Timo Boll sei Dank: Die deutsche Tischtennis–Legende nahm im Rahmen des HBL–Supercups die Auslosung der 2. Runde um den diesjährigen DHB–Pokal vor und bescherte dem HSC 2000 Coburg eine überaus interessante Pokalaufgabe. Die Schützlinge von Anel Mahmutefendic empfangen am 2. Oktober 2024 um 19 Uhr den Erstligisten TVB 1898 Stuttgart.

Dass die Schwaben heute längst ein gestandener Erstligist sind, war Mitte der neunziger Jahre bestimmt nicht abzusehen, als die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte des TVB begann. Günter Schweikardt, der im Verein noch bis heute an verschiedenen verantwortlichen Positionen aktiv mitwirkt, dürfte zunächst wohl eher ungläubiges Staunen ausgelöst haben, als er damals in geselliger Runde seine Vision kundtat: „Unser Ziel muss es sein, mit dem TV Bittenfeld irgendwann in der Handball–Bundesliga zu spielen.“ Denn die damalige Realität war eine andere: Der TV fristete sein Dasein zu jener Zeit noch in den Niederungen der Verbandsliga. Doch den Worten folgten schon rasch die Taten und zunächst mit Günter Schweikardt selbst als Trainer machte sich das Team in den Folgejahren durch die diversen Ligen auf den Weg nach oben. 2004 war man bereits in der Regionalliga angekommen, zwei Jahre später feierte der handballverrückte Ortsteil von Waiblingen bereits den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Und auch da ging es beinahe stetig weiter bergauf. In der Saison 2013/14 schnupperten die Schwaben als Vierter schon mal kräftig am Aufstieg in die „stärkste Liga der Welt“, der dann ein Jahr später wirklich Realität werden sollte. Seither haben sich die „Wild Boys“, die seit 2012 ihre Spiele ausschließlich in Stuttgart austragen und inzwischen auch als TVB Stuttgart auflaufen, fest in der „stärksten Liga der Welt“ etabliert. Die bisher beste Platzierung gelang in der letzten Saison mit Rang 11, noch vor solchen Teams wie den Rhein–Neckar Löwen oder dem HC Erlangen.

Letztmalig standen sich der HSC 2000 Coburg und der TVB Stuttgart in der Erstliga–Saison 2020/21 gegenüber – und beide Male siegten die Vestestädter. Allerdings stehen aus dem damaligen Kader nur noch vier Akteure auch im aktuellen Aufgebot des HSC – neben Dauerbrenner Florian Billek sind dies die Eigengewächse Fabian Apfel, Jakob Knauer und Felix Dettenthaler. Beim TVB Stuttgart sind es gar nur noch drei. Und auch in diesem Sommer gab es bei den Gästen wieder einige personelle Veränderungen. Wichtige Leistungsträger vergangener Jahre wie Torjäger Adam Lönn, Regisseur Egon Hanusz oder Kreisläufer Marina Maric verließen den Verein. Dafür kamen überwiegend junge, entwicklungsfähige Spieler aus ausländischen Ligen. Der „Königstransfer“ war aber zweifellos die Verpflichtung des Schweizer Rückraumspielers Lenny Rubin von der HSG Wetzlar, der in der letzten Saison mit 166 Treffern Platz 13 der Liga–Torschützenliste belegte. Außerdem konnte der TVB auch eine Reihe weiterer Leistungsträger halten. Besonders hervorzuheben sind dabei der slowenische Torhüter Miljan Vujovic, der im Vorjahr immerhin Silvio Heinevetter als Nummer 1 verdrängen konnte, der Olympia–Zweite von Paris und Europameister von 2016 Kai Häfner, die spanische Flügelzange mit Daniel Fernandez und Jorge Serrano Villalobos oder der Schweizer Abwehrchef Samuel Röthlisberger. Angesichts von insgesamt zwölf Nationalspielern im aktuellen Kader des TVB dürfte die Favoritenrolle für die Partie klar vergeben sein. Aber wie heißt es doch immer so schön: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.

 

Bericht: Gerd Nußpickel