Es sind diese Spiele, die man am liebsten direkt am nächsten Tag wiedergutmachen möchte. Für die Handballprofis des HSC 2000 Coburg gibt es die Chance auf Rehabilitation allerdings erst in gut sechs Wochen. Die Mannschaft von Trainer Jan Gorr verabschiedet sich mit einer empfindlichen 29:34-Niederlage im Frankenderby in Großwallstadt in die EM-Pause.
Bereits nach 15 Minuten traf HSC-Coach Gorr mit seinen Worten in der Auszeit den Nagel auf den Kopf: „Wir verteidigen ganz schlecht, verteidigen weder im Rückraum noch am Kreis. So können wir das nicht machen. Wir müssen mit Aggressivität und Körper spielen.“
Das Momentum vor der Partie schien für den HSC, der auf die verletzten Fynn Herzig, Max Jaeger und Pavels Valkovskis verzichten musste, zu sprechen. Während die Oberfranken ihre vorweihnachtliche Aufgabe gegen Lübeck-Schwartau souverän mit 26:21 gelöst hatten, lief bei den Unterfranken in Dessau-Roßlau überhaupt nichts zusammen (27:33-Niederlage). Eine überraschende Pleite, die das Team von Trainer Michael Roth wohl an der Ehre packte. Denn der TVG spielte von der ersten Minute an wie entfesselt und ließ sich von den knapp 2400 Zuschauern tragen. Dabei agierten die Coburger defensiv zunächst gar nicht schlecht, zwangen die Gastgeber mehrmals ins Zeitspiel.
Das Coburger Angriffsspiel wirkte zwar direkt von Beginn an etwas statisch, doch zunächst fand vor allem Spielmacher Arkadiusz Ossowski noch die passenden Lösungen. Nach einem erfolgreichen Durchbruch des Polen war der HSC nach 13 Minuten auf Tuchfühlung (8:7). Drei schnelle Gegentreffer binnen kürzester Zeit und der erstmalige Vier-Tore-Rückstand zwangen Gorr dann allerdings zur Auszeit. Die Sinne der HSC-Akteure waren geschärft, doch am Geschehen auf der Platte änderte sich nichts. Im Gegenteil: Merlin Fuß und Felix Jaeger verloren leichtfertig den Ball und luden die Hausherren zu Tempogegenstößen ein – 14:8.
Kurios: Die erste Torhüterparade aufseiten der Großwallstadter gab es erst nach 21 Minuten. Trotzdem führten die Unterfranken zu dem Zeitpunkt mit 16:10. Fabian Apfel machte eine solide Partie (neun Paraden), konnte seine Vorderleute aber nicht aus ihrem kollektiven Phlegma holen. Denn der TVG war nicht nur aus dem Rückraum durch Kammlodt und Mario Stark erfolgreich, sondern durfte auch häufig unbehelligt vom Kreis abschließen.
Das Ende des ersten Durchgangs war sinnbildlich. Zunächst hatte Felix Jaeger ein Stürmerfoul kassiert, dann kamen die Gastgeber mit der Schlusssirene zu einem glücklichen Treffer per Abpraller. Mit 21:13 ging es in die Kabine.
Kammlodt sorgte aus zehn Metern erstmals für eine zweistellige Führung (23:13, 34.). Der HSC kam in der Folge zwar im Angriff etwas besser auf Touren, doch es blieb beim Tore „austauschen“. Näher als an sechs Treffer kamen die Coburger nicht heran. Zu allem Überfluss musste dann auch noch der neben Ossowski stärkste Coburger, Felix Jaeger, ausgewechselt werden. Der Ex-Rimparer verlor nach einem Foul von Mohr die Balance und kam ungebremst mit dem Kopf auf dem Boden auf.
Gorr musste daraufhin weiter improvisieren und wechselte angesichts des deutlichen Rückstands munter durch. Andrej Obranovic machte dabei in den letzten 20 Minuten einen ordentlichen Job. Tumi Steinn Runarsson fand sich am Ende auf Linksaußen wieder, Viktor Glatthard bekam viel Spielzeit im Angriff. An den Kräfteverhältnissen änderten diese personellen Rochaden aber wenig. Der HSC beendete die Begegnung mit vier Toren in Folge und ließ die Partie letztlich enger aussehen, als sie eigentlich war.
Die Statistik
TV Großwallstadt: Boukovinas, Minerva (5 Paraden) – Salger, Klenk, Eisenträger (1), Bandlow (3), Schauer, Bicer (1/1), Strakeljahn, Bayer, Schiefer (1), Corak (4), Mohr (5), Stark (7), Kammlodt (9), Schalles (3)
HSC 2000 Coburg: Van der Merwe (1 Paraden, Apfel (9 Paraden) – Runarsson (1), Dettenthaler, Bis (1), Glatthard, Fuß (3), Obranovic (2), Ossowski (8), Billek (4/1), Krone (3/2), Knauer, Schäffer (1), F. Jaeger (6)
Schiedsrichterinnen: Katharina Heinz / Sonja Lenhardt
Zuschauer: 2397
Zeitstrafen: 3 (Bandlow, Schiefer, Corak) – 3 (2 x Knauer, Schäffer)
Siebenmeter: 1/2 (Bicer verfehlt Tor) – 3/4 (Billek scheitert an Minerva)
Spielfilm: 2:1 (3.), 4:1 (5.), 6:5 (9.), 10:7 (13.), 14:8 (17.), 17:10 (23.), 18:13 (27.), 21:13 – 23:13 (34.), 26:19 (40.), 28:22 (47.), 30:24 (48.), 33:25 (53.), 34:29
Beste Spieler: Kammlodt, Stark – Ossowski, F. Jaeger
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Iris Bilek