HSG Wallau/Massenheim – HSC 2000 Coburg 29:32 (11:19)
Ein megastarker Auftritt in der ersten Hälfte sicherte den HSC-Youngstern einen in der Gesamtbetrachtung völlig verdienten Auswärtssieg in Wallau, verschönert noch durch den Nebeneffekt, dass die Gelb-Schwarzen nach der 24:25-Hinspielniederlage durch den höheren Sieg auch den direkten Vergleich mit den Hessen für sich entscheiden konnten. Somit beendet die Coburger A-Jugend das Jahr 2017 mit 16:10-Punkten auf dem sechsten Platz, und würde die Mannschaft am Ende der Saison auf diesem Rang weiter verbleiben, hätte sie schon das große Ziel des Verbleibs in der höchsten Spielklasse gesichert.
Dabei präsentierten sich beide Mannschaften in der Ländcheshalle in den beiden Hälften mit ganz unterschiedlichen Gesichtern – in den ersten dreißig Minuten gelang den Coburgern fast alles, nach der Pause entglitt ihnen die Kontrolle mit zunehmender Spieldauer und die Wallauer hätten mit einer sensationellen Aufholjagd fast noch den Ausgleich geschafft.
Doch in den ersten Minuten des Spiels überrannten die HSC-Jungs die völlig überraschten und überrumpelten Wallauer beinahe, nach vier Minuten stand es bereits 0:4 für den HSC. Torhüter Fabian Apfel unterstrich mit mehreren Paraden seine Klasse, die Abwehr war sehr gut aufeinander abgestimmt, mit imposanter Laufarbeit und Beweglichkeit verhinderte sie Würfe aus dem Rückraum und vom Kreis. Es war beeindruckend, was Nils Wendel und Kollegen in der Defensive an Chancen vereitelten oder die Hausherren zu Verzweiflungswürfen zwangen. Das Umschalten von Abwehr auf Angriff, insbesondere bei Tempogegenstößen, geschah blitzschnell, wobei es den Coburgern zwischendurch auch immer wieder erfolgreich gelang, das Tempo zu variieren, es auch herauszunehmen, um dann wieder plötzlich den Hebel von behäbig anmutender Zuspielerei weit vor der Wallauer Abwehr auf schnelle Kombinationen mit vielen Überraschungseffekten umzulegen. Nach zehn Minuten hieß es 3:8 für den HSC, nach fünzehn Minuten 6:12, nach zwanzig Minuten 8:14 und nach fünfundzwanzig Minuten sogar 9:18 für die in allen Belangen dominierenden Franken. Vor allem Jakob Knauer, aber auch Lukas Dude, Benjamin Beyer, Jonas Wolter und Louis Korn waren nicht zu stoppen und trafen fast aus jeder Lage. Schöne Spielzüge und raffinierte Anspiele rundeten das positive Bild aus der ersten Hälfte ab, die die Vestestädter eindeutig und beeindruckend beherrschten.
Die zweite Hälfte begann mit einem Fehlpass der Wallauer und dem darauf folgenden 11:20 für den HSC. Alles schien perfekt zu laufen für die Röhrig-Schützlinge, doch die Gastgeber aus Hessen hatten nichts mehr zu verlieren und versuchten, doch noch ein Wunder zu vollbringen. Über den Kampf fanden die Wallauer zurück ins Spiel, und jetzt zauberten sie etliche schöne Zuspiele hervor, die ihnen in der ersten Hälfte noch nicht gelungen waren. Bis zur 40. Minute gelang es ihnen tatsächlich, den Neun-Tore-Rückstand auf sechs Tore zu verkürzen (17:23). Mit dem Mute der Verzweiflung, aber auch mit viel mehr Einsatzwillen und mit guten Anspielen kämpften sich die nicht mehr wieder zu erkennenden Hausherren beharrlich Tor für Tor heran. Prompt zeigte Coburg Nerven: Anspiele kamen nicht an, Torchancen, auch wieder zwei Siebenmeter, blieben ungenutzt, und die Abwehr stand plötzlich nicht mehr so sattelfest wie in der ersten Hälfte. Vor allem die Wallauer Spieler Timo Mrowietz mit neun Treffern (davon fünf Siebenmeter), Tim Klotz, Carsten Nickel und Benedikt Schmidt düpierten die HSC-Verteidigung ein ums andere Mal. Nach 45 Minuten stand es nur noch 20:24 für den HSC; jetzt drückte Wallau massiv, doch den HSC´lern gelang es dennoch immer wieder, den Vier- bis Fünf-Tore-Vorsprung bis zur 56. Minute zu halten. Aber der Damm war am Einbrechen – und tatsächlich schafften es die unentwegt an sich glaubenden Wallauer, sich bis zur 58. Minute bis auf 28:30 heranzukämpfen. Die Gastgeber schalteten auf Manndeckung um, das Spiel drohte zu kippen, doch der überragende Jakob Knauer warf das 28:31 und Niklas Knauer beendete nervenstark mit einer feinen Einzelleistung zum 29:32 wenige Sekunden vor dem Ende jegliche noch vagen Hoffnungen der Gastgeber.
Beide Teams boten zum Abschluss des Jahres 2017 beherzten und spannenden Handball und sorgten für reichlich Herzklopfen. Die Coburger Mannschaft zeigte sich als eine Einheit, die auch in kritischen Situationen immer häufiger kühlen Kopf bewahrt. Einen schöner Einstand feierte auch Torhüter Robin Hennig, der – noch keineswegs vollständig genesen – nach seiner Verletzung am dritten Spieltag erstmals wieder auf der Bank saß und zu kurzen Einsätzen kam.
Für den HSC 2000 Coburg spielten:Fabian Apfel, Robin Hennig – Lukas Dude (5), Benjamin Beyer (4), Louis Korn (3), Leonard Harreß, Nils Wendel (2), Jonas Wolter (3), Nicolas Carl, Christopher Härtl (3), Jakob Knauer (9), Niklas Knauer (3)
Trainer: Martin Röhrig, Andreas Gahn
Bericht von Reiner Hennig
Bild von Iris Bilek