Punkt gewonnen oder Punkt verloren? Das ist die Gretchenfrage, wenn sich zwei Mannschaften die Zähler teilen. Im Falle der Zweitliga-Handballer des HSC 2000 Coburg dürfte die Antwort darauf eindeutig sein. Beim 32:32 (12:19)-Unentschieden beim Tabellenletzten HSG Konstanz gingen die Vestestädter als gefühlter Sieger vom Feld.

2. Bundesliga HSG Konstanz – HSC 2000 Coburg 32:32 (19:12)

Artig standen die Coburger nach dem Spiel auf dem Spielfeld und bedankten sich mit Applaus bei den mitgereisten Anhängern für die Unterstützung. Ihre Blicke aber sprachen Bände: Die Freude über den – dank eines famosen Comebacks im zweiten Durchgang – geretteten Punkt hielt sich in Grenzen. „Ich weiß nicht, was heute los war“, war Pavels Valkovskis nach dem Spiel am Dyn-Mikrofon einigermaßen ratlos.

Während Valkovskis und den Gästen im ersten Abschnitt so gut wie nichts gelingen wollte, war das Bild im zweiten Durchgang ein völlig anderes. „Die erste Halbzeit von uns war katastrophal. Wir haben die Bälle weggeworfen und viele Fehler gemacht. Für die zweite Halbzeit haben wir uns vorgenommen, ein anderes Gesicht zu zeigen“, erklärte Valkovskis, der wie seine Mitspieler nach dem Seitenwechsel aufblühte und sich mit sechs Treffern – gemeinsam mit Jesper Schmidt – zum besten Coburger Torschützen aufschwang.

Zwei Ex-Coburger trumpfen auf

Dass das HSC-Schiff am Bodensee um ein Haar gekentert wäre, daran hatten zwei ehemalige Coburger großen Anteil: Konstantin Poltrum und Felix Sproß. Ein ums andere Mal reckte Torwart Poltrum jubelnd die Faust in die Luft und heizte die Fans in der „Schänzle-Hölle“ zu Konstanz ein. Allein in der ersten Hälfte entschärfte Poltrum sechs Bälle, kam zeitweise auf eine Quote von 47 Prozent gehaltener Bälle.

Ein anderer Grund war Sproß. Der 27-Jährige spielte im Rückraum die ganze Klaviatur seines Könnens. Ob per Schlagwurf, mit Dynamik im Durchbruch oder mit frechen Anspielen: Der achtfache Torschütze war der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Hausherren. Ob er gegen seinen Ex-Klub besonders motiviert war? „Ach“, wiegelte Sproß am Dyn-Mikrofon ab, „meine Motivation ist es, ein gutes Spiel zu zeigen. Gegen wen, ist egal.“ An Coburg, wo er von 2017 bis 2021 gespielt hatte, habe er aber „super Erinnerungen“.

Neben Sproß und Poltrum waren die hohe Effektivität im Angriff und die leidenschaftliche Verteidigungsarbeit der HSG die Gründe für die ebenso deutliche wie unerwartete 19:12-Halbzeitführung der Konstanzer. Offensiv, beweglich, emotional und eine hohe Bereitschaft: Das waren die Zutaten, warum die HSG nur zwölf Coburger Treffer im ersten Abschnitt erlaubte. Sproß nannte es „eine perfekte Halbzeit“.

Auf den HSC traf das überhaupt nicht zu. Die Coburger hatten kaum spielerische Ideen, die Aufgabenstellung der Konstanzer zu lösen und erlaubten sich etliche technische Unzulänglichkeiten. Die einzigen Lichtblicke in der ersten Halbzeit waren Torwart Fabian Apfel, der früh im Spiel den diesmal glücklosen Petros Boukovinas an dessen 31. Geburtstag ablöste, und Marin Lisac. Während Apfel nach überstandener Erkältung sofort auf Betriebstemperatur war, setzte der junge Kroate Lisac die wenigen Coburger Akzente aus dem Rückraum.

HSC zeigt nach der Pause eine Reaktion

In der Halbzeitpause hatte HSC-Trainer Mahmutefendic offensichtlich die richtigen Worte gefunden, denn seine Mannschaft kam wie ausgewechselt aus den Kabinen. Die Gäste brauchten nur zehn Minuten, um den Rückstand auf drei Treffer zu verkürzen (19:22, 40.). Zum einen verteidigten die Coburger nun deutlich besser als im ersten Abschnitt, zum anderen war Apfel weiter glänzend aufgelegt. Und: Aus dem lauen Lüftchen im Coburger Rückraum war ein stattlicher Sturm geworden. Allen voran Pavels Valkovskis fackelte nun, was die Schulter hergab. „Ich habe getroffen und dann halt weitergeworfen“, sagte der 20-Jährige anschließend lapidar. Valkovskis war auch daran beteiligt, dass in einem Spiel, in dem es Zeitstrafen und Siebenmeter nur so hagelte, zudem farbenfroh wurde. Denn: Konstanz‘ Luca Schwormstede traf den lettischen Nationalspieler im Gesicht und flog mit der Roten Karte vom Feld (44.).

Wenig später brachte Jannes Krone den HSC erstmals seit dem 1:0 wieder in Führung (26:25, 48.). Der Billek-Ersatz auf Rechtsaußen sollte mit drei verwandelten Siebenmetern in der Schlussphase und dem Treffer zum 32:32-Ausgleich 41 Sekunden vor dem Spielende zu einer spielentscheidenden Figur werden. Wenige Minuten zuvor ließ Sproß mit einem Schlagwurf zum 32:30 die HSG vom zweiten Saisonsieg träumen. Doch Coburg bewies erneut Nehmerqualitäten. Die letzten Sekunden agierte der HSC zwar in Überzahl, in Ballbesitz kamen die Gäste aber nicht mehr. Konstanz spielte einen langen Angriff, doch Sproß‘ letzter Wurfversuch wurde geblockt.

Die Statistik zum Spiel

HSG Konstanz: Wolf (n.e.), Poltrum (12 Paraden), Göres (n.e.) – Stotz (4), Czako (3), Sproß (8), Schwormstede (1), Leindl (4), Knipp, M. Pliuto, Müller, Hadlich (2), Fuhrmann, Fenyö, Köder (6/6), Schlafmann (4)

HSC 2000 Coburg: Boukovinas (0 Paraden), Apfel (10 Paraden) – Menges, Dettenthaler, Bis (3), Ossowski (2), Lisac (3), Krone (5/3), Helmersson (2), Knauer (3), P. Valkovskis (6), L. Valkovskis, Röller (2), Blahodir, Schmidt (6/5)

Schiedsrichter: Kauth (Taufkirchen) / Kolb (Augsburg)

Zeitstrafen: 7 (2x Stotz, 2x Schwormstede, Sproß, Leindl, Hadlich) – 7 (2x Bis, 2x Ossowski, 2x Röller, Knauer)

Rote Karte: Schwormstede (Konstanz, 44., Foulspiel)

Siebenmeter: 6/7 (Apfel hält einmal gegen Köder) – 8/11 (Schmidt verwirft zweimal, Helmersson einmal)

Spielfilm: 3:1 (4.), 4:4 (7.), 5:5 (10.), 10:6 (16.), 14:7 (23.), 16:8 (25.), 19:12 (30.), 22:15 (35.), 22:19 (40.), 23:22 (44.), 24:24 (46.), 25:26 (48.), 29:27 (52.), 30:29 (55.), 32:30 (56.), 32:32 (60.)

Beste Spieler: Poltrum, Sproß – Apfel, P. Valkovskis

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

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Bericht vom Coburger Tageblatt

Bild von Peter Pisa