Auswärtsschwäche der HSG Nordhorn-Lingen gilt es zu nutzen. Mit einem Sieg zieht der HSC Coburg in der Tabelle am Gegner vorbei.
„Wir haben jetzt im Dezember noch so viele schwere Spiele, müssen dabei noch so viele Punkte wie möglich holen, da bleibt gar keine Zeit, lange über die erneute Derby-Niederlage nachzudenken“. Dominic Kelm hat die Derbypleite von Rimpar längst abgehakt.
Nicht nur ihm scheint bewusst, dass für den HSC 2000 Coburg in den kommenden 17 Tagen so etwas wie die „Wochen der Wahrheit“ bevorstehen. Nur mit Siegen kann der Traum vom sofortigen Wiederaufstieg weiterleben!
Mit welcher Punkteausbeute er in den verbleibenden vier Spielen 2017 zufrieden wäre, lässt Coburgs Trainer Jan Gorr offen: „Wir schauen nur von Spiel zu Spiel und da ist das nächste das schwerste von den vier“. Froh ist der Trainer, wenn sich die Verletztenreihen in den kommenden Wochen lichten. Neben Jan Kulhanek, der bereits letzte Woche wieder zwischen den Pfosten stand, hoffen auch Petr Linhart und Marko Neloski vor ihrem Comeback.
Die HSG Nordhorn-Lingen ist kein Team, das so im Vorbeigehen geschlagen werden kann, auch wenn deren letzter Auswärtssieg vom 30. September datiert. Nur in Aue, Konstanz und Eisenach gewann die HSG.
Aber der deutsche Vizemeister von 2002 und EHF-Pokalsieger von 2008 hat vor dem Saisonstart bereits bewiesen, dass man auch mit Top-Teams mithalten kann. In der 2. Runde um den DHB-Pokal zwangen sie den aktuellen Zweiten der DKB-Handball-Bundesliga, die Füchse Berlin, in die Verlängerung, die sie dann aber mit 31:34 verloren.
„Nordhorn überzeugt mit hoher personeller Kontinuität und starker Abwehr. Luca de Boer und Toon Leenders sind ein Mittelblock, an dem wir erst einmal vorbeikommen müssen.“ Ist das geschafft, „dann steht mit Björn Buhrmester ein ausgezeichneter Torwart dahinter“, weiß Gorr um die Schwierigkeiten zu Torerfolgen zu kommen. Ein einfaches Mittel wären Konter, da hat Coburg, nimmt man gerade das letzte Spiel in Rimpar, aber extremen Nachholbedarf.
„Nordhorn gehört zu den Urgesteinen in der 2. Liga mit verlässlichen Spitzenleistungen“, schätzt Gorr den Gegner als solchen ein, der um die Vergabe der Aufstiegsplätze durchaus mitreden kann. In den vergangenen acht Jahren belegte der HSC-Gegner bis auf eine Ausnahme (10. Rang 2011/2012) in der 2. Liga stets einen einstelligen Tabellenplatz. 2020 will der Verein die Rückkehr in die 1. Liga geschafft haben.
Dafür müssen die Auswärtsleistungen der in eigener Halle noch unbesiegten Mannschaft aber viel besser werden. Das weiß auch Nordhorns Coach Heiner Bültmann. Und Gorr ist vor der niederländisch-deutschen Rückraumreihe des Gegners gewarnt. „Wiese, Miedema, Terwolbeck, Verjans – gegen die brauchst du eine gute Beinarbeit, eine optimale Abwehrleistung. Auch wenn ich ein insgesamt sehr attraktives Spiel erwarte, wird es ohne Kampf und Leidenschaft nicht gehen.“ Dazu wird auch gehören, die Konter über Yannik Fraatz auf der rechten und Lasse Seidel auf der linken Seite zu unterbinden. Wie ausgeglichen die HSG besetzt ist, zeigt auch ein Blick auf die Torjägerliste. Dort befindet sich kein Spieler unter den Top 25. Aber der HSC wird sich mit seiner zweitstärksten Abwehr der Liga dagegenstemmen.
Nach dem Nordhorn-Spiel, die derzeit mit 21:11 Punkten zwei Zähler vor dem HSC stehen, geht es nächsten Sonntag zum punktgleichen TV Emsdetten. Danach folgen die „Weihnachtskracher“ gegen Spitzenreiter Bergischer HC und dem Tabellenzweiten VfL Lübeck-Schwartau, die vergangene Woche dem BHC die erste Saisonniederlage beibrachten.
Die Akteure
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel – Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Petr Linhart (?), Sebastian Weber, Stefan Lex, Benedikt Kellner, Jakob Knauer (?), Florian Billek, Till Riehn, Marko Neloski (?), Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius. – Trainer: Jan Gorr.
HSG Nordhorn-Lingen: Björn Buhrmester, Fabian Kaleun; Nicky Verjans, Stephan Wilmsen, Lutz Heiny, Toon Leenders, Pavel Mickal, Patrick Miedema, Yannik Fraatz, Terwolbeck, Luca de Boer, Vorlicek, Smit, Lasse Seidel, Johannes van Lengerich. Trainer: Heiner Bültmann.
SR: Jan Lier / Manuel Lier.
Die Lage in der Liga – Spitzenspiele stehen an
Dem neuntplatzierten HSC 2000 „fehlen“ eigentlich nur die fünf Punkte gegen drei Teams aus dem hinteren Tabellendrittel um weiter vorne mitmischen zu können. Denn beim HC Elbflorenz auf Platz 13 (empfangen die HSG Konstanz) und der dahinter rangierenden Eintracht Hildesheim (erwarten den ThSV Eisenach) gab es Niederlagen, beim Wilhelmshavener HV (gastieren beim VfL Eintracht Hagen) reichte es nur zu einem Unentschieden. Dann könnte Coburg dort mitmischen, wo die Top-Vier-Teams am kommenden 17. Spieltag unter sich sind.
Dabei erwartet der Vierte SG BBM Bietigheim (23:9 Punkte) den VfL Lübeck-Schwartau (2. Platz, 24:8). Die kommen mit der Empfehlung letzte Woche beim Bergischen HC deren bis dato „weiße Weste“ „bekleckert“ und beide Punkte mitgenommen zu haben. Der BHC hat mit 30:2 Punkten immer noch genügend Vorsprung, will nun gleich eine neue Serie starten. Die Aufgabe, die bereits am heutigen Freitagabend ansteht, könnte aber kaum schwerer sein. Der Spitzenreiter muss zum „Spitzenreiter“ der Heimtabelle. HBW Balingen-Weilstetten, auf Platz 3 mit 23:9 Punkten, hat in eigener Halle noch keine Partie verloren. Die gleiche Bilanz hat nur Coburg-Gegner Nordhorn aufzuweisen und die Balinger sind „heiß“ auf das Spitzenduell.
Mannschaft der Stunde und Spitzenreiter, nimmt man die letzten sechs Spieltage, ist TUSEM Essen. Sie sind sechs Mal in Folge ungeschlagen geblieben. Gleiches trifft auf die DJK Rimpar-Wölfe zu, so dass gespannt abgewartet werden muss, wessen Serie sich fortsetzt. Auch diese Partie ist unter diesem Aspekt ein weiteres Spitzenspiel.
Spruch der Woche
„Nordhorn gehört zu den Urgesteinen in der zweiten Liga mit verlässlichen Spitzenleistungen“ (Jan Gorr zum Gegner)
Notizen am Rande
Aufstiegscheck – Vor der Saison wurde auf der die Homepage der DKB-Handball-Bundesliga ein Aufstiegscheck gemacht. Neben den drei Absteigern wurde da zwei weiteren Teams zugetraut, in die Beletage des deutschen Handballs vorzudringen. Das waren nicht nur der letzte HSC-Gegner DJK Rimpar Wölfe sondern auch der kommende Gegner HSG Nordhorn-Lingen.
Zeitstrafen – Während der HSC 2000 Coburg mit 34 Zeitstrafen weiter abgeschlagenes Schlusslicht ist, der Vorletzte, Bergischer HC hat 14 Strafminuten mehr kassiert, führt der Nordhorner Kreisläufer Toon Leenders diese zweifelhafte Tabelle mit alleine 22 Zeitstrafen, zu denen drei rote Karten dazukommen, an. Sein Team kommt auf insgesamt 65 Zeitstrafen.
Zuschauer – Lange war Coburg in der zweiten Liga der Zuschauerkrösus. In der Saison 2014/2015 kamen im Schnitt 2.541, in der Erstligaaufstiegssaison sogar 2.675 Zuschauer zu den Spielen in die HUK-COBURG arena. Im Augenblick liegt der Schnitt beim 2.054 Besuchern. Damit rangiert der HSC auf Platz Zwei, überholt vom Gegner, der HSG Nordhorn-Lingen, die es auf 2.480 Zuschauer bringt.
Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)