Handball A-Jugend Bundesliga Ost
HSC 2000 Coburg – TV Gelnhausen 29:28 (12:13)
Herzklopfen und Gänsehaut pur herrschten in der BGS-Halle vor 100 frenetisch anfeuernden Zuschauern, die ein dramatisches und bis in die Schlussekunden spannendes Duell zwischen den Tabellennachbarn Coburg und Gelnhausen erleben durften. Beide Mannschaften schenkten sich nichts, kämpften ohne Ruhepausen, doch im Gegensatz zum HSC-Nachwuchs waren die Hessen von Anwurf weg hellwach und setzten mit beeindruckendem Geschwindigkeits-Handball ihre ersten vier Torwürfe höchst effizient in eine 1:4-Führung um. Trainer Martin Röhrig musste dringend reagieren, denn seine schwindelig gespielte Truppe hatte noch überhaupt keinen Faden gefunden, und daher nahm er schon nach exakt 2 Minuten und 43 Sekunden (!) die erste Auszeit! Tacheles wurde geredet, und das fruchtete. Die HSC-Youngsters drückten nun mächtig aufs Tempo und kamen auch bis zur 9. Minute auf 5:6 heran. Aber der Ausgleich wollte nicht gelingen – zwar kämpften sich die Gelb-Schwarzen auch in der Folge immer wieder auf ein Tor heran – 6:7, 7:8, 8:9 und 9:10, doch jedes Mal erhöhten die starken Gäste auf einen Zwei-Tore-Abstand. Im Gegenteil: ab der 25. Minute kam es zunächst noch schlimmer für die Hausherren, denn binnen einer Minute hieß es plötzlich 9:12. Die HSC´ler bewiesen jedoch Moral und verkürzten bis zur 27. Minute auf 11:12. Wie über die ganze erste Hälfte üblich, schlugen die Hessen mit dem 11:13 zurück. Als dann auch noch Nils Wendel mit einem donnernden Lattenkracher Pech hatte, witterten die Gäste die Chance, auf drei Tore davonzuziehen. Etwas über eine Minute vor Ende der ersten Hälfte nahmen die Gelnhäuser eine Auszeit. Die Coburger warfen alles in die Waagschale, verteidigten wendig und giftig und konnten drei Sekunden vor dem Pausensignal sogar den Spieß umdrehen und ihrerseits noch einmal auf den 12:13-Halbzeitstand verkürzen.
Zur zweiten Hälfte hatte der HSC Anwurf, doch wer geglaubt hatte, nun gelänge endlich der Ausgleich, der sah sich zunächst gründlich getäuscht. Wie bereits zu Beginn der ersten dreißig Minuten waren die Coburger auch in den ersten vier Minuten der zweiten Hälfte nicht präsent, was die Hessen blitzschnell zum Ausbau des Vorsprungs auf 12:15 nutzten. Das sollte sich aber ab der 34. Minute ändern. Ein ordentlicher Ruck ging durch die gesamte HSC-Mannschaft. Unterstützt von zahlreichen Paraden Fabian Apfels drehten die Hausherren nun mächtig auf, insbesondere Christopher Härtl und Lukas Dude waren nicht mehr zu halten und schlugen ein ums andere mal mit Treffern zu. Bis zur 35. Minute hieß es nur noch 14:16, bis zur 37. Minute 16:17 – dann gelang den Coburgern endlich der 17:17-Ausgleich. Jetzt verlief die Partie unter umgekehrten Vorzeichen – der HSC legte vor, Gelnhausen glich aus. In der 45. Minute gingen die Gastgeber wieder mit 23:22 in Front, doch nun folgte die vorentscheidende Wende in diesem ausgeglichenem Spiel. Die Vestestädter legten nämlich das 24:22, 25:22 und 26:22 nach. Die HSC-Abwehr rannte sich die Lunge aus dem Leib, machte der Gäste-Offensive das Leben immer schwerer. Dazu gesellte sich auch noch Fortuna, denn mindestens viermal schepperte ein Gelnhäuser Wurf an Latte oder Pfosten des gelb-schwarzen Tores. Umgekehrt hatte der HSC das Glück des Tüchtigen, dass mehrfach Würfe vom Innenpfosten des TVG-Kastens ins Tornetz-Innere weiter prallten. In der 51. Minute führte der HSC sogar 28:23, die Coburger spielten sich mit einer fantastischen Laufleistung in einen das Publikum mitreißenden Rausch. Im Grunde war das Spiel mit dem 29:24-Zwischenstand fünf Minuten vor dem Ende entschieden. Jetzt galt es, nichts mehr falsch zu machen und den Vorsprung sicher bis zum Schlusssignal zu verwalten. Genau diese Gedanken gingen den HSC-Spielern wohl durch den Kopf, denn plötzlich setzte fast eine gewisse Lähmung der bis dahin schwungvollen Leistung ein. Die Leichtigkeit und Unbekümmerheit, mit der die Hausherren zwanzig Minuten der zweiten Hälfte dominiert hatten, war auf einen Schlag verschwunden. Und der TV Gelnhausen spürte das sofort – bis zur 58. Minute holten die Hessen auf 29:27 auf. Der HSC versuchte durch eine Auszeit, Ruhe ins eigene Spiel zu bringen, doch gleich danach musste Fabian Apfel in der letzten Minute all sein Können aufbieten, um bei einem TVG-Tempogegenstoß den Ausgleich zu vereiteln. Jetzt mussten die Coburger nur noch den Ball halten, die Gelnhäuser schalteten auf Manndeckung um, in dieser Hektik verloren die Hausherren zu schnell den Ball, doch den Gästen blieb keine Zeit mehr. Gerade noch rechtzeitig ertönte die Schlussirene und sicherte den HSC´lern einen knappen, glücklichen, aber auf Grund der immensen Mannschaftsleistung gerade in der zweiten Hälfte hochverdienten Sieg, der den HSC auf Platz sechs in der Tabelle vorrücken lässt.
Für den HSC 2000 Coburg spielten: Fabian Apfel, Tizian Braun – Lukas Dude (9/1), Benjamin Beyer (1), Louis Korn (1), Justin Spörke, Nils Wendel (2), Jonas Wolter, Max Preller (2), Christopher Härtl (8), Dino Mustafic (3/2), Jakob Knauer (3)
Trainer: Martin Röhrig, Andreas Gahn
Bericht von Reiner Hennig
Bild von Iris Bilek