Im fünften Vergleich mit dem TV Emsdetten gab es gestern Abend beim 27:27 erneut keine Niederlage. Coburg hatte vor der Partie drei Ausfälle zu beklagen, aber immerhin gab Petr Linhardt sein Comeback. Abpraller gab es fast nur für den Gastgeber.

Der HSC 2000 Coburg war am gestrigen Abend beim TV Emsdetten Gast auf einer besonderen Handballbühne. Denn der Gegner absolvierte sein 1.000 Zweitligaspiel, das 500. vor eigenem Anhang. Da wollte die Mannschaft von Trainer Daniel Kubes natürlich nicht verlieren und agierte lange souverän. Aber Coburg gab sich auch bei einem zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstand nicht geschlagen und sicherte sich mit dem 27:27 drei Sekunden vor dem Abpfiff am Ende glücklich, aber hochverdient einen Punkt, bleibt gegen Emsdetten somit ungeschlagen. Dabei entstand eine fast schon kuriose Situation zwischen der 17. und 42. Minute. Emsdetten zog immer wieder auf fünf Tore weg, nicht mehr, Coburg verkürzte auf drei Treffer, aber nicht weniger. Das bis zum 24:18 und da war nicht zu erwarten, dass Coburg noch einen Zähler würde mitnehmen können. „Es war nach dem Spielverlauf tatsächlich ein gefühlter Sieg, gerade in unserer besonderen Situation.“ Welche?

Mit bittersüßer Miene reagierte Coburgs Trainer Jan Gorr kurz nach dem Aussteigen aus dem Bus in Emsdetten auf die Frage, ob personell alles im „grünen Bereich“ sei. Eine Frage, die nicht erst in dieser Hinrunde fast schon obligatorisch ist, soll damit doch die aktuelle Aufstellung klar sein. Die war in letzter Zeit sehr oft anders als noch in der Mitte der Woche von ihm dargestellt. Zwar kehrte Petr Linhardt wie fast erwartet zurück, dafür gab es drei neue „Verletzt-Meldungen“, die der personellen Misere beim HSC Fortgang verschafften. „Oliver Krechel hat sich im Training eine Sprunggelenks- und Kapselverletzung zugezogen, wird bis Januar ausfallen. Romas Kirveliavicius und Tobias Varvne müssen den extrem belastenden letzten Wochen, in denen sie häufig durchspielen mussten, Tribut zollen. Muskuläre Probleme machen einen Einsatz nicht möglich. Trotzdem wollen wir damit positiv umgehen, jetzt sind andere gefordert“, äußerte sich Gorr.

Während der Gegner mit seinem kleinen Kader aus dem Vollen schöpfen konnte, musste Coburg also auf die erfolgreichsten Werfer der vergangenen Woche verzichten, hinzu kam, dass der Abwehrblock der Coburger einmal mehr gesprengt wurde. Und dann begann auch noch alles mit einem vergebenen Strafwurf der Coburger. Die liefen von Beginn an dem Rückstand hinterher, blieben aber mit drei sicher verwandelten Strafwürfen von Florian Billek zumindest erst einmal dran. Aber die Abwehr bekam keinen Zugriff auf den Rückraum der Gastgeber mit Adams und Krings. Von Glück konnte Georg Pöhle in der elften Minute reden, da die Schiedsrichter seinen Ellenbogencheck in die Magengrube von Billek nicht gesehen hatten. Überhaupt wurde in der TVE-Abwehr an der Grenze des Erlaubten gearbeitet. Die Coburger mussten fast für jeden Treffer viel Geduld aufwenden um eine Lücke in den gegnerischen Abwehrverband zu reißen.

Im letzten Viertel der ersten Halbzeit machten zwei Treffer von Petr Linhardt in kurzer Folge Hoffnung darauf den Rückstand endlich einmal entscheidend verkürzen zu können. Doch immer gerade dann, wenn in der Abwehr, die nun besser stand, Bälle erobert wurden, gingen die vorne wieder verloren. Viele Spielanteile bekam Benedikt Kellner, der „einen Strich“ ins Tordreieck setzte und Felix Sproß zwei Mal toll bediente. Nicht selbstverständlich für den Nachwuchsspieler bei der kompromisslosen TVE-Abwehr, die bis zum Wechsel 10 Strafminuten kassierte.
Auch die zweite Halbzeit begann aus Coburger Sicht schlecht – Marko Neloski nagelte den Ball ans Lattenkreuz, der Konter von Emsdetten war eines der Tore, die sie erneut auf fünf Treffer davonziehen ließen. Dass auch der HSC das Kontern beherrscht, bewiesen sie vor dem 17:14. Doch immer wieder tankten sich die Rückraumspieler von Emsdetten durch die HSC-Abwehr. Da hatten die an dem Tag mehr Alternativen und trafen immer wieder auf eine an diesem Tag nicht verwundbare und nicht so sattelfeste Coburger Defensive. Und als kleines „Jubiläumsgeschenk“ landete aber auch jeder vom Tor oder TW Kulhanek abprallende Ball in ihren Händen und der HSC hatte da immer das Nachsehen, der fünfte vor dem 25:21. Trotzdem war der HSC plötzlich einmal näher als drei Tore am Gegner dran, allerdings in dieser Phase auch oft dezimiert, was eine noch offenere Partie verhinderte. Doch Coburg glaubte an sich und sicherte sich mit einer tollen Teamleistung in einer dramatischen Schlussphase noch einen Zähler. Da machte Felix Spross alles richtig, als er den Ball nicht aufs leere Tore warf, sondern erst einmal den Ball sicherte, den Lex wenig später zum Ausgleich verwandelte.

STIMMEN
HSC-Trainer Jan Gorr: „Mein Team hat immer an sich geglaubt, trotz der emotionalen Atmosphäre in der Halle und dem klaren Rückstand. Vor der Pause haben wir keinen Zugriff bekommen, hatten eine schlechte Quote, haben uns für die Aufholjagd dann aber belohnt.“

TVE-Trainer Daniel Kubes: „Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Lange haben wir alles richtig gemacht und hätte auch gewinnen müssen, gerade in diesem besonderem Spiel. Nach der Pause war Coburg klar besser und hatte die Schlussphase für sich.“

STATISTIK

TV Emsdetten – HSC 2000 Coburg 27:27 (15:12)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Patryk Foluszny; Philipp Barsties, Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (4), Dominic Kelm (3), Petr Linhardt (2), Sebastian Weber (1), Stefan Lex (3), Benedikt Kellner (2), Florian Billek (8/6), Till Riehn (2), Marko Neloski (1). Trainer: Jan Gorr.

TV Emsdetten: Mark Ferjan, Konstantin Madert; Merten Krings (5), Marten Franke (2), Yannik Terhaer (2), Jan Hübner, Paul Kolk, Nick Steffen, Yannik Dräger (1), Dirk Holzner (8/2), Sven Wesseling (2/2), Jasper Adams (7), Andre Kropp, Georg Pöhle. Trainer: Daniel Kubes.

SR: Frederic Linker / Sascha Schmidt

Spielfilm: 2:0 (3.), 3:2 (6.), 6:3 (9.), 8:4 (12.), 8:5 (17.), 10:5 (20.), 11:8 (24.), 13:8 (27.), 13:10 (28.), 15:10 (29.), 15:12 – 17:12 (32.), 17:14 (34.), 19:14 (36.), 20:16 (38.), 21:18 (40.), 23:18 (42.), 24:18 (44.), 24:21 (47.), 25:23 (52.), 27:24 (54.), 27:27.

Zuschauer: 1.765 in der Ems-Halle

Strafminuten: 14 (Krings, Holzner, Dräger, Kropp, Pöhle 4, Wesseling) – 12 (Billek, Lex, Hagelin, Weber, Barsties 4)

Siebenmeter: 4/5 (Holzner scheitert an Kulhanek) – 6/7 (Riehn scheitert an Madert)

Beste Spieler: Holzner, Krings, Adams – Riehn, Sproß.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)