2. Handball-Bundesliga – Dazu ist ein Erfolg mit mindestens fünf Toren Differenz gegen TUSEM Essen nötig. Jan Gorr warnt vor dem Gegner, der auf dem drittletzten Platz liegt.
Coburg – Wer unter den 2.021 Zuschauern am vergangenen Samstagabend im Heimspiel gegen den VfL Eintracht Hagen saß, könnte geneigt sein, auch heute Abend mit einer ähnlich dominierenden Vorstellung des HSC 2000 Coburg zu rechnen, die das Spiel vor drei Tagen schon zur Halbzeit abhaken konnten. Gegner ist der TUSEM Essen (Anwurf um 17 Uhr). Genau deswegen erteilt HSC-Coach Jan Gorr diesem Ansinnen gleich eine Absage: „Das heute Abend wird ungleich schwerer. Keiner braucht damit zu rechnen, dass die Partie so läuft wie die am vergangenen Samstag.“
Gorr macht das an mehreren Dingen fest, auch wenn sein Team nach dem Tabellenschlusslicht erneut ein Team aus den hinteren Tabellenregionen zu Gast hat, das am vergangenen Freitag erstmals siegen konnte. „Im Gegensatz zu Hagen, die über viel Erfahrung verfügen, treffen wir diesmal auf ein junges Team, das ganz anders Handball spielt.“ Essen kommt über 60 Minuten mit hohem Tempo nach vorne, „läuft Gegenstoß auf Gegenstoß“, so Gorr. Viel wird abermals von der Deckung der Coburger abhängen. Die hat sich im bisherigen Saisonverlauf zum Bollwerk entwickelt, ist mit erst 133 Gegentreffern die beste in der Liga. Das liegt auch an den glänzend aufgelegten Torhütern Oliver Krechel und Jan Kulhanek. Doch nun wird dieses Duo, das sich zuletzt so gut ergänzt hat, gesprengt. „Die Muskelverletzung im rechten Oberschenkel von Jan Kulhanek lässt ein Mitwirken heute Abend nicht zu. Offen ist, wie lange er pausieren muss. Diesen Ausfall müssen wir auf jeden Fall kompensieren“, bedauert Gorr die Verletzung. „Ein ähnliches Spiel vom Ablauf wie gegen Hagen wäre gut, aber das wird nicht einfach. Essen steht ein bisschen mit dem Rücken zur Wand. Trotzdem wollen wie die beiden Punkte“, gibt sich Kulhaneks Stellvertreter Oliver Krechel kämpferisch.
Auch Dominic Kelm hält einen guten Start gegen Essen für wichtig: „Die stehen unten drin, da müssen wir unsere Abwehr so stellen wie gegen Hagen und vorne ein bisschen konsequenter werden.“ Das wird gegen die kompakte 6:0-Abwehr des Gegners schwer genug, „die auch mal mit einer 5:1- oder 4:2-Variante überrascht“, wie Gorr beobachtet hat. Bereits zum zweiten Mal nach der Partie Balingen gegen die Rhein Vikings spielt ihm der Spielplan in die Karten, denn der heutige und kommende Gegner trafen erst vergangenen Freitag aufeinander, so dass er sein Videostudium auf eine Partie konzentrieren kann. Während Gorr auf der Torwartposition zum Rochieren gezwungen ist, kehren Felix Sproß und Marko Neloski zurück und sollen „in einigen Spielphasen mit eingesetzt werden“, so der HSC-Trainer.
Die Essener sind in den vergangen drei Spielzeiten zwei Mal haarscharf am Abstieg vorbeigeschrammt, letzte Saison half nur das bessere Torverhältnis zum Verbleib in der Liga. Doch mit Jonas Ellwanger auf der Mittelposition und Dennis Szczesny im linken Rückraum, wobei sie die Positionen auch öfters wechseln, verfügen die Essener über ein Duo, das von der HSC-Abwehr wieder volle Konzentration erfordert. Im rechten Rückraum kommt mit Christoph Reissky ein „Berliner Fuchs“ dazu, der mit Zweitspielrecht für die Essener aufläuft und gleichzeitig ständig im Kader bei den Hauptstädtern steht. Er kennt die Arena aus dem vergangenen Herbst als er mit den Füchsen in Coburg auflief. Aus der HSC-Deckung heraus soll ein weiterer Heimsieg gelingen, auch wenn die Gäste im Rückzugsverhalten ebenso schnell sind wie auf dem Weg nach vorne, da sie kaum Abwehr und Angriff wechseln.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Patryk Foluszny, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Petr Linhart, Sebastian Weber, Stefan Lex, Benedikt Kellner (?), Florian Billek, Till Riehn, Marko Neloski, Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius. Trainer: Jan Gorr.
TUSEM Essen: Sebastian Bliß, Moritz Mangold; Noah Beyer, Jonas Ellwanger, Luca Witzke, Lukas Ellwanger, Karl Roosna, Richard Wöss, Dennis Szczesny, Felix Kasler, Carsten Ridder, Justin Müller, Malte Seidel, Tom Skroblien, Tim Zechel, Christoph Reißky. Trainer: Jaron Siewert
SR: Ronny Dedens / Nico Geckert
Die Lage in der Liga
Drei Partien finden am heutigen Feiertag statt, die auch dazu dienen, dass die Tabelle nun begradigt wird. Nach diesen haben dann alle 20 Mannschaften sieben Spiele absolviert. Dabei will sich der Bergische HC, als einzige Mannschaft noch ohne Punktverlust, die Spitzenposition vom VfL Lübeck-Schwartau zurückholen. Dazu reicht den Bergischen zwar schon ein Remis, doch in eigener Halle wollen sie sich gegen den derzeitigen Tabellensechzehnten HG Saarlouis auf keinen Fall eine Blöße geben.
Ebenfalls einen Heimsieg haben die DJK Rimpar Wölfe auf ihrer Feiertagsrechnung. Sie empfangen den Elften Dessau-Roßlauer HV. Nachdem die Partie beim TV Emsdetten am Wochenende verloren ging, soll so ein weiteres Abrutschen im derzeit noch engen Tabellenvorderfeld vermieden werden. Die Emsdettener bilden im Übrigen mit zwei Unentschieden neben Lübeck und dem BHC das Trio das bislang in dieser Saison noch nicht geschlagen die Halle verlassen musste.
Der Trainer des Gegners
Der neue Mann auf der Essener Trainerbank heißt Jaron Siwert. Er trat zu Saisonbeginn die Nachfolge von Stefan Krebietke an. Das Besondere an ihm – er ist so etwas wie der Hoffenheimer-Fußballcoach Julian Nagelsmann in der zweiten Handball-Liga. Denn Siwert ist gerade einmal 23 Jahre alt. Der BWL-Student, dessen Heimatstadt Berlin ist, feierte mit seinem Team am vergangenen Freitag mit dem 27:22-Heimsieg über den nächsten HSC-Gegner HC Elbflorenz die ersten Punkte der Saison und damit einen kleinen Befreiungsschlag. Siwert kam im Übrigen auf Empfehlung von DHB-Vizepräsident und Füchse-Manager Bob Hanning nach Essen.
Spruch der Woche
Keiner braucht damit zu rechnen, dass die Partie so läuft wie die am vergangenen Samstag. (Coburgs Trainer Jan Gorr)
Notizen am Rande
Rückblick – Auf den Tag genau vor 15 Jahren landete der HSC neben seinem Auftakterfolg in Melsungen zum Erstligaauftakt im vergangenen Jahr den wohl überraschendsten Erfolg. Als Neuling der Regionalliga Mitte reisten die Coburger am fünften Spieltag als Schlusslicht ohne Pluspunkt zum verlustpunktfreien Spitzenreiter HG Köthen. Dort gewannen sie sensationell mit 26:25, Top-Scorer beim HSC war damals Elvedin Mustafic mit sieben Treffern. In der entscheidenden Schlussphase im Coburger Tor: Stefan Apfel, der heutige Vorstandssprecher.
Sportler der Woche – Erst drei Wochen in Coburg und schon ist er im Blickpunkt. Marko Neloski, Leihgabe des Erstligisten TV Hüttenberg und Ersatz im rechten Rückraum für den Langzeitverletzten Tom Wetzel beim HSC 2000 Coburg ist schnell in der Vestestadt angekommen. Die Leser des Magazin „Franken aktuell Coburg Stadt & Land“ wählten das mazedonische Nachwuchstalent mit 52 Prozent zum Sportler der Woche.
Bericht von Ralph Bilek
Fotos von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)
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