Beim TVB Stuttgart zeigte der HSC 2000 Coburg Anfang Februar im Hinspiel, was im Team steckt. Nun kommen die Schwaben zum Rückspiel in die Vestestadt. Die Partie ist der Start in zwei aufeinanderfolgende englische Wochen.

Nach dem Hinspiel beim TVB Stuttgart im Februar war die Welt des HSC 2000 Coburg in der Bundesliga zwar noch lange nicht rosarot, doch es schienen nach dem höchsten Erstligasieg der Vereinsgeschichte (29:23) berechtigte Hoffnungen zu bestehen, dass es mit dem Klassenerhalt doch etwas werden könnte. Doch diese zerstoben so schnell wieder, wie sie gekommen waren. Vor dem Rückspiel am heutigen Abend (Anwurf um 19 Uhr) hilft nicht einmal Zweckoptimismus weiter. Der rettende Platz 16 ist rechnerisch zwar noch in Reichweite, doch bei 14 Punkten Abstand geht es wirklich nur um Rechenspiele. Denn wie hat schon der Sky-Kommentator des Flensburg-Spiels festgestellt: „Dazu müsste Coburg acht seiner zehn ausstehenden Partien gewinnen.“ Das liegt auch daran, dass die Konkurrenz auf den Rängen 15 und 16, Minden und Balingen, zuletzt ordentlich gepunktet haben.

Es sind die kleinen Negativläufe, die die Coburger auf die Verliererstraße bringen. Das war in den vergangenen drei Partien und auch im Verlauf der Saison allzu oft so. Angefangen hatte es schon zum Auftakt in Lemgo und das zog sich wie ein roter Faden fast durch die gesamte Saison. Mal zehn Minuten nicht auf der Höhe des Geschehens und schwupp war der Gegner weg. In Nordhorn war es ein 1:5-Lauf nach einer 17:15-Führung, gegen Flensburg ein 0:4-Lauf nach 9:8-Führung, gegen Hannover ein 2:11 nach 10:10-Zwischenstand.

Was möglich ist, wenn Coburg mal über annähernd 60 Minuten sein Niveau halten kann, zeigte das Hinspiel. Daran anzuknüpfen ist das Ziel. Dabei will sich das Coburger Team auch nicht durch den siebten Feldspieler, den Stuttgart gerne bringt, aus der Ruhe bringen lassen. Es gilt die Kreise von Kristjansson und Max Häfner einzuschränken, Anspiele auf von Peshevski am Kreis zu unterbinden. Mráz will zudem „mit konzentrierten Abschlüssen“ die schnellen Außen des Gegners nicht ins Spiel kommen lassen. Im Hinspiel „funktionierte“ der HSC so, wie das öfters gewünscht gewesen wäre. Hinten hatten sie eine starke Torwart-Quote, vorne landeten mehr als die Hälfte der Würfe im gegnerischen Tor. Gerade nach der Pause legten sie sogar noch eine Schippe drauf. „Das braucht es wieder“, so Mráz. Vielleicht kann auch auf einen schwachen Tag der Schwaben gehofft werden. Denn die größte Konstante im Jahr 2021 war deren Inkonstanz. Es gab Niederlagen in Essen und Ludwigshafen, aber furiose Erfolge gegen Göppingen und die Rhein-Neckar Löwen. Stuttgarts Trainer Schweikardt nimmt die Partie in Coburg wohl gerade deswegen recht gelassen: „Wir haben jetzt noch acht Spiele, sind nach hinten früh abgesichert gewesen und jetzt schauen wir einfach mal was noch kommt.“

Für den HSC Coburg kommen jetzt drei Gegner in Folge, die der HSC in der Hinserie besiegen konnte. Nach der Partie gegen die Stuttgarter kommt es zuerst zum Duell mit Melsungen, anschließend geht es zum Derby nach Erlangen. Danach folgt die Nachholpartie gegen die Füchse Berlin, die gegen den TBV Lemgo folgt am Wochenende darauf. Der Rhythmus ist somit Mittwoch-Sonntag-Mittwoch-Sonntag

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum; Preller, Nezhad, Sproß, Kelm, Nenadic, Billek, Mustafic, Zettermann, Varvne, Kurch, Zeman, Grozdanic, Schröder, Neuhold. Trainer: Alois Mráz. (es fehlen: Knauer)

TVB Stuttgart: Lehmann, Prost Häfner, Weiß, Lönn, Schulze, Röthlisberger, Nicolaus, Zieker, Müller, Pfafftheicher, Peshevski, Kristjansson, Wieling. Trainer: Jürgen Schweikardt.

Schiedsrichter: Krag/Hurst

So sieht es der Gegner

„Wir waren glücklicherweise nicht von Spielverlegungen betroffen, konnten unseren Spielplan runterspielen, deswegen ist diese Pause jetzt schon ungewöhnlich“, sagt der Trainer des TVB Stuttgart, Jürgen Schweikardt, vor der Partie in Coburg nach einer 14tägigen Spielpause für sein Team. „Zum einen konnten wir etwas durchschnaufen, haben unser Training vor dem Schlussspurt auch noch einmal intensiviert.“ Ein bisschen sinnt der TVB-Coach schon auf Revanche, nachdem sein Team bereits gegen die Eulen Ludwigshafen beide Spieler verloren hat. „Trotzdem ist es unsere beste Saison, auch wenn wir locker sechs Punkte mehr haben könnten. Unser Ziel bleibt ein einstelliger Tabellenplatz, auch wenn ich mir 2021 etwas mehr Konstanz gewünscht hätte.“

Dennoch sieht es Schweikardt recht gelassen: „Wir haben das ausführlich analysiert, sind zu dem Schluss gekommen, dass unsere Ergebnisse auch ein Spiegelbild der Liga in diesem ungewöhnlichen Jahr sind. Es liegen viele Teams leistungsmäßig eng beieinander und da entscheiden Kleinigkeiten. Das ist für alle Teams eine große Herausforderung.“ Für ihn, derzeit noch in Doppelfunktion als Geschäftsführer und Trainer aktiv, wird es der Auftakt zu acht „Abschiedsspielen“ von der Bank. Er wird ab der Saison 2021/2022 von Roi Sánchez, derzeit noch Assistent des Cheftrainers beim FC Barcelona, abgelöst.

Die Lage in der Liga

Wieder einmal geht es Schlag auf Schlag – dem 31. Spieltag schließt sich am Wochenende gleich der nächste an. Heute Abend gibt es dabei für den zuletzt erfolgreichen TSV GWD Minden beim Bergischen HC die nächste Option sich noch weiter von den Abstiegsrängen zu entfernen. Sechs Mal in Folge haben die Mindener nicht verloren, hatten mit drei Remis und drei äußerst knappen Erfolgen das Glück des Tüchtigen. Demzufolge muss auch die HSG Nordhorn-Lingen ihre Partie gegen den TSV Hannover-Burgdorf unbedingt gewinnen um weiter an den Nichtabstiegsplätzen dran zu bleiben. Gleiches gilt morgen Abend auch für die Eulen Ludwigshafen bei MT Melsungen.

Ebenfalls abgeschlagen in Sachen Nichtabstieg scheint bei elf Zählern Rückstand bereits TuSEM Essen auf dem vorletzten Platz, die den frischgebackenen European League-Sieger SC Magdeburg erwarten. Am anderen Ende der Tabelle geht eine Woche nach dem enttäuschenden Aus im Viertelfinale der Champignons League in der Bundesliga das Fernduell um die Meisterschaft zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt weiter. Auf beide warten unangenehme Aufgaben. Die Kieler müssen zum SC DHfK Leipzig, Flensburg erwartet die Rhein-Neckar Löwen, die nach drei Niederlagen in Folge endlich in die Erfolgsspur zurück wollen um ihren internationalen Platz für die kommende Saison zu sichern.

Randnotizen

Führungswechsel – Mit 1.331 Torerfolgen stehen im Augenblick zwei HSC-Rechtsaußen gemeinsam an der Spitze der ewigen HSC-Torjägerliste seit dem Jahr 2000 – Ronny Göhl (1.098/233) und Florian Billek (1.020/311). Mit seinem nächsten Treffer löst Billek seinen Positions-Vorgänger nach über 12 Jahren an der Spitze ab und wird alleiniger Rekordhalter. Hinter Daniel Pankofer (7,2 Tore pro Spiel) und Alexander Auerbach (7,18) ist Billek mit 6,08 Treffern pro Partie auch da in der Spitzengruppe, hat dies zudem im Gegensatz zu den beiden Führenden, die nur jeweils eine Saison für den HSC aktiv waren, über nunmehr sieben Spielzeiten unter Beweis gestellt.

HC Erlangen – Der nächste Auswärtsgegner des HSC am kommenden Mittwoch hat seine Professionalisierung forciert und für die neue Saison Raul Alonso als Sportlichen Leiter präsentiert. Er leitete zwischen 2010 und 2015 das Nachwuchsleistungszentrum des THW Kiel, war Co-Trainer von Alfred Gislason. Zuletzt trainierte er den weißrussischen Serienmeister Brest, mit dem er vergangene Woche gegen den FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League ausschied.

Zweitliga-Aufstiegsrunde – Zwei aus acht – das gilt für den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Aus zunächst 14 Teams sind noch VfL Eintracht Hagen, HC Empor Rostock, HSG Hanau, HSG Krefeld, TuS Vinnhorst, HC Oppenweiler/Backnang, VfL Pfullingen und der 1. VfL Potsdam im Rennen. Zwei davon werden, im wahrscheinlichen Falle des Abstiegs, Gegner der Coburger in der kommenden Saison. Schaffen es die Potsdamer, die mit einem 35:27-Sieg in Hanau schon mit einem Bein in einem der beiden Endspiele stehen, kommt es für den Poltrum-Nachfolger Jan Jochens im Tor zu einem Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen. Aus Potsdam wechselte vor acht Jahren bereits der heutige Fitness-Trainer Phillip Barsties an die Itz.

Bild von Svenja Stache

Bericht von Ralph Bilek