Pokal-Schreck HSC 2000 Coburg! Die Zweitliga-Handballer aus der Vestestadt haben den nächsten Coup gelandet und nach dem TVB Stuttgart am Mittwochabend im Achtelfinale auch den Bundesligisten TBV Lemgo-Lippe mit 29:28 (14:14) aus dem Wettbewerb geworfen. Zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte stehen die Coburger im Viertelfinale des DHB-Pokals und dürfen vom Final-Four-Turnier in Köln träumen. Der Mannschaft von Trainer Anel Mahmutefendic fehlt nur noch ein Sieg, um beim Finalturnier um den Titel dabei zu sein.
DHB-Pokal Achtelfinale: HSC 2000 Coburg – TBV Lemgo-Lippe 29:28 (14:14)
Den Lemgoern war in den Anfangsminuten anzumerken, dass sie auf ein heißes Pokaltänzchen beim Zweitligisten keine Lust hatten und einen magischen Coburger Abend verhindern wollten. Der TBV, der auf den österreichischen Nationalspieler Lukas Hutecek und Kreisläufer Jan Brosch verzichten musste, machte einen souveränen Eindruck, nutzte die Fehler des HSC sofort aus und traf im Angriff hochprozentig (3:6, 8.). Allerdings ließen sich die Coburger zu einem frühen Zeitpunkt nicht schon abschütteln und begegneten dem Erstligisten in der Folge auf Augenhöhe. Linksaußen Jesper Schmidt nagelte einen Siebenmeter zum 9:9-Ausgleich in den Winkel (18.).
Das Spiel entwickelte sich zunehmend in eine Richtung, die den Gästen nicht schmeckte. Denn: Die Partie war nicht nur völlig offen, sondern die Stimmung in der Halle fing langsam, aber sicher an zu köcheln. Ein Fakt, der dem Außenseiter aus der Vestestadt in die Karten spielte. Das lag zum einen am einmal mehr glänzend aufgelegten HSC-Torwart Petros Boukovinas und zum anderen an einer Szene, die den Coburger Anhängern aufs Gemüt schlug. Der polnische Nationalspieler Bartlomiej Bis traf Lemgos Tim Suton im Gesicht und sah die Rote Karte (21.). Abwehrchef Jan Schäffer war nun auch im Angriff gefordert, zudem gab es für ihn ob des Fehlens von Nils Röller (Knie) keine Wechselmöglichkeit mehr.
Den Mittelblock bildete der Routinier nun mit Youngster Pavels Valkovskis. Der HSC witterte aber Morgenluft, ackerte in der Abwehr leidenschaftlich und ging durch Fuß erstmals in Führung (11:10, 23.). Wenig später führte Coburg nach Schäffers Treffer gar mit zwei Toren (13:11, 25.). „Jungs, das ist okay. Wir lassen ein, zwei Würfe liegen. Aber hinten machen wir einen Schritt zu wenig“, hatte TBV-Trainer Kehrmann zuvor in einer Auszeit seiner Mannschaft mit auf dem Weg gegeben. Immerhin: Bis zur Halbzeitpause schaffte seine Mannschaft wieder den Ausgleich und ging mit einem 14:14-Unentschieden in die Kabinen.
Der HSC knüpfte in den ersten Minuten nach Wiederbeginn nahtlos an die Leistung aus dem ersten Durchgang an. Boukovinas entschärfte zwei Siebenmeter und wurde immer mehr zum Faktor. Nach 60 Minuten stand der Grieche bei 17 Paraden und einer Quote von 38 Prozent gehaltener Bälle. „Die Mannschaft mit dem besseren Torhüter hat gewonnen“, musste denn auch Lemgos Schlussmann Möstl feststellen. Nachdem Pavels Valkovskis die Hausherren mit einem Doppelpack in Führung gebracht hatte, erzielte Bobby Schagen die erste Lemgoer Führung seit dem 10:9 (18:17, 38.).
Wenig später lag der Erstligist wieder mit zwei Treffern in Front – und HSC-Trainer Anel Mahmutefendic reagierte mit einer Auszeit. „Alles ruhig, alles okay, aber wir müssen in der Abwehr kompakter stehen“, forderte der Niederländer von seiner Mannschaft.
Diese Phase war die kritischste des zweiten Durchgangs, denn das Spiel hätte in Richtung der Gäste kippen können. Tat es aber nicht, weil Fuß wieder ausglich (21:21). Dass sich der HSC auch nach 47 Minuten einen offenen Schlagabtausch mit dem TBV lieferte, hätten vor dem Spiel wohl nur die wenigsten gedacht. Doch der Coburger Pokaltraum, er lebte. Erst recht, als Mikael Helmersson den HSC erneut in Front brachte (23:22, 50.) und Boukovinas die nächste Parade auf die Platte zauberte – und die HUK-COBURG arena endgültig zum Tollhaus wurde.
Die Begegnung war nun endgültig ein typisches Pokalspiel mit einer Eigendynamik, die dem Außenseiter aus Coburg in die Karten spielte. Als Fuß anderthalb Minuten vor dem Spielende das 28:25 erzielte, war das Spiel scheinbar entschieden – von wegen.
Ein Treffer von Hendrik Wagner, ein Fehler von Helmersson, ein Tor von Schagen, und rund 45 Sekunden vor Schluss begann das große Zittern (28:27). Helmersson war es, der die Partie mit seinem siebten Einschlag endgültig entschied – und in der HUK-COBURG arena alle Dämme brechen ließ.
Die Statistik
HSC 2000 Coburg: Boukovinas (17 Paraden), Eggert (n.e.) – Menges, Dettenthaler, Bis (1), Kasai, Fuß (7), Billek, Krone, Helmersson (7), Knauer (1), P. Valkovskis (5), L. Valkovskis, Schäffer (3), Jaeger (2), Schmidt (3)
TBV Lemgo-Lippe: Möstl (7 Paraden), Kastelic – Theilinger, Zehnder, Simak (2), Schagen (5), Carstensen (5), Suton (6), Versteijnen (6), Wagner (4), Houtepen, Faust, Geislers, Hübke, Petrovsky
Schiedsrichter: Hellbusch / Jansen (Trebur)
Zuschauer: 2109
Zeitstrafen: 3 – 3 (Bis, P. Valkovskis, Schmidt – Theilinger, Simak, Versteijnen)
Rote Karte: Bis (Coburg, 21., Foulspiel)
Siebenmeter: 1/1 (Schmidt triff) – 0/2 (Boukovinas hält zweimal)
Spielfilm: 0:2 (3.), 1:4 (4.), 3:6 (8.), 6:7 (14.), 9:9 (19.), 11:10 (22.), 13:11 (25.), 14:14 (30.), 17:15 (34.), 17:18 (38.), 18:20 (42.), 21:21 (46.), 24:22 (52.), 26:25 (56.), 27:25 (57.), 29:28 (60.)
Beste Spieler: Boukovinas, Fuß – Versteijnen, Suton
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Bericht vom Coburger Tageblatt
Bild von Svenja Sommer