Der HSC 2000 Coburg steht bereits am Freitagabend vor dem Re-Start in der 2. Handball-Bundesliga nach der Länderspielpause. Dabei gastiert das Team von Geschäftsführer und Trainer Jan Gorr beim Aufsteiger und Tabellenvorletzten TuS Vinnhorst (Anwurf um 19.30 Uhr, Übertragung bei Dyn). Doch die Platzierung der Gastgeber sollte die Coburger nicht in Sicherheit wiegen.
Aufgrund der engen Konstellation in der Liga, in der augenscheinlich jeder jeden schlagen kann, wie nicht zuletzt der vergangene Spieltag bewiesen hat, ist die Tabellenposition nur bedingt aussagekräftig. Gegen Lübeck, beim ASV Hamm-Westfalen und beim TuS Nettelstedt-Lübbecke unterlag der 172. Neuling nur mit einem oder zwei Toren Unterschied, gegen Essen gab es ein Unentschieden, gegen Elbflorenz gelang der erste Zweitligasieg der Vereinsgeschichte. Diese Ergebnisse zeigen, dass Vinnhorst in der Lage ist, mit den etablierten Teams durchaus auf Augenhöhe zu agieren. „Sie haben Hamm 59 Minuten dominiert, da steckt mehr Qualität im Team, als es das Tabellenbild jetzt hergibt“, warnt der HSC-Coach Jan Gorr vor dem Gegner. Zwischen 2016 und 2019 stieg Vinnhorst, ein Stadtteil im Norden von Hannover, in vier Jahren drei Mal auf.
Die Krönung war der erstmalige Aufstieg in die 2. Liga im Sommer, den die Verantwortlichen unter das Motto „Gekommen, um zu bleiben“ gestellt haben. Dafür steht stellvertretend der Vinnhorster Rückraum: Melf Hagen als „Vollstrecker“, so Gorr, und Matthias Hild „mit großer Durchschlagskraft“ aus der Entfernung. Hinzu kommt der „Stabilitätsposten“ auf der Mittelposition, Falk Kolodziej. Der Sohn des langjährigen Landestrainers des Bayerischen Handballverbandes (fast 30 Jahre bis zu seinem Ruhestand 2022) Christoph Kolodziej machte bereits in Diensten des TuS Fürstenfeldbruck in der Zweitliga-Saison 2021/2022 auf sich aufmerksam, als er mit 183 Toren auf Platz 8 der Torjägerliste lag, den Abstieg des Teams aber nicht verhindern konnte. Er wechselte dann zum TuS Vinnhorst. „Seine Spielweise ist äußerst lebendig, er ist sehr gut im Eins-gegen-eins und immer wieder der Initiator von Angriffshandlungen“, weiß Gorr um die Stärke des Spielmachers. Da kommt Schwerstarbeit auf die HSC-Deckung zu.
Das HSC-Abwehrspiel wird derzeit bestimmt vom Zusammenspiel des Innenblocks um Bartlomiej Bis und Jan Schäffer. Dass die Coburger scheinbar geschickter zu Werke gehen, zeigt ein Blick auf die Zeitstrafen-Bilanz. Da liegt der HSC mit 31 verhängten Auszeiten auf dem vorletzten Platz, „Spitzenreiter“ Nordhorn-Lingen weist dagegen 55 auf, hat bereits drei Rote Karten kassiert.
Gorr war es nach den vielen Verletzungen in der ersten Saisonphase wichtig, „jetzt wieder alle Spieler auf ein Level zu bringen“. Gerade im Hinblick auf die fünf Spiele in 19 Tagen, die die Coburger im November zu absolvieren haben. Die Pause kam dem HSC-Coach gerade recht. Auch Akku aufladen war angesagt.
Nur phasenweise im Training dabei waren die bei ihren Nationalteams weilenden Pavels Valkovskis (Lettland), Arkadiusz Ossowski und Bartlomiej Bis (beide Polen). Felix Jaeger laboriert noch an einer Steißbeinprellung, die er sich gegen Nettelstedt-Lübbecke zuzog. Sein Einsatz ist fraglich. Krank gemeldet hat sich auch Jakob Knauer. Über seinen Einsatz wird erst kurzfristig am Freitag entschieden.
„Natürlich hatten wir jetzt die Zeit, alles etwas zu individualisieren, insoweit hat das auch geklappt“, gibt sich Gorr trotz der erneut fehlenden Akteure optimistisch. Dabei baut der HSC-Trainer insbesondere auf die Deckung. Doch auch der Gegner, dem es an Konstanz fehlt, um besser dazustehen, und der ähnlich wie der HSC mit einigen Verletzungen und Ausfällen zu kämpfen hatte, sieht die Abwehr als Basis für Erfolge an. Bevorzugt agiert Vinnhorst in einer 5:1-Formation. Und dahinter warten mit Thomas Kristoffersen, der vom polnischen Champions-League-Teilnehmer Wisla Plock ausgeliehen wurde, oder auch Stefan Hanemann, der zusammen mit Kolodziej aus Fürstenfeldbruck kam, starke Torhüter.
Handballerisch wollte Gorr zudem zusammen mit seinem Team in der Länderspielpause „bessere Lösungen finden“. Beim Aufsteiger wird sich nun zeigen, inwieweit das gelungen ist. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit Marcel Timm. Der Ex-HSCler (2018 bis 2020) ist zwischenzeitlich etwas herum- und zu Ehren gekommen. Beim TBV Lemgo gewann er den DHB-Pokal, wurde vom Verein im November 2021 allerdings freigestellt.
Anfang 2022 wechselte er zum österreichischen Erstligisten Bregenz Handball, sicherte sich mit seinem Team den ÖHB-Cup. Von dort wechselte Timm, der in Coburg immer für das „Humba“ nach Siegen verantwortlich war, in den hannoverschen Vorort. Die Coburger werden alles daransetzen, dass es am Freitagabend kein „Humba“ für die Heimmannschaft gibt.
HSC 2000 Coburg: van der Merwe, Apfel – Runarsson (?), M. Jaeger, Dettenthaler, Bis, Glatthard, Fuß, Obranovic, Ossowski, Billek, Herzig, Krone, Knauer, Valkovskis (?), Schäffer, F. Jaeger (?)
Trainer: Gorr
TuS Vinnhorst: Kristoffersen, Hanemann – Mileta, Stasch, Kolodziej, Buntic, Ruddat, Lungela, Mazic, Gertges, Hagen, Timm, Müßner, Durmaz, Hild, Schröder (?)
Trainer: Dominikovic
Schiedsrichter: Leon Barmann / Nico Barmann
Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.
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Bericht von Coburger Tageblatt
Bild von Svenja Stache