Der gebürtige Mittelhesse trifft mit seiner Mannschaft am Freitag um 20 Uhr beim TSV Hüttenberg auf seinen ehemaligen Klub.
Jan Gorr kehrt am Freitagabend an seine alte Wirkungsstätte zurück: Von 2005 bis 2012 trainierte der gebürtige Gießener den TV Hüttenberg sechs Jahre in der 2. Liga und eine Saison im deutschen Handball-Oberhaus. „Wenn man dort so lange Trainer war und auch selbst in der Jugend gespielt hat, ist es natürlich ein besonderes Spiel. Ich freue mich, viele alte Bekannte zu treffen“, sagt Gorr. Es ist nicht der erste Ausflug des 40-Jährigen zu seinem ehemaligen Klub in einem Pflichtspiel, bereits in der Saison 2014/15 trafen Coburg und Hüttenberg in der 2. Liga aufeinander. Die drei vergangenen Spielzeiten waren beide Mannschaften dann in unterschiedlichen Ligen unterwegs.
Nachdem es vor einigen Monaten zwei Aufeinandertreffen bei Vorbereitungsturnieren gab, steht am heutigen Freitag um 20 Uhr in der Sporthalle Ost in Gießen mal wieder ein Pflichtspiel auf dem Programm. Auch wenn es für Gorr eine besondere Auswärtsreise ist, lenkt er seinen Blick schnell aufs Wesentliche „Wir wollen unsere positive Serie weiterführen und mit einem Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten einen Big Point landen.“ Wenn man alleine den Tabellenstand als Maßstab (1. Coburg, 16. Hüttenberg) nimmt, ist von direkter Konkurrenz aktuell nichts zu sehen, doch nicht nur Gorr erwartet die Hessen in einigen Wochen im oberen Tabellendrittel. „Hüttenberg hat sich bisher unter Wert verkauft“, so Gorr. Erst im vierten Anlauf gelang dem Bundesliga-Absteiger zuletzt in Wilhemshaven der erste Erfolg.
Und auch beim 26:22-Sieg im hohen Norden waren die Hüttenberger lange Zeit einem Rückstand hinterhergelaufen und bekamen die Partie erst Mitte der zweiten Halbzeit unter Kontrolle.
Zwei Wochen vorher unterlagen die Hessen vor heimischer Kulisse den TSV Bayer Dormagen knapp mit 29:30 – eben jenen Gegner, den die Coburger am Samstag mit 37:21 aus der Halle fegten. „Hüttenberg hat sich das ganz anders vorgestellt, ich denke, es ist vor allem ein mentales Problem“, erklärt Gorr. „Wenn man aus der Bundesliga absteigt, geht man davon aus, sich automatisch in der 2. Liga oben festzusetzen. Aber das ist in dieser Liga nicht der Fall.“
An der sportlichen Qualität der Hessen zweifelt Gorr indes nicht, sieht die Mannschaft mit den neuen Rückraumschützen Markus Stegefelt (kam aus Balingen) und Dieudonne Mubenzem (Dukla Prag) sogar insgesamt besser aufgestellt als vergangene Saison. Einzig der Weggang von Mittelmann Dominik Mappes (zum HC Erlangen) konnte laut Gorr nicht ganz aufgefangen werden, auch wenn das 22-jährige Spielmacher-Talent Björn Zintel (kam aus Hamm) bisher durchaus überzeuge.
In der Vorbereitung unterlag der HSC den Hüttenbergern zweimal: beim F.a.n.-Cup in Kleinostheim mit 34:35 (nach Siebenmeterwerfen) und beim Linden-Cup mit 27:32. „Da hat es bei uns noch nicht richtig zusammengepasst“, will Gorr diesen Testspielen zwar keine zu hohe Bedeutung beimessen, analysierte die 120 Minuten aber in den vergangenen Tagen trotzdem gewissenhaft mit seinem Team.
Besonderes Trainerduell
Auffällig bei den Hüttenbergern sei die offensive Deckungsformation, die Trainer Emir Kurtagic häufig anwendet. „Auf einer funktionierenden Deckung beginnt ihr Spiel mit hohen Tempo. Sie kommen im Angriff eher über das Kollektiv“, erklärt Gorr, den mit seinem Gegenüber Kurtagic eine besondere Geschichte verbindet.
Nach seiner siebenjährigen Amtszeit in Hüttenberg sollte Gorr im Sommer 2012 den VfL Gummersbach übernehmen, trotz gültigen Vertrags stand er aber nie an der Seitenlinie. Die Gummersbacher Verantwortlichen entschieden sich damals kurzerhand für Kurtagic als Trainer, der dem VfL als „Feuerwehrmann“ 2011/2012 noch den Bundesliga-Klassenerhalt sicherte. Nach sechs Jahren in Gummersbach übernahm der Bosnier nach seiner Entlassung im März 2017 sieben Monate später den TV Hüttenberg, mit dem er allerdings den Ligaverbleib knapp verpasste. Im Idealfall soll Kurtagic die Hessen gleich gleich wieder ins Oberhaus zurückführen, dafür müssen seine Mannen aber ganz anders auftreten als in den ersten vier Saisonpartien.
„Die Hüttenberger werden alles dafür tun, nicht noch ein Heimspiel zu verlieren“, sagt Gorr, dessen Mannschaft nach dem starken Saisonstart vor Selbstvertrauen strotzt. „Es fällt derzeit vieles einfacher, aber man muss schon aufpassen, dass sich nicht ,Bruder Leichtfuß‘ einschleicht. Aber bei uns sind nach wie vor alle Spieler sehr fokussiert.“ Mit nahezu dem kompletten Kader (bis auf die Langzeitverletzten Petr Linhart und Philipp Barsties) sei die Trainingsqualität so hoch wie lange nicht mehr und kein Vergleich zu vergangenen Saison, als sich sich das Team mangels Alternativen mehr oder weniger von alleine aufstellte, so Gorr. Kreisläufer Sebastian Weber musste wegen Rückenproblemen zuletzt kurzzeitig mit dem Training pausieren, sollte aber heute mit dabei sein.
Freitag, 20 Uhr: TV Hüttenberg – HSC 2000 Coburg
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Marcel Timm, Pontus Zetterman, Anton Prakapenia, Max Jaeger, Christoph Neuhold, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber (?), Florian Billek, Jakob Knauer, Tobias Varvne Es fehlen: Petr Linhart, Philipp Barsties Trainer: Jan Gorr TV Hüttenberg: Simon Bohne, Fabian Schomburg, Nikolai Weber; Merlin Fuss, Tomas Sklenak, Moritz Lambrecht, Christian Rompf, Moritz Zörb, Mario Fernandes, Ragnar Johannsson, Markus Stegefelt, Dieudonne Mubenzem, Tobias Hahn, Björn Zintel, Daniel Wernig, Johannes Klein Trainer: Emir Kurtagic SR: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff
Bericht von Maximilian Glas
Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)