Bei Fynn Herzig dagegen müssen wir gut überlegen, ob er schon eine Alternative ist“, so Gorr.
Die Aufgebote
HSC 2000 Coburg: van der Merwe, Apfel – M. Jaeger, Bis, Glatthard, Obranovic, Ossowski, Krone, Knauer, P. Valkovskis, Schäffer, Billek, Fuß, Runarsson (?), F. Jaeger
Trainer: Gorr
TV Hüttenberg: Grazioli, Rüspeler – Schwarz, Kirschner, Theiß, Weber, Zörb, Reichl, Rüdiger, Hofmann, Leunissen, Klein, Scheibel, Schreiber, Kuntscher.
Trainer: Kneer
Schiedsrichter: Jan Lier (Korntal-Münchingen) / Manuel Lier (St. Gallen)
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
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Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Svenja Stache