Elf Spiele hatte der HSC 2000 Coburg bislang in der Erzgebirgshalle beim EHV Aue bestritten und war dort nur drei Mal als Sieger aus der Halle gegangen. Auch am Samstagabend sah es lange nicht nach einem Erfolg der Coburger aus. Denn fast über drei Viertel der Spielzeit lief der HSC nahezu ständig einem Rückstand gegen das Tabellenschlusslicht hinterher, drehte die Partie erst in der Schlussphase. Der 33:28-Auswärtssieg fiel am Ende fast zu deutlich aus.
Denn die Auer hatten Coburg lange vor große Probleme gestellt. „Sie haben druckvoll im Angriff agiert, eine stabile, aggressive Deckung gestellt und alles reingeworfen. Wir hatten Probleme in unserer Abwehr. Deswegen war es lange umkämpft, wir am Ende abgezockter“, stellte Jan Gorr fest. Umso mehr freute sich der HSC-Coach über den Support der weit über 100 Fans: „Wie schon so oft, gehörte uns dort ein ganzer Block, der in gelb-schwarz getaucht war. Das war fantastisch.“
Genau wie die Leistung der beiden Torhüter, die zusammen auf 31 Paraden kamen, wobei Sveinbjörn Petursson das direkte Duell gegen Kristian van der Merwe sogar gewann. Der wurde aber gerade vor der Pause oft von seinen Vorderleuten im Stich gelassen.
Nach der Anfahrt ins schneebedeckte Erzgebirge tat sich Coburg schwer. Tumi Steinn Runarsson und Merlin Fuß scheiterten aus dem Rückraum, hinten ließ sich der HSC-Innenblock zwei Mal in Folge mit dem gleichen Spielzug überrumpeln. Im Angriff produzierten die Coburger zwei technische Fehler in Folge. Dadurch liefen sie der Führung der Gastgeber hinterher. Auch in der Folge spielten sich die Gäste zwar Chancen heraus, doch der Ball wollte nicht ins Tor. Zudem kassierte Max Jaeger für einen Kopftreffer gegen Petursson bei einer völlig freien Einwurfmöglichkeit eine Zeitstrafe.
Von der Auer Abwehr wurden immer wieder HSC-Würfe aus dem Rückraum geblockt, die sich Fuß und Runarsson etwas unvorbereitet nahmen. Daraus resultierten einfache Tore per Tempogegenstoß für die Gastgeber. Mitte der ersten Halbzeit stand die Partie dann ganz im Zeichen der beiden Torhüter, die mehrfach – auch freie Bälle – parierten. Die mehr als 100 mitgereisten HSC-Fans warteten immer noch auf die erste Führung gegen das Tabellenschlusslicht.
Das übermotivierte Wurfverhalten bemängelte Jan Gorr in der Auszeit nach 19 Minuten deutlich: „Wir schaffen keine klaren Situationen, machen zu viele Würfe ohne Vorbereitung. Und auch in der Deckung ist das zu wenig, wir bewegen uns nicht genügend.“ Besser wurde es erst einmal nicht. Die Auer rissen immer wieder große Lücken in die HSC-Abwehr, blieben vorne und agierten dabei im Angriff sehr variabel. Ob Elias Gansau aus dem linken Rückraum, Mika Laurin Sajenev am Kreis oder Francisco Pereira auf Rechtsaußen, die Coburger liefen zu oft nur hinterher. Trotzdem gelang nach 25 Minuten dann doch die erste Führung.
Ein Rückstand, den sich die Gastgeber, im ersten Durchgang mit neun technischen Fehlern, selbst zuzuschreiben hatten. Insgesamt machten die Coburger daraus aber zu wenig. Trotzdem war der erst seit zehn Tagen tätige Coach Olafur Stefansson gewarnt, holte sein Team zur Auszeit: „Ihr müsst in der Abwehr achtgeben, da kommt nichts Neues, nichts was ihr nicht erwartet.“ Das spricht nicht gerade für Überraschungsmomente auf Coburger Seite. Bis zur Pause wechselte die Führung ständig.
Besser wurde es danach aus HSC-Sicht erst einmal nicht. Die Oberfranken gingen zwar direkt nach Wiederanpfiff in Führung, doch die nächsten Minuten gehörten den Erzgebirglern. Die ließen erneut drei Treffer in Serie folgen, legten wieder zwei Tore vor. Wie einfach es anders geht, zeigte Felix Jaeger, der sich bei seinen Würfen aus dem Rückraum den Torwart ausguckte. Auf der anderen Seite blieb der Halblinke ebenfalls spielbestimmend. Gansau mit inzwischen acht Treffern bei acht Versuchen konnte keiner in der HSC-Abwehr stoppen. Auch nach 40 Minuten lief die Mannschaft von Jan Gorr einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher.
Doch das 23:22 (44.) sollte die letzte Führung der Gastgeber sein. Trotzdem stellte Gorr nach der Partie fest: „Das war ein ganz anderes Auftreten als ich viele Spiele von ihnen in dieser Saison gesehen habe. Starker Zugriff in der Abwehr, viel Tempo.“ Doch genau das wurde Aue dann sichtbar zum Verhängnis. Arkadiusz Ossowski glich mit seinem zweiten Hüftwurf-Kracher unter die Latte, wenig später stellte Max Jaeger die erst vierte HSC-Führung des Spiels her. Nach der 45. Minute erlahmten bei den Gastgebern mehr und mehr die Kräfte, die Konzentration ließ nach. Deren leichte Fehler häuften sich, nach 50 Minuten ging Coburg erstmals mit zwei Treffern in Front (25:27). „Wir haben uns nicht beirren lassen, sind ruhig geblieben“, so Gorr.
Das forderte er auch in einer Auszeit in der Crunchtime und gab klare Anweisungen für die Schlussphase am Dyn-Mikro: „Wir machen jetzt vorne die Bude und stellen hinten dann eine richtig gute Deckung.“ Sein Team hielt sich dran und geriet nicht mehr in Gefahr.
Und am Sonntag ging Gorrs Blick bereits nach vorne, als er über der Vorbereitung auf das nächste Spiel saß. Denn bereits am Mittwochabend kommt mit GWD Minden eine angeschlagene Mannschaft nach Coburg. Denn mit nur zwei Zählern Abstand auf einen Abstiegsplatz, aber einer positiven (!) Tordifferenz, braucht der Erstliga-Absteiger dringend ein Erfolgserlebnis. Das wollen die Coburger mit Seriensieg 6 jedoch verhindern. „Wir sind lange noch nicht satt, noch hungrig, nachdem wir uns nach oben gepirscht haben“, gibt Gorr sich kampfeslustig.
Die Statistik
EHV Aue: Petursson (17 Paraden), Bochmann (0 Paraden) – Planken, Sova, Peter (1/1), Pereira (2), Sajenev (7), Slachta, Mubenzem (2), Jereble, Levak, Paraschiv (2), Löpp, Gansau (11), Schwock, (2), Vignjevic (1)
HSC 2000 Coburg: van der Merwe (14 Paraden), Apfel – Runarsson (3), M. Jaeger (6), Dettenthaler, Bis (1), Glatthard, Fuß (4), Ossowski (2), Billek (5), Herzig (3), Krone (1/1), Knauer (5), Schäffer, Obranovic, F. Jaeger (3).
Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Zeitstrafen: 2 (Jerebie, Schwock) – 2 (M. Jaeger, Schäffer)
Siebenmeter: 1/2 (Peter scheitert an van der Merwe) – 1/2 (Billek scheitert an Petursson)
Spielfilm: 2:0 (3.), 3:2 (5.), 3:3 (8.), 6:4 (10.), 7:6 (12.), 9:7 (16.). 10:8 (19.), 11:9 (21.), 11:11 (23.), 12:11 (24.), 12:13 (25.), 14:13 (28.), 14:15 (29.), 15:15 – 15:16 (31.), 18:16 (35.), 20:18 (39.), 22:20 (41.), 23:21 (43.), 23:24 (45.), 25:25 (48.), 25:28 (53.), 27:31 (57.), 28:33.
Zuschauer: 1136
Beste Spieler: Gansau, Sajenev, Petursson – van der Merwe, Knauer, Billek
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Iris Bilek