Unterschiedlicher könnten die Formkurven kaum sein: Während der HSC 2000 Coburg in der 2. Handball-Bundesliga zuletzt fünf Siege am Stück eingefahren hat, ging GWD Minden viermal nacheinander als Verlierer von der Platte. Nun kommt es am Mittwochabend (19.30 Uhr, HUK-COBURG arena) zum direkten Aufeinandertreffen.
Wenn es nach Jan Gorr geht, ist der Ausgang trotz der sich eklatant voneinander unterscheidenden Formkurven offen. Auf die Frage, welche Serie zu Ende geht, antwortet der HSC-Trainer: „Da liegen 60 intensive Minuten dazwischen. Danach werden wir sehen, wie es ausgegangen ist. Im Tippen bin ich allerdings nicht gut.“
Auch wenn es um die Tippkünste des 45-Jährigen nicht gut bestellt ist, wollen die Coburger gegen den Erstliga-Absteiger in der Erfolgsspur bleiben. „Wir haben derzeit eine extrem gute Phase. Fünf Siege nacheinander hast du nicht oft“, weiß Gorr um die besondere Konstellation. „Wir würden das gerne mit einem Heimsieg noch mal toppen. Das wäre fantastisch.“
Dass die Siegesserie des HSC am vergangenen Samstag am Leben blieb, haben die Coburger einer starken Schlussphase zu verdanken. 50 Minuten lang war die Partie beim Tabellenletzten EHV Aue völlig offen, ehe die Gorr-Truppe einen Gang hochschaltete und mit einem 33:28-Erfolg die nächsten Punkte einsackte. „Aue hat eines seiner stärkeren Spiele in dieser Saison gemacht. Man hat die Fortschritte unter ihrem neuen Trainer Olafur Stefansson erkannt. Meine Mannschaft hat das aber sehr gut gemacht und ist hartnäckig geblieben.“
Nur wenige Tage nach dem Spiel beim Aufsteiger wartet die nächste tückische Aufgabe: ein Absteiger, der weit hinter seinen Erwartungen zurückbleibt. Der direkte Wiederaufstieg dürfte bei den Ostwestfalen derzeit kein Thema sein. „Minden hat sich die Runde sicherlich anders vorgestellt“, sagt Gorr. Er weiß aber auch: „Die 2. Liga ist extrem stark. Da stehst du auch als Absteiger nicht automatisch ganz vorne.“
Warum der letztjährige Erstligist noch nicht in Fahrt gekommen ist, kann der HSC-Trainer nur mutmaßen. „Dafür gibt es sicherlich nicht den einen Grund. Einerseits kann es mit Personalwechseln zu tun haben, andererseits bist du als Absteiger automatisch in der Favoritenrolle und damit der Gejagte. Das ist sicherlich auch ein Aspekt“, sagt Gorr. Dass die Mindener mit einer Niederlagenserie nach Oberfranken reisen, hat für den Mittelhessen dagegen keine Bedeutung. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass ihr Kader viel individuelle Qualität aufweist und wir von unserer Seite aus jede Menge investieren müssen.“
Vor allem im Rückraum haben die Ostwestfalen mit Bjarni Valdimarsson, Danilo Radovic und Luka Sebetic wurfgewaltige Spieler zu bieten, die auch mit Eins-gegen-eins-Aktionen immer wieder für Gefahr sorgen können. Überhaupt: Die Wurfgefahr aus der zweiten Reihe ist charakteristisch für das Spiel der Gäste. „Am besten kommst du dagegen an, wenn du offensiver verteidigst“, sagt Gorr, der jedoch gleich die Problematik dahinter erklärt. „Dadurch gibst du automatisch Räume um den Kreis herum preis. Es wird also darauf ankommen, die Schützen zu attackieren und gleichzeitig die Räume eng zu halten.“
Was den Mindenern allerdings abgeht, sind die Spielgestalter. Bereits vor zwei Wochen ist bei Mohamed Darmoul eine alte Verletzung am Mittelfuß aufgebrochen. Sein Einsatz in Coburg ist äußerst unwahrscheinlich. „Er ist Mindens stärkster Spieler“, weiß Gorr, dass der Ausfall des torgefährlichen Tunesiers kein Nachteil für seine Mannschaft wäre.
Doch damit nicht genug: Am Montag ereilte die Mannschaft von Trainer Adalsteinn Eyjolfsson die nächste schlechte Nachricht. Mittelmann Benedek Eles zog sich im Heimspiel gegen den TV Großwallstadt einen Kreuzbandriss zu und fällt damit für den Rest der Saison aus.
Entsprechend zurückhaltend gibt sich der Isländer vor der Partie in Coburg. „Aufgrund der angespannten personellen Situation ist es wichtig, dass wir uns zuerst auf uns selbst konzentrieren. Besonders im Rückraum haben wir im Moment aufgrund der Verletzung von Benedek Eles Probleme, weshalb wir dort etwas improvisieren müssen. Für Mittwoch haben wir aktuell mit Danilo Radovic, Bjarni Valdimarsson und Lasse Franz nur drei Spieler für Rückraum Mitte sowie Rückraum Links.“
Deutlich besser sieht es da bei den Coburgern aus, die bis auf Pavels Valkovskis aus dem Vollen schöpfen können. Lediglich hinter einem Einsatz des erkrankten Jan Schäffer steht noch ein Fragezeichen.
HSC 2000 Coburg: van der Merwe, Apfel – Runarsson, M. Jaeger, Dettenthaler, Bis, Glatthard, Fuß, Obranovic, Ossowski, Billek, Herzig, Krone, Knauer, Schäffer (?), F. Jaeger
Trainer: Gorr
GWD Minden: Semisch, Shamir – Valdimarsson, Kranzmann, Franz, Korte, Johansson, Radovic, Teuteberg, Stoyke, Staar, Schulz, Bitsch, Darmoul (?), Sebetic
Trainer: Eyjolfsson
Schiedsrichter: Konrad Gimmler (Magdeburg) / Jannik Rips (Stendal)
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Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Svenja Stache